Spezial-Immobilie Mit Fantasie, Risikobereitschaft und Diamantsäge

DOTTENDORF · Meist liegen Bunker auf sogenannten Filetgrundstücken, die eine Top-Wohnlage versprechen - wie in Dottendorf.

Eine herkömmliche Immobilie ist ein Bunker nicht. Und bis vor sechs Jahren gab es auch noch keinen Markt für die Betonklötze. Bis die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sich der Aufgabe annahm.

Es war Mitte 2007, als ein Gesetz verabschiedet wurde, das den Erhalt der Zivilschutzbunker nicht mehr notwendig machte. "Generell ist unsere Aufgabe, Bundesgebäude, die nicht mehr für die Verwaltung genutzt werden, abzustoßen", sagt Michael Odenthal, Abteilungsleiter Marketing bei der BImA mit Sitz in Bonn. Heißt: sie zu verkaufen.

Weil Bunker sehr spezielle Objekte sind, wollte eben diese Abteilung auch ein spezielles Angebot erstellen. So erscheinen die ehemaligen Hochsicherheitshäuser, die fast ausschließlich Hochbunker sind, nicht nur in den regulären Veröffentlichungen, sondern haben ein eigenes Internetportal: "Faszination Bunker".

"Die Klientel ist auch eine andere. Wer einen Bunker kauft, braucht Fantasie und Risikobereitschaft", sagt Odenthal. Denn klar ist: Sofort bezugsfertig ist so ein Koloss nur im Kriegsfall, also in seiner klassischen Funktion. Auf der Internetseite gibt es "realisierte Visionen", die die Verwandlung verschiedener Bauten dokumentieren.

Wie bei einem Hochbunker in München, der während des "Kalten Krieges" als ABC-Schutzraum für das Bundesamt für Zivilschutz diente. 2009 wurde der Hochbunker an die BImA übergeben, 2010 verkauft und 2013 als siebengeschossiges Büro- und Appartementhaus eröffnet.

"Die Technik ist unser größter unterstützender Faktor", sagt Odenthal. Zum Beispiel die Kraft der modernen Diamantsäge. Ohne sie könnten beispielsweise keine zusätzlichen Fenster in die meterdicken Betonmauern geschnitten und abgeschottete Räume dem Tageslichteinfall übergeben werden. "Sprengen ist da keine Alternative, erst recht nicht in Wohngebieten." Viel zu risikoreich.

Viele der ehemals rund 2300 Zivilschutzanlagen stehen in Städten, ihre Größe variiert je nach Region und Einsatzgebiet. So sind die Bonner Bunker größer, die Bremer dagegen kleiner. "Oft sind das Filetgrundstücke, die gerade in ohnehin wohnungsknappen Städten wie Hamburg, München und Berlin gefragt sind", sagt Odenthal.

Ein solcher Fall stellt das Bauwerk am Quirinusplatz in Dottendorf dar: zentrale Lage, die Bahnhaltestelle direkt vor der Tür, eine tolle Aussicht vom Dach. Der viergeschossige Komplex wechselte erst vor relativ kurzer Zeit den Besitzer: Die Brüder Andreas und Stephan Frey haben es riskiert und das Gebäude von 1941/42 kurz vor Ende 2014 gekauft.

Für welchen Preis ist unbekannt; inseriert waren 285 000 Euro. Dort sollen bald Wohnungen entstehen. Die meisten Kunden sind laut Odenthal übrigens Privatleute und nicht große Investoren. Insgesamt 416 Bunker hatte die BImA im Bestand, davon stehen noch 209 zum Verkauf.

Der Bunker in Dottendorf war vorerst der letzte, den die BImA in Bonn verkaufen kann. "Alle anderen müssen erst von der Stadt entwidmet werden, bevor wir sie anbieten", sagt Jochen Altrogge, der für die Region Köln zuständig ist. Mittlerweile funktioniert das Vertriebssystem so gut, dass die Bunker im Schnitt keine vier Monate auf dem Markt sind. Hinzu kommt etwa genau so viel Vorbereitungszeit. Danach werden potenzielle Interessenten angeschrieben und zu Besichtigungen eingeladen. Bei diesen privaten Bunkerführungen, bei denen die BImA-Experten stets anwesend sind, ist regelmäßig auch die Historie ein Thema.

Info

Das Bunker-Portal der BImA im Internet: www.faszination-bunker.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort