Ausblick auf Bonn 2016 Das Stadtbild wird sich verändern

Im kommenden Jahr stehen einige große Bauprojekte an, die das Stadtbild verändern werden. Dazu gehören der Abriss des Bonn-Centers, das Nordfeld am Hauptbahnhof, der Umbau der Viktoriabrücke und der B 56 in Beuel. Ein Ausblick.

Beethovenhalle: Das Gebäude wird nach dem Beethovenfest geschlossen, um die Sanierung bis 2018 vorzubereiten. Der Rat hat der Planung für eine rund 50 Millionen Euro teure Instandsetzung und Modernisierung zugestimmt und die Bürger um Spenden für weitere Maßnahmen gebeten - etwa den rund sechs Millionen Euro kostenden Umbau des Studios in einen Kammermusiksaal. Während die Bürger für Beethoven und IHK-Chef Wolfgang Grießl schon abgewinkt haben, unterstützen der Verein "ProBeethovenhalle" und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Aufruf.

Bonn/Berlin: 2016 könnten die Weichen für den Regierungsstandort Bonn neu gestellt werden. Bundesbauministerin Barbara Hendricks will dem Kabinett in der zweiten Jahreshälfte einen Statusbericht zur Arbeitsteilung zwischen Bonn und Berlin vorlegen. Die Umzugsbeauftragte betonte zuletzt, dass es keine Festlegung auf einen Komplettumzug der Ministerien gebe. Oberbürgermeister Ashok Sridharan und andere Akteure in der Region sind in Alarmbereitschaft.

B 56: Nach mehreren Verzögerungen soll es im Sommer 2016 mit dem vierspurigen Ausbau der B 56 auf Beueler Gebiet losgehen. Der Landesbetrieb Straßen.NRW verbreitert die Sankt Augustiner Straße von der Kreuzung Am Herrengarten/B 56 aus gesehen in beide Richtungen auf einer Länge von jeweils 250 Metern. Das soll die stauanfällige Strecke entlasten. Unklar ist noch, wann der nördliche Ausbau bis zur Kreuzung Kautexstraße erfolgt. Zudem plant Straßen.NRW auch den Neubau eines Geh- und Radweges entlang der Bundesstraße - zwischen der Schevastesstraße und der Einmündung in den Herrengarten.

Größtes Bonner Wohnbauprojekt: Noch nicht ist klar, wer den Zuschlag für die ehemalige Gallwitz-Kaserne in Duisdorf bekommt, wo Wohnungen für 1200 Menschen entstehen können. Das künftige Bauland ist 7,6 Hektar groß. Das Gebotsverfahren läuft, der Bund will 12,8 Millionen Euro für das schwierige Areal, das Altlasten aufweist, nicht erschlossen ist und nahe der Autobahn liegt. Eine Herausforderung für einen Investor, auch finanziell. Denn Geld aus der Entwicklungsmaßnahme gibt's nicht mehr, die ist seit drei Jahren endgültig abgeschlossen.

Haltepunkt UN-Campus: Lange war es ruhig geworden um den seit einigen Jahren geplanten neuen Bahnhaltepunkt hinter der Museumsmeile im Bundesviertel. Nun sollen die Arbeiten voraussichtlich im ersten Quartal des neuen Jahres beginnen. Wie eine Bahnsprecherin mitteilt, wird die Inbetriebnahme gegen Ende 2017 erfolgen - also mit dem Fahrplanwechsel im Dezember. Die Stelle könnte sich zu einem zentralen Verkehrsknoten mit DB-, Stadtbahn- und Busanschluss samt Park-and-ride-System entwickeln. Und vielleicht hält dort in ferner Zukunft ja sogar eine Seilbahn auf den Venusberg. Ein Machbarkeitsstudie dafür wird zumindest derzeit erstellt.

Hauptbahnhof: Die Hauptarbeiten für die Dachmodernisierung am Bonner Hauptbahnhof beginnen voraussichtlich im Herbst 2016 - bei laufendem Bahnbetrieb, so eine Bahnsprecherin. Dafür wird eine große verschiebbare Arbeitsbühne aufgebaut. Damit die gefahrlos genutzt werden kann, muss die Oberleitung an den Gleisen 1 und 2 ab April übergangsweise neu aufgehängt werden. Bis Ende Februar dauern noch die Arbeiten für die Errichtung der Fundamente. Dafür müssen die Gleise 1 bis 3 je abwechselnd gesperrt werden. "Insgesamt werden Dachflächen von über 5000 Quadratmetern erneuert", so die Sprecherin. Am Ende soll alles viel lichtdurchlässiger sein. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 8,7 Millionen Euro. Ende 2018 soll alles fertig sein.

Münster-Haus: Ende Februar wird die Commerzbank in das Münster-Haus ziehen. Das teilt Sprecherin Birgit Müller mit. "Derzeit erfolgen die technischen Installationen." Die Kunden würden im Januar über den Umzug schriftlich informiert. In das ehemalige Dresdner-Bank-Gebäude zwischen Münsterplatz, Gangolfstraße und In der Sürst hat die Investor Development Partnerschaft AG aus Düsseldorf rund 40 Millionen Euro investiert. Nach dem Aus für einen Apple-Store als Mieter werden nun die Einzelhandelsflächen bis März neu aufgeteilt, es wird etwa eine Rolltreppe eingebaut, wie Winfried Siebers, mit Nicole Höhe Geschäftsführer der zuständigen Objektgesellschaft Bonn, mitteilt. Doch welche beiden Läden spätestens im Herbst dort öffnen werden, will Siebers noch nicht verraten. Von den Arbeiten, für die eine neue Baugenehmigung nötig war, ist von außen nun nicht mehr viel zu sehen.

Neue Bundesoberbehörde: Zum 1. Januar hat der Bund Am Probsthof die Generalzolldirektion eingerichtet. Von Bonn aus steuert die Behörde die gesamte deutsche Zollverwaltung mit rund 39 000 Bediensteten. Sie übernimmt Aufgaben des Bundesfinanzministeriums, das Bonner Dienstposten nach Berlin verlagert hat. Die bisherigen Bundesfinanzdirektionen werden aufgelöst. Präsident der Generalzolldirektion ist Uwe Schröder. Der Jurist war zuletzt Unterabteilungsleiter im Ministerium.

Nordbrücke: Nach dem erfolgten Austausch der Fahrbahnübergänge ist die weitere Sanierung und Verstärkung in Vorbereitung. Das teilt Bernd A. Löchter vom Landesbetrieb Straßen.NRW mit. Das soll nun in diesem Jahr geschehen, "ein Zeitpunkt steht allerdings noch nicht fest". Egal, was auf der Autobahn angepackt wird: Das hat auch immer Auswirkungen auf den Verkehr in Bonn, führt zu Staus. Die nächsten Projekte warten schon: Da wären die Sanierung der Südbrücke und der Ersatzneubau des Tausendfüßlers von Endenich bis Tannenbusch. "Dazu wird derzeit ein planendes Ingenieurbüro gesucht", sagt Löchter. Es soll 2016 seine Arbeit aufnehmen. "Von dieser Planung ist dann natürlich auch die spätere Ausführung abhängig."

Nordfeld: Die Stadt Bonn rechnet damit, dass noch in diesem Jahr der Startschuss für das Areal gegenüber dem Hauptbahnhof fallen kann. Auf dem Gelände will "die developer Projektentwicklung GmbH" aus Düsseldorf unter der Überschrift "Urban Soul" ein Gebäudeensemble mit Einzelhandel, Büros, Wohnungen und Gastronomie bauen. Laut Stadt wird mit dem Investor derzeit noch über die Abstandsfläche zur Südüberbauung verhandelt.

Pantheon: Die neuen Eigentümer des Bonn-Centers beginnen voraussichtlich im dritten Quartal mit dem Abriss. Das Pantheon muss bis Ende Juni ausziehen und soll seine neue Heimstatt in der Halle Beuel finden. Nach dem nötigen Umbau wollen die Theatermacher dort gern im November starten.

Poppelsdorfer Schloss: Das Festspielhaus ist geplatzt, die Beethovenhalle ein Sanierungsfall. In dieser Situation kommt Unternehmer Frank Asbeck mit der Idee, den Innenhof des Poppelsdorfer Schlosses mit einer Glaskuppel zu überdachen, um einen neuen Veranstaltungsraum in Bonn zu schaffen. Die Universität ist nicht abgeneigt, zumal Asbeck bis zu 2,5 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen beisteuern will. Skeptiker glauben, es würde deutlich teurer. Kurzum: 2016 wird das Jahr der Wahrheit für das Projekt. Kommt es in Gang, oder versandet es im Stadium einer Studie? Die Universität will sich weder am Bau noch an den Betriebskosten der "Zukunftskuppel" beteiligen, das könnte 2016 zur Hürde werden.

Schuldenhaushalt: Im Herbst beginnen wieder die Debatten um den nächsten Haushaltsentwurf des Kämmerers. Bei aktuell rund 1,7 Milliarden Euro Schulden ist Sparen angesagt: Dabei dürfte es unter anderem erneut um die hohen Bonner Kulturkosten und die Schwimmbäder gehen.

Schwimmbäder: Die gekürzten Öffnungszeiten bei Freibädern und Hallenbädern sind für 2016 vom Tisch, doch das größte "Brett" ist der Bau eines neuen Kombibades in Bonn. "Ich werde nicht müde, dafür zu werben", sagt Martin Schumacher. Er plädiert für den Standort in der Beueler Rheinaue, für Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) und auch den Stadtsportbund kommt nur ein linksrheinischer Standort in Frage. Die Ratsmehrheit hält sich alles offen, muss aber 2016 Farbe bekennen und auch die Frage beantworten: Wenn 20 Millionen Euro in einen Neubau fließen, woher soll dann das Geld für die Sanierung der restlichen Bäder kommen?

Uni-Bibliothek: Mit dem Aus der Signa-Pläne sind auch die Planungen für die Philologische Bibliothek der Universität in dem Einkaufszentrum geplatzt. Die Universität muss sich deshalb nach neuen Räumen umschauen. Benötigt werden mehr als 6000 Quadratmeter, die möglichst nahe am Hauptgebäude liegen sollen. Derzeit sind die Bibliotheksbestände in den Seminarräumen oder auch in Lagerräumen untergebracht.

Viktoriabrücke: Seit fast zwei Jahren dürfen keine Fahrzeuge, die schwerer als 16 Tonnen sind, mehr über die Brücke fahren. Sie ist so marode, dass in den kommenden Monaten die Stahlkonstruktion saniert werden muss. Eine Sperrung ist laut Stadt Bonn nicht nötig. Es soll eine Fahrspur je Richtung geben. Der Baubeginn für die Rampe zur Thomastraße ist für 2017 geplant. Die Rampe soll in erster Linie die Bornheimer Straße vom Verkehr entlasten. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll der Verkehrskreisel am Alten Friedhof gebaut werden. Der Kreisverkehr wird mit Blick auf die geplante Großbaustelle zur Realisierung des Nordfeldes gegenüber dem Hauptbahnhof vorgezogen, um den Baustellenverkehr dorthin besser abwickeln zu können. Das gesamte Brückenprojekt kostet 24,6 Millionen Euro. Es wird zum großen Teil mit Landesmitteln gefördert.

Viktoriakarree: Nach dem Aus für die Pläne eines Einkaufszentrums bereitet die Stadt Bonn zurzeit eine Bürgerwerkstatt vor, in der mit Anwohnern, Geschäftsleuten und Vertretern des Vereins Viva Viktoria über die Zukunft des Karrees samt der Fläche des ehemaligen Viktoriabads zwischen Franziskanerstraße, Belderberg, Rathausgasse und Stockenstraße beraten werden soll. Der Bonner Stadtrat war dem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen die Einkaufszentrums-Pläne der Signa-Gruppe des Karstadt-Investors René Benko in einer Sondersitzung im November beigetreten, damit war der ursprünglich beschlossene Verkauf der städtischen Grundstücke an Signa in dem Karree obsolet. Signa hat inzwischen Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) aufgefordert, den Ratsbeschluss zu beanstanden. Hintergrund sind mögliche Schadensersatzforderungen.

WCCB-Hotel: Im April will der Bonner Unternehmer Jörg Haas (Bonner Bogen, Kameha-Hotel) das Hotel mit 336 Zimmern, einem Spa-Bereich mit Römertherme und einem Restaurant in der 17. Etage eröffnen. Haas hatte den Hotelrohbau 2014 von der Stadt Bonn für rund 17 Millionen Euro erworben. Betrieben werden soll das Hotel mit einem gehobenen Vier-Sterne-Standard von der Hotelkette Marriott. Etwa 63 bis 64 Millionen Euro hat Haas nach eigenen Angaben in das Haus gesteckt. Im einstigen Verbindungstrakt zwischen Hotel und dem neuen Kongresssaal will ab Herbst die GOP Entertainment Group ein Varieté-Theater mit 360 Sitzplätzen und gehobener Gastronomie eröffnen. bau/bot/es/kf/lis

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