Seniorenheim Haus Dottendorf Kein Vertrauen in den Heimbetreiber

BONN · Unter der Schließung des Seniorenheims Haus Dottendorf haben viele gelitten: Bewohner, ihre Angehörigen und das Personal. Nun plant der Heimbetreiber Senator eine Wiedereröffnung.

Derweil zieht der 1996 gegründeten Förderverein der Einrichtung, der zuletzt 38 Mitglieder hatte, seine Konsequenzen. "Wir lösen uns auf", sagt Ernst-Rainer Paulokat, seit 2009 Vorsitzender. Dem Verein sei mit der Schließung die Existenzgrundlage entzogen worden. Die Entscheidung fiel bei der Mitgliederversammlung.

Wie berichtet, ließ die Bonner Heimaufsicht das Haus Dottendorf Anfang des Jahres schließen, weil sie die medizinisch-pflegerische Versorgung der Senioren nicht mehr gewährleistet sah. Untersucht werden von der Staatsanwaltschaft auch zwei Todesfälle. Einer soll möglicherweise im Zusammenhang mit pflegerischen Mängeln stehen. "Die Ermittlungen dauern an", heißt es.

Auf Anfrage des General-Anzeigers sagt Senator-Sprecher Klaus Januschewski, das Haus Dottendorf wiedereröffnen zu wollen. Man könne allerdings nicht zusagen, ob es noch dieses Jahr sein wird. Derzeit kläre man mit der Heimaufsicht, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte.

20 bis 30 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Überlegt werde auch, ob Senator später alleiniger Träger sei oder ob es zu einer neuen Gesellschaft mit einem neuen Partner komme. In Dottendorf werden laut Januschewski derzeit die Vorbereitungen für die ab 2018 gültigen Standards getroffen. Dazu gehörten "mehr Einzelzimmer, eine höhere technische Ausstattung und mehr Komfort". 20 bis 30 Mitarbeiter seien derzeit in Kurzarbeit. Einige Pflegekräfte seien im Umfeld untergekommen. "Niemand ist arbeitslos", sagt Januschewski.

Bei der Stadt gibt es keine Auskunft zu dem Thema: Als Grund verweist das Presseamt auf den Datenschutz und "die Nichtöffentlichkeit" der Angelegenheit. Offener ist der Landesverband der Ersatzkassen (VDEK), dem die Senator GmbH in einem Telefongespräch mitgeteilt habe, dass sie in dem Gebäude das Pflegeheim wieder eröffnen wolle.

Für den Verband komme das nach Angaben von Sprecherin Sigrid Averesch aber nicht in Frage, da die im Winter festgestellten Mängel in der Pflege so gravierend gewesen seien.

"Das Vertrauen der Pflegekassen in den Betreiber ist nicht vorhanden." Sollte es eine offizielle Anfrage von Senator geben, wolle man auch die anderen gesetzlichen Krankenkassen davon überzeugen, mit Senator keine Verträge auszuhandeln. Um den VDEK kommen Betreiber wohl nicht herum, wenn sie ein Heim eröffnen wollen.

Schließlich handelt es sich um die größte Kassenart mit rund sechs Millionen Versicherten in NRW. Im Boot sind Techniker Krankenkasse, Barmer GEK, DAK-Gesundheit, Kaufmännische Krankenkasse, Hanseatische Krankenkasse (HEK) und Handelskrankenkasse (hkk).

Wie berichtet, hatte der VDEK Ende Februar die fristlose Kündigung des für die Heimzulassung nötigen Versorgungsvertrages eingeleitet. Erster Kündigungsgrund war damals die Schließung des Heimes durch die Bonner Heimaufsicht, da die medizinisch-pflegerische Versorgung der Senioren nicht mehr sichergestellt war.

"Gerade die Organisation bei den Pflegekräften war schlecht"

Zweiter Kündigungsgrund waren, bezogen auf einen Todesfall, pflegerische Mängel, so der VDEK im Februar. "Gerade die Organisation bei den Pflegekräften war schlecht", sagte Averesch jetzt. Sie sei den Bedürfnissen der Heimbewohner nicht gerecht geworden. Nicht vor Herbst ist zudem mit einem Urteil des Verwaltungsgerichts Köln zu rechnen. Wie berichtet, hatte Senator im Winter zwei Klagen gegen die Schließungen eingereicht.

Ein Förderverein in einem Seniorenheim sei in Bonn einzigartig gewesen, versicherte Vorsitzender Paulokat. Allerdings sei es in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, Mitglieder zu gewinnen. Die meisten Mitstreiter waren dabei, weil sie selbst Angehörige im Heim hatten, sagten Kassierer Bernhard Meimeth und Wolfgang Stärcke.

Der Verein sei immer zum Wohl der Bewohner da gewesen. Käthe Strunck erinnert sich zum Beispiel gerne an den Karneval, für den sie in diesem Jahr das letzte Mal im Haus Hinter Hoben alles geschmückt hatte.

Der Förderverein lud jedes Jahr das Bonner Prinzenpaar ein, organisierte Freizeitfahrten oder verbesserte die Ausstattung des Seniorenheims. Über Spenden und Mitgliedsbeiträge wurden über die Jahre zwei Videoprojektoren, Geriatriestühle, eine Aufstehhilfe und vieles mehr angeschafft.

"Es hat uns alles emotional sehr aufgewühlt und getroffen", sagte Meimeth. Ihm habe es auch wehgetan zu sehen, wie man bei der Schließung mit den Bewohnern umgegangen ist. Außerdem habe man laut Paulokat aus der Presse erfahren, dass im Januar 65 Bewohner das Haus noch am selben Tag verlassen mussten.

"Wir nahmen sofort über unser Netzwerk mit anderen Pflegeeinrichtungen in und um Bonn herum Kontakt auf", und man habe erfolgreich freie Heimplätze gefunden - auch Anfang Februar, als die letzten Bewohner das Haus Dottendorf verlassen mussten.

"Bis heute hat es kein Gespräch mit dem Betreiber Senator gegeben", bedauert Paulokat - obwohl darum mehrfach gebeten worden sei. Für Meimeth besteht Bedarf für ein Seniorenwohnheim in Dottendorf. In der Umgebung gebe es bereits betreutes Wohnen, die Nachbarn seien oft zum Essen ins Haus Dottendorf gekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Leerstand ist keine Option
Kommentar zu den Problemen der Vermieter Leerstand ist keine Option
Zum Thema
Aus dem Ressort