Friedrich-Ebert-Gymnnasium Eindrucksvolle Ausstellung von Schülern für Schüler zur Holocaust-Gedenkwoche

BONN · Der richtige Umgang mit dem Gedenken an die dunklen Seiten der deutschen Geschichte ist ein schwieriges Unterfangen, und gerade junge Menschen sind oft auf der Suche nach einem guten Weg, sich bewusst und kritisch mit den Unfassbarkeiten des Dritten Reiches zu beschäftigen. Im Friedrich-Ebert-Gymnasium haben ihn jetzt mehrere Klassen bei den Arbeiten an einer gemeinsamen großen Ausstellung gefunden.

 Nachdenklich betrachten erste Besucher die Kreidezeichnungen auf schwarzem Tonpapier.

Nachdenklich betrachten erste Besucher die Kreidezeichnungen auf schwarzem Tonpapier.

Foto: Barbara Frommann

Eine Treppe führt hinunter in die Katakomben der Schule. Mit jedem Schritt wird es in der jungen Besuchergruppe ruhiger, die gerade noch in einem Klassenraum über den Holocaust gesprochen hat. Über den Mord an sechs Millionen Menschen während der nationalsozialistischen Diktatur.

Passend zum 69. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eröffnete im Keller des Gymnasiums die Ausstellung von Schülern für Schüler. Es ist eine Sache, über den Judenmord zu sprechen - und es ist eine ganz andere, sich diesem Menschheitsverbrechen ganz konkret und sehr persönlich zu stellen.

Es ist ein wenig schummrig dort unten, und in dem engen Gang geht man an 15 Bildern vorbei, die Jugendliche aus dem Leistungskurs Q1 Kunst gezeichnet haben. Immer je zwei Jugendliche haben sich mit einer Seite aus dem Comic "Maus. Die Geschichte eines Überlebenden" von Art Spiegelmann auseinandergesetzt.

Ein Bild daraus hat dann jeder Kursteilnehmer mit weißer Kreide auf schwarzem Tonpapier abgemalt und interpretiert. Robert Lankers beispielsweise ist ins Thema "Selektion" eingetaucht, und als er den Besuchern darüber erzählt, herrscht bedrücktes Schweigen. Auch vor dem Bild "Hoffnung" von Luise Hoos schwingt die Angst mit.

Weiter hinten im Gewölbe des Gymnasiums lesen andere Schüler eines Literaturkurses Briefe vor, die zum Tode verurteilte Gefangene des Nazi-Systems an ihre Lieben geschrieben haben. Auch hier haben Schüler sich lange mit den Inhalten und mit den Hintergründen der Inhaftierungen beschäftigt.

Die Opfer schickten Briefe voller Trauer und Angst. "Das ist schon unglaublich schrecklich und bedrückend", erklärt eine Kursteilnehmerin die Erfahrungen, die nun an die Ausstellungsbesucher weitergegeben werden. Nach diesen sehr eindrucksvollen Stationen haben die Schüler Gelegenheit, in einem "Raum der Gedanken" über ihre Erfahrungen nachzudenken.

Namen und Daten von Stolpersteinen hängen hier, und Mira Zimmermann aus der neunten Klasse erläutert die Hintergründe dieses Abschnitts. Die Namen der Opfer und ihre Lebensdaten von den Gedenksteinen haben auch bei ihr und ihren Klassenkameraden den direkten, menschlichen Zugang zu den Opfern ermöglicht.

Der Holocaust hat sechs Millionen Menschen das Leben gekostet - und jeder hatte einen Namen, eine Geschichte, ein Persönlichkeit. All das findet sich in der grandiosen Ausstellung, in der Schüler und Lehrer den Opfern ihre Identität und ihre Würde wiedergeben.

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