Gesellschaftliches Zusammenleben Doppelleben zwischen den Kulturen

DRANSDORF · Dransdorf ist multikulti, in keinem Stadtteil leben mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Die Wurzeln der rund 5200 Bewohner reichen in etwa 90 Länder.

 Sechs Forscherteams waren in Dransdorf unterwegs: (von links) Projektleiter Benjamin Etzold sowie Valentin Idel und Max Windolf drehten dabei den Film über den Ort.

Sechs Forscherteams waren in Dransdorf unterwegs: (von links) Projektleiter Benjamin Etzold sowie Valentin Idel und Max Windolf drehten dabei den Film über den Ort.

Foto: Horst Müller

Deren Alltag und das Zusammenleben werden geprägt durch kulturelle und religiöse Unterschiede, verschiedene soziale Bedingungen sowie ungleiche wirtschaftliche Möglichkeiten. Neben- oder Miteinander? Wie lebt es sich in Dransdorf?

Im Rahmen eines Projektseminars unter Leitung von Benjamin Etzold haben sich Studenten des Geographischen Instituts der Universität Bonn in Kooperation mit dem Stadtteilverein Dransdorf mit diesem Thema beschäftigt. Die jungen Akademiker wollten wissen, unter welchen Voraussetzungen gesellschaftliche Integration gelingt.

Sechs Forschungsteams mit insgesamt 20 Studenten waren dafür von Dezember bis Februar im Ort unterwegs und haben das Gespräch mit Anwohnern, Geschäftsinhabern sowie Mitarbeitern von verschiedenen Vereinen gesucht. "Zusammenleben in Vielfalt" lautete das Thema, unter dem verschiedene Aspekte betrachtet wurden. Im Rahmen dieser Studie ist auch der Dokumentarfilm "Gesichter von Dransdorf" entstanden.

Valentin Idel, Martin Kollmann, Vitorio Piras und Max Windolf machten sich dafür mit Mikrophon und Kamera auf und führten verschiedene Interviews. "Es war nicht immer einfach, bis wir einen Gesprächspartner gefunden hatten, der sich konkret zur Situation äußern wollte", erzählt Max Windolf.

Die vier Filmemacher wollten vor allem die Verbindung der Menschen untereinander sowie mögliche Bruchlininen aufzeigen. Das Ergebnis ihrer Recherchen ist jetzt auf dem 23-minütigen Film zu sehen. Zu Wort kommt etwa Francisco, Trainer eines Fußballclubs. Er erklärt, dass Dransdorf in verschiedene räumliche und soziale Einheiten gegliedert sei.

Die Trennung zwischen Hochhaussiedlung und Dorfkern zeige sich nicht nur durch Barrieren wie die Bahnlinie und die Grootestraße, sondern sie spiegele sich auch im Zusammenleben. Darüber hinaus würden manche junge Migranten mit ganz unterschiedlichen Rollen und Erwartungen in Familie, Schule oder Fußballverein konfrontiert. Sie lebten geradezu ein "Doppelleben".

Auch Patrick, ein Freiwilliger der Jugendfeuerwehr, sagte, dass im Viertel ganz "unterschiedliche Welten" zu sehen seien. Das Schöne sei allerdings, wenn alle bei Aktivitäten in Vereinen und bei Festen zusammenkommen. Dann seien die Unterschiede vergessen und nur die Gemeinsamkeit zähle.

Dennoch ist es wichtig "von jedem die Kultur kennenzulernen" und sich anzupassen, wie Sascha, ein Anwohner der Lenaustraße, betont. Die im Video festgehaltenen Gespräche zeigen, dass Vereine und Initiativen einen wichtigen Beitrag für dieses "Zusammenleben in Vielfalt" leisten. Denn sie fördern das Gemeinschaftsgefühl. "Nur durch persönliche Begegnungen können Vorurteile abgebaut und voneinander gelernt werden", resümiert Valentin Idel.

"Aber", und dieses Resümee zieht Benjamin Etzold, "das Zusammenleben der ganz unterschiedlichen Menschen in Dransdorf bringt nicht nur Probleme, sondern bietet auch ein enormes Potenzial." Doch die Integration würde hauptsächlich allein von Vereinen und Initiativen gestemmt. "Das Ehrenamt kann aber nicht alles leisten. Auch die Stadt und soziale Einrichtungen müssen ihren Beitrag leisten", fordert er.

Betrachtet wurde im Rahmen der Studie auch die Situation von Kinder und Jugendlichen sowie die der Flüchtlinge im Ort. Der Dransdorfer Wohnungsmarkt, die Geschäftsstruktur und die Situation der Frauen waren weitere Themen, mit denen sich die Geographiestudenten beschäftigten.

Der Film über Dransdorf wird am Dienstag, 5. Mai, ab 18.30 Uhr im Stadtteilverein, Lenaustraße 14, gezeigt. Anschließend findet eine Diskussion statt.

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