Existenzgründung in Bonn Anja Ludwig: "Mit der Ich-AG hätte ich es nicht geschafft"

DOTTENDORF · Kleine Läden kommen und gehen. Als Anja Ludwig vor zehn Jahren kam und ihren Second-Hand-Laden an der Kessenicher Straße öffnete, passte es. Deshalb ging sie auch nicht wieder, sondern hielt durch. Heute ist sie stolz darauf, es geschafft zu haben.

 Seit zehn Jahren ihr eigener Chef: Anja Ludwig in ihrer Boutique in Dottendorf.

Seit zehn Jahren ihr eigener Chef: Anja Ludwig in ihrer Boutique in Dottendorf.

Foto: Rolf Kleinfeld

"Der Job bedeutet, wie der Name sagt, selbst und ständig, aber auch Spaß, gute Laune und Freude an Mode und Menschen. Eine goldene Nase könne man damit nicht verdienen, aber ein eigener Laden habe auch so seine Vorteile. Unter anderem kann sie jeden Mittag mit ihrem Hund Leon spazieren gehen.

Die kleine Boutique ist ein Treffpunkt für Frauen in Dottendorf, der von Mund-zu-Mund-Propaganda lebt. Zum runden Geburtstag erinnert sich Anja Ludwig gerne an den Start: "Ich bin heute noch froh, dass ich mich damals gegen eine dieser modernen Ich-AGs entschieden habe."

Die hätte den Sprung in die Selbstständigkeit mit "Kleckerbeträgen" von einigen hundert Euro über mehrere Jahr unterstützt. "Stattdessen habe ich das Existenzgründerprogramm des Arbeitsamtes in Anspruch genommen, das einmalig einen Batzen zahlte. Sonst hätte ich es nicht gepackt."

Der Betrag wurde monatlich für ein halbes Jahr gezahlt, so waren die Fixkosten für den Betrieb für sechs Monate gedeckt, und sie brauchte sich keine Sorgen um den Start zu machen.

Für die 41-Jährige waren auch weitere Rahmenbedingungen wichtig: Ihr Elternhaus liegt gleich gegenüber, sie hatte 2003 eine Abfindung von Lancôme in der Tasche, und als gebürtige Dottendorferin trifft sie die Tonlage der Leute und legt den Schwerpunkt auf Alltagsbekleidung. "Luxusstücke für den roten Teppich, das funktioniert hier in Dottendorf nicht", sagt sie.

Das Sortiment ist ein Markengemisch, Jeans, Shirts und Jacken würden gut nachgefragt, Hauptsache günstig und chic. Discounterware verkauft sie dagegen nicht gerne. Manche Frauen kämen alle zehn Tage vorbei, weil die Ware nur zwei Monate im Laden bleibt, bevor sie an die Kommissionäre zurückgeht.

Dass sich in der Second Hand-Boutique nichts für Männer finden lässt, hat auch seinen Grund. "Frauen sind glücklich mit ihrer Beute, egal was es dann tatsächlich ist", sagt Anja Ludwig aus Erfahrung. Männer haben feste Vorstellungen und sind als Kunden weitaus gezielter. "Und wenn das Richtige nicht dabei ist, verlassen sie sofort wieder das Geschäft." Will sagen: Die kommen als Kunden nicht infrage.

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