Schülerhilfe in Dottendorf Mit Einser-Noten aus der Offenen Lernwerkstatt

DOTTENDORF · Amirs Stunde ist vorbei. Schnell läuft der Grundschüler noch in die Kinderbuchabteilung der Dottendorfer Stadtteilbibliothek und sucht sich ein Buch aus, bevor es nach Hause geht. Genau so haben sich das die Initiatoren von "Oledo" gewünscht, als sie das Projekt vor zwei Jahren aus der Taufe hoben.

 Betreiben das Oledo-Projekt: Gerda Otte (links) und Ortrud Wichmann mit Sadaf, Maya und Niclas.

Betreiben das Oledo-Projekt: Gerda Otte (links) und Ortrud Wichmann mit Sadaf, Maya und Niclas.

Foto: Barbara Frommann

"Oledo" steht für "Offene Lernwerkstatt Dottendorf". Es sollte ein Projekt werden, von dem viele Seiten etwas haben. Da wären zum einen die Schüler. Bei Oledo werden sie gefördert. Hier bekommen sie Unterstützung in deutscher und englischer Sprache, in Mathematik, oder sie lernen ganz einfach etwas Neues. Aber auch die Bibliothek profitiert. Da die Lernwerkstatt in ihren Räumen stattfindet, allerdings hinter einem Sichtschutz, werden nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern an die Bibliothek herangeführt. Denn die Tatsache, dass zu wenige Bürger die Bibliothek nutzen, bedrohte deren Existenz.

Die drohende Schließung war das Szenario, vor dem das Projekt ausgedacht wurde. "Wir haben uns überlegt, was wir tun können, um mehr Menschen zu binden und das Überleben der Bibliothek zu sichern", sagt Lore Görgen, Vorsitzende des Vereins "Kultimo" (Kultur im Ort), des Fördervereins der Bibliothek. Da hatten einige pensionierte Montessori-Pädagoginnen die Idee, die Lernwerkstatt anzubieten. Eine von ihnen ist Ortrud Wichmann. Und sie legt Wert auf einen feinen Unterschied. "Wir geben keine Nachhilfe, wir sind eine Lernwerkstatt."

Auch wenn das Projekt sich natürlich in erster Linie an Schüler richtet, die in dem einen oder anderen Fach Probleme haben. Ein wesentlicher Unterschied zur Nachhilfe sei aber unter anderem, dass den Kindern zum Thema Material angeboten werde, mit dessen Hilfe sie sich das Thema erschließen können. "Vom Greifen zum Begreifen" laute die Idee dahinter. Außerdem nähmen die Lehrerinnen auch keinen Kontakt zu den Schulen auf.

Die Kinder kommen aus allen Schulen, bei ihnen zu Hause wird deutsch, chinesisch, englisch, bosnisch, französisch oder auch arabisch gesprochen. Und sie fühlen sich offensichtlich gut aufgehoben. Mittlerweile besuchen 37 Kinder die Lernwerkstatt, 13 Lehrer, inklusive Ersatzlehrer, unterstützen die Schüler. "Dass wir hier mal so viele Schüler haben, hätte anfangs keiner von uns gedacht", sagt Wichmann. Sie ist stolz auf die Arbeit der Lernwerkstatt. "Wir haben hier Kinder, die haben nur Einser und Zweier auf dem Zeugnis. Das freut uns und die Eltern."

Und Görgen meint, sie höre viel Gutes über die Arbeit im Oledo. "Wir erleben, dass die Kinder Erfolgserlebnisse haben und dass sie in der Schule vorankommen." Für sie leistet die Lernwerkstatt in der Bibliothek auch eine wichtige soziale und integrative Funktion. "Es ist schön, dass über die Kinder auch die Eltern, die Mütter hierhin kommen", sagt Görgen. Und auch Beate Ruhland, Leiterin der Bibliothek, ist vom Wert der Arbeit des Oledo-Teams überzeugt. "Das hat viele positive Effekte. Unter anderem haben uns so die ausländischen Mitbürger gefunden, sie schätzen das Angebot hier sehr", so Ruhland. Und: Sie zählt auch wieder mehr Nutzer. "Die Bücherei wird gut genutzt, wir können uns nicht beklagen." "Wir haben Grund zur Freude und zum Feiern", sagt auch Wichmann.

Das Oledo-Team lädt für Mittwoch, 24. April, von 15 bis 17 Uhr zum Spielefest in der Stadtteilbibliothek, Dottendorfer Straße 41, ein.

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