Haus Dottendorf muss schließen Bewohner sollen unverzüglich ausziehen

Bonn · Das Haus Dottendorf wird komplett geschlossen, die Bewohner müssen unverzüglich ausziehen. Mit diesem Ergebnis endete ein mündlicher Erörterungstermin mit allen betroffenen Parteien am Dienstagmorgen vor dem Verwaltungsgericht Köln. Das teilte ein Gerichtssprecher auf GA-Anfrage mit.

Die Gründe für die Schließung des Heimes, dessen Betreiber die Dortmunder Senator GmbH ist, will das Gericht erst heute den Parteien - Senator, Heimaufsicht und Bonner Rechtsamt - schriftlich mitteilen. Sie seien allerdings bereits gestern Nachmittag über die Entscheidung des Gerichts informiert worden.

Wie berichtet, hatte der Heimbetreiber, die Senator GmbH aus Dortmund, beim Verwaltungsgericht zwei Eilanträge eingereicht. Mit denen wehrte sich die Firma gegen die am 22. Januar erfolgte Teilräumung der Einrichtung und die vorgesehene Schließung durch die Bonner Heimaufsicht - offensichtlich vergeblich.

Die Stadtverwaltung erwartet jetzt von dem Betreiber, unverzüglich die verbliebenen Bewohner sowie deren Angehörige über den Beschluss des Gerichtes zu informieren und die Verlegung der alten Leute bereits heute zu organisieren. "Wir haben uns zu dem Schritt der Schließung veranlasst gesehen, da eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Betreiber zum Wohle der Seniorinnen und Senioren nicht mehr möglich ist", sagte Bonns Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit.

Vorausgegangen war, dass die Heimaufsicht der Stadt schwerwiegende Mängel bei der Pflege der Bewohner festgestellt hatte. 60 von ihnen, die mit der Stufe zwei und drei die intensivste Pflege benötigen, mussten vor zwei Wochen in einer Nacht- und Nebelaktion in andere Heime umziehen. Heute müssen nun die restlichen 25 Menschen ihr Zuhause verlassen. Sie werden in der Pflegestufe 0 und 1 versorgt.

Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung, nachdem zwei Bewohner plötzlich gestorben waren: Einem 75-Jährigen war fälschlich Insulin gespritzt worden, ein 70-Jähriger lag aus ungeklärten Gründen morgens tot in seinem Zimmer. Dass jetzt doch wieder alles ganz schnell gehen muss, begründet die Stadt damit, dass bereits vorige Woche die sofortige Schließung verfügt worden sei. Heute Morgen will die Heimaufsicht beratend vor Ort sein, so die Stadt.

"Die Bewohner haben immer wieder erklärt, sie wollen dort bleiben", sagte gestern Senator-Sprecher Klaus Januschewski. Bei dem heutigen Umzug werde es wieder zu ähnlich dramatischen Situationen kommen wie bei der Teilschließung am 22. Januar. Der Betreiber ist dafür verantwortlich, dass alle Bewohner einen neuen Heimplatz bekommen.

Januschewski kann derzeit noch nicht sagen, ob Senator beim Oberverwaltungsgericht Münster Rechtsmittel einlegen wird. Nach Angaben seiner Kollegin Nicole Jakobs betreibt Senator in NRW 23 Heime. Bundesweit seien es mit allen Tochterfirmen 73. Sie bestätigt im Übrigen, dass sich nach den Vorfällen in der Bonner Einrichtung auch an anderen Standorten die Heimaufsicht eingeschaltet habe. An wie vielen genau, wollte sie nicht sagen. Außer im Fall Euskirchen seien keine Mängel festgestellt worden.

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