Übernahme der Kaiser's-Filialen Anwohner fürchten um Nahversorgung

BONN · Erst Anfang Juli hat Kaiser's seine jüngste Filiale im Facharztzentrum am Beueler Konrad-Adenauer-Platz eröffnet. So gibt es derzeit neun Läden der Kette in Bonn.

 Bei den Anwohnern beliebt: Der Kaiser's-Markt im Herzen Endenichs.

Bei den Anwohnern beliebt: Der Kaiser's-Markt im Herzen Endenichs.

Foto: Barbara Frommann

Edeka plant Mitte kommenden Jahres, die komplette Lebensmittelsparte von Tengelmann zu übernehmen. Doch was geschieht dann mit den bestehenden Geschäften und den Mitarbeitern? Zahlreiche Anwohner fürchten zudem, dass sie bald nicht mehr fußläufig einkaufen gehen können.

Kaiser's am Haager Weg ist der einzige Lebensmittelladen auf dem Venusberg. Der Schlecker-Markt schräg gegenüber ist schon seit mehr als zwei Jahren dicht, von der Sparkasse an der Sertürner Straße ist nur noch ein Bankautomat übriggeblieben. So sei bei Kaiser's schon ganz gut was los, "hier ist ja sonst nichts", sagt eine Mitarbeiterin der Venusberg-Apotheke.

Vielleicht würde das Lebensmittelgeschäft bei der Übernahme durch Edeka einfach nur umbenannt, vermutet sie. Was auch Clausdieter Lauer vom Tabakladen nebenan nicht so schlecht fände. Wenn der Laden aber ganz wegfallen würde, seien vor allem die älteren Venusberger betroffen. "Dann wäre hier oben tote Hose", sagt Lauer.

"Wir machen uns keine Sorgen", sagen zwei gut gelaunte Kolleginnen in der Kaffeepause, die beide schon seit gut 25 Jahren bei Kaiser's arbeiten. Alles, was sie von der Übernahme wissen, haben sie aus der Presse. Die Filiale mit 20 Mitarbeitern sei erst vor zwei Jahren umgebaut worden. Ein Argument für den Erhalt sei auch, dass die Kunden - wenn gewünscht - persönlich betreut werden. Da bekommt manche Seniorin auch schon mal die Ware eingepackt. "Es gibt eine große Stammkundschaft", so die Verkäuferinnen.

Die Kollegen an den Endenicher Straße wissen selbst noch nicht so genau, wie es weitergehen soll. Der Rewe an der Röckumstraße wurde Ende 2013 geschlossen, der nächste Vollsortimenter befindet sich erst in der Alten Bushalle an der Karlstraße. Der Kaiser's in der Endenicher verkehrsberuhigten Zone wird entsprechend gut genutzt, was auch Hans-Jakob Nettekoven festgestellt hat. "Vor allem von den Älteren", sagt er. "Ich habe Bedenken, dass die zumachen", sagt Siegfried Wagner. Er sei extra in die Nähe gezogen, um nicht immer mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren.

Die Edeka-Zentrale will derzeit noch keine näheren Angaben zu Details der Übernahme oder einzelnen Standorten machen. "Die Übernahme ist ja erst für Mitte nächsten Jahres geplant und steht zudem noch unter Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts", sagt Gernot Kasel von der Unternehmenskommunikation.

Es sei aber erklärte Absicht, "dass die Filialen von Kaiser's Tengelmann im genossenschaftlichen Edeka-Verbund mit einer Zukunftsperspektive weiterarbeiten, die Verbraucher versorgen und den regionalen Wettbewerb weiter aufrechterhalten können". Edeka plant den Erwerb der 451 Lebensmittelmärkte der Kaiser's Tengelmann GmbH in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen zum 30. Juni 2015. Dort sind 15.958 Mitarbeiter beschäftigt.

"Es ist uns trotz massiver Anstrengungen in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr gelungen, das Unternehmen erfolgreich am Markt zu positionieren", sagt Ann-Kathrin Kleemann von der Pressestelle der Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG.

Die jüngste Analyse habe ergeben, dass Kaiser's Tengelmann es auch mit größten Anstrengungen nicht aus eigener Kraft schaffen würde, sich als kleiner Anbieter mit lediglich 0,6 Prozent Marktanteil im hart umkämpften deutschen Lebensmittelmarkt zu behaupten. "Auch wenn diese Entscheidung der Familie extrem schwergefallen ist, so war der Verkauf am Ende doch unausweichlich."

Nun würden die Märkte nach und nach an selbstständige Kaufleute übergeben. "Dadurch erhalten viele Filialleiterinnen und Filialleiter die Chance auf Selbstständigkeit unter dem Dach der Edeka", sagt Kleemann. Allerdings hätten sich die Parteien darauf verständigt, bis zur Genehmigung durch das Bundeskartellamt keine weiteren Angaben zu machen, also auch nicht zu vielleicht möglichen Schließungen von Geschäften in Bonn. Erst wenn die Zustimmung des Kartellamtes vorliegt, könne der Vertrag vollzogen werden.

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