Kita St. Aegidius Streit über das Essensgeld

BONN · Der Vorwurf gegen Pfarrer Hermann Bartsch und den Kirchenvorstand der katholischen St. Thomas Morus Gemeinde wiegt schwer: Sie sollen von den Eltern der in ihren sieben Kindergärten betreuten Kinder jahrelang mehr Essensgeld verlangt haben, als sie beim Caterer bezahlten.

 Beim Essen für die Kinder wurde falsch abgerechnet. Die Eltern fragen sich nun: War das schlechtes Management oder Betrug?

Beim Essen für die Kinder wurde falsch abgerechnet. Die Eltern fragen sich nun: War das schlechtes Management oder Betrug?

Foto: dpa

In der Gemeinde, vor allem innerhalb der Elternschaft der Kita St. Aegidius, ist darüber ein heftiger Streit entbrannt. Eltern kündigten gegenüber dem GA an, Strafanzeige zu erstatten. Oberstaatsanwältin Monika Volkhausen konnte aber auf Anfrage noch keine Anzeige ausmachen.

Pfarrer Bartsch ist über die Vorwürfe empört. Er habe dem Elternrat am Donnerstagabend eine "differenzierte Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben" der vergangenen 24 Monate vorgelegt. Dies sei der Zeitraum, seit der Abrechnungsmodus auf eine monatliche Pauschale umgestellt worden sei. Das habe man seinerzeit so gemacht, um den Zahlungsverkehr zu erleichtern und die Verwaltungsarbeit zu vereinfachen. Aus der Aufstellung gehe "ganz klar" hervor, dass von einzelnen Eltern maximal 4,13 Euro pro Monat zu viel gezahlt worden sei.

"Das sind 99,19 Euro, die selbstverständlich zurückerstattet werden", erklärte Bartsch dem GA. Da es aber in diesem Zeitraum auch viele Abgänge gegeben habe, sei der zu viel bezahlte Betrag "überschaubar". Die Aufstellung sei "transparent, klar und eindeutig", so der aufgebrachte Pfarrer, der jedoch zugibt: Die Berechnung der tatsächlichen Kosten hätte früher erfolgen müssen. "Das ist versäumt worden. Da haben wir einen Fehler gemacht. Ich habe mich dafür bei den Eltern entschuldigt."

Die überhöhte Essenspauschale wurde erst bekannt, als Pfarrer und Kirchenvorstand den Caterer wechseln wollten. Als verärgerte Eltern bei der Firma nachfragten, stellte sich nicht nur heraus, dass diese mit dem Träger viel weniger pro Essen abrechnete, sondern auch, dass die Kitas wesentlich weniger Essen bestellten. "Im Schnitt werden nur 41 Essen abgerufen, bezahlt werden von Elternseite 65 Kinder (50 Euro pro Monat)", heißt es in einem Brief des Elternrates.

Pfarrer Bartsch habe erklärt, die Kinder würden auch so satt und man müsse dann nicht so viel wegwerfen. Und während der Schließzeiten der Kita erhalte der Caterer überhaupt kein Geld. Da entstehe eine Differenz von 16 000 Euro pro Jahr. Der Caterer wollte sich nicht zur Sache äußern.

Und die Eltern erhielten zweieinhalb Monate überhaupt keine Erklärung auf ihre Anfrage - weder vom Pfarrer noch vom Kirchenvorstand. Erst als sich die Eltern an Weihbischof Ansgar Puff wandten, signalisierten diese Gesprächsbereitschaft, heißt es. Sauer sind die Eltern auch, weil Pfarrer und Kirchenvorstand den Caterer wechseln wollen. Als sich Widerstand unter den Eltern regte, sei mit Kündigungen der Betreuungsverträge gedroht worden.

Die Eltern sind aufgebracht, bei der Elternversammlung ist von "Erpressung" die Rede. Bartsch stimmt ihnen zu und entschuldigt sich dafür. Als die Sprache zum Abrechnungsmodus kommt, fordern die Eltern eine offene Klärung der Vorgänge. Im Protokoll der Versammlung heißt es, man habe "den Eindruck, dass hier entweder ein ganz schlechtes Krisenmanagement geführt werde oder in betrügerischer Absicht gehandelt würde". Das aber weist Bartsch "vehement von sich".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort