10 Jahre VfG-Second-Hand-Kaufhaus Die Chance auf einen festen Job

DRANSDORF · Manchmal stiften die Leute schon merkwürdige Sachen für das Second-Hand-Kaufhaus des Vereins für Gefährdetenhilfe (VfG). So gab ein seltsames Ding in einem Holzgestell Matthias Stein und seinem Team Rätsel auf.

 Bei der Arbeit: Yvonne Breuer-Zimmer sortiert Kleidung. Christian Rudolph-Blenn faltet Jeans ordentlich zusammen, um sie ins Regal zu legen.

Bei der Arbeit: Yvonne Breuer-Zimmer sortiert Kleidung. Christian Rudolph-Blenn faltet Jeans ordentlich zusammen, um sie ins Regal zu legen.

Foto: Roland Kohls

Der Laden an der Siemensstraße ist nun zehn Jahre alt, was morgen groß mit Mitarbeitern und Kunden gefeiert wird.

Anlass für die Gründung des Kaufhauses war die Nachfrage der VfG-Reha-Einrichtungen nach Praktikumsstellen und beruflicher Eingliederung. Und zwar in absolut cleaner Umgebung. Das bedeutet, dass Alkohol und andere Drogen tabu sind, da viele Mitarbeiter eine Therapie hinter sich haben.

So muss morgens jeder "zum Pusten", wie es in Dransdorf heißt - auch die, die schon immer abstinent waren. Somit handelt es sich bei dem Kaufhaus um einen "Schutzraum für diejenigen, die gerade aus der Therapie kommen", sagt VfG-Sprecherin Susanne Fredebeul.

"Die Leute sind froh, dass sie sich in den Stunden hier mit dem Thema nicht beschäftigen müssen. Alle sind gleich", ergänzt Steins Stellvertreterin Barbara Kerbusk.

So bietet das Kaufhaus, ein zertifizierter Betrieb zur beruflichen Bildung und Integration, 20 Plätze als sogenannte Arbeitsgelegenheit - 15 bis 30 Wochenstunden für ein halbes Jahr plus Lehrgänge und sozialpädagogische Betreuung. Ziel ist, dass die Teilnehmer, oft nicht vermittelbare Langzeitarbeitslose, wieder am Arbeitsmarkt Fuß fassen.

Und die wollen das auch, wie Stein versichert, "wollen ihrem Tag wieder eine Struktur geben". In Dransdorf helfen auch Leute, die Sozialstunden ableisten müssen, sowie Ehrenamtliche. Die jungen Praktikanten dort sind frisch drogenentwöhnt. Fredebeul erinnert sich an einen, der in einem alten Sessel 5000 Euro gefunden hatte. Die Versuchung, das Geld einzustecken, sei groß gewesen. Doch der junge Mann habe es abgegeben.

"Die Arbeit gefällt mir", sagt Yvonne Breuer-Zimmermann (37), die wegen Alkoholproblemen in Therapie war und nach der VfG-Station im September auf eine Stelle im Einzelhandel hofft.

Das Kaufhaus ist auch Begegnungsstätte, hat um die 200 Stammkunden. Viele von ihnen können sich selbst nicht viel leisten und profitieren von den bewusst kleinen Preisen. Es gibt fast alles: Hausrat und Kleidung (laufen besonders gut), Möbel, Elektroartikel, eine Kinderecke, Bücher, Platten und CDs. Mittlerweile ist das Rätsel um das seltsame Ding gelüftet: Es handelt sich um eine Konstatieruhr zur Bestimmung der Flugzeit von Brieftauben.

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