Haus Dottendorf Beiratsmitglied berichtet von zahlreichen Beschwerdebriefen

BONN · Auch am Wochenende haben sich Bewohner des Pflegeheims Haus Dottendorf beim GA gemeldet und sich bitter über die Räumung ohne jede Vorwarnung am vorigen Donnerstag beklagt.

Dabei hätten sie schon lange auf Missstände in dem von der Dortmunder Senator GmbH betriebenen Heim hingewiesen, berichtete Manfred Bläser.

Der 78-jährige ehemalige Ingenieur ist Mitglied im gesetzlich vorgeschriebenen Heimbeirat des Hauses und musste wie 64 andere Bewohner mit der Pflegestufe 2 und 3 am Donnerstag in ein anderes Heim umziehen. Die städtische Heimaufsicht hatte die Teilräumung wegen "gefährlicher Pflege", so der Fachjargon, veranlasst.

30 Bewohner mit den Pflegestufen 0 und 1 dürfen im Heim bleiben. Wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung von zwei männlichen Heiminsassen im Alter von 75 und 70 Jahren ermitteln zudem Staatsanwaltschaft und Polizei (der GA berichtete). Nach GA-Informationen soll eine falsche Medikamentengabe eine Rolle spielen.

"Ich weiß schon nicht mehr, in wie vielen Briefen ich mich schriftlich bei der Heimleitung und dem Heimträger darüber beschwert habe, dass viel zu wenig Personal auf den Stationen eingesetzt wird", berichtete der Senior, der froh ist, ganz in der Nähe mit Hilfe seiner Familie einen neuen Heimplatz gefunden zu haben.

"Das haben meine Verwandten und Bekannten selber organisiert. Wer weiß, wo ich sonst hingekommen wäre", sagte Bläser und berichtete von Verlegungen bis nach Limburg. Auf seine Beschwerden hin habe er nie eine Antwort erhalten. "Offensichtlich hat man den Beirat als lästiges Anhängsel betrachtet", kritisierte der 78-Jährige. Die Pflegekräfte nimmt er in Schutz. Aus seiner Sicht sei das wenige Personal vor Ort aber hoffnungslos überfordert gewesen.

Mit Blick auf die laufenden Ermittlungen meinte Bläser, er habe hin und wieder festgestellt, dass man sich bei seinen Medikamenten vertan habe. "Ich bin aber in der Lage, selbst darauf zu achten. Das konnten andere nicht."

Michael Rheinher (79) ist ebenfalls Beiratsmitglied des Pflegeheims. Ein Umzug blieb ihm erspart, weil er mit der Pflegestufe 1 noch ganz gut zurecht kommt. "Ich fühle mich im Haus gut aufgehoben und hoffe, dass ich hier bleiben darf", sagte er dem GA. Allerdings herrsche im Haus Dottendorf mittlerweile eine "gespenstische" Stille. "Hier ist doch nichts mehr los. Alle fragen sich, was eigentlich passiert ist und wie es nun weitergeht ", sagte er .

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