Therapieplätze für Drogenabhängige Pauke-Fachklinik muss doch schließen

BONN · Die Suchttherapeutische Fachklinik der Pauke Reha GmbH mit 37 Plätzen steht vor dem Aus: Geschäftsführer Gerhard Wolf bestätigte gestern dem General-Anzeiger die Schließung der Einrichtung an der Endenicher Straße zum Monatsende. Allen 28 Mitarbeitern sei bereits gekündigt worden.

Muss Ende des Monats die Pauke-Rehaklinik für Drogenabhängige in der Weststadt schließen: Geschäftsführer Gerhard Wolf.

Muss Ende des Monats die Pauke-Rehaklinik für Drogenabhängige in der Weststadt schließen: Geschäftsführer Gerhard Wolf.

Foto: Roland Kohls

Als Grund nannte Wolf, dass die Pauke Reha GmbH in diesem Jahr im Vergleich zu 2012 nur noch 40 Prozent der Kostenzusagen von den Leistungsträgern, vor allem von der Rheinischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (RAG), erhalten habe. "Damit können wir die Fachklinik nicht mehr wirtschaftlich betreiben", bedauerte er die Schließung der Einrichtung, die vor allem rückfällige Drogenabhängige betreut.

Und genau da sieht Wolf das Problem. So habe die RAG, ein Zusammenschluss der Krankenkassen und der Rentenversicherung Rheinland, die Kriterien für eine Kostenzusage bei Patienten verschärft, die bereits mehrere Therapien erfolglos hinter sich gebracht hätten. Unter ihnen viele, die eine Haftstrafe verbüßt hätten.

"Dabei handelt es sich bei unseren Patienten um Menschen mit einer vielschichtigen psychosozialen Problemlage, da muss mehr passieren als ein Therapieaufenthalt." Bereits im vergangenen Jahr hatte Wolf einen drastischen Rückgang der Kostenzusagen beklagt und den Betrieb der Fachklinik nur durch Kurzarbeit aufrechterhalten können. "Die Entscheidung zur Schließung haben wir so lange wie möglich hinausgezögert", sagte er. Er habe gehofft, dass die Politik doch noch Einfluss auf die RAG nehmen könnte. Vergeblich.

Als "Skandal" bezeichnete gestern SPD-Politiker Peter Kox das Aus der Fachklinik. Er und Landtagsabgeordneter Bernhard von Grünberg (SPD) kümmerten sich schon länger um das Problem, das laut Kox nicht nur ein Problem der Pauke ist, sondern seit einem Jahr landesweit Verwerfungen hervorgerufen habe. Kern der Sache sei, dass von der Rentenversicherung die "Erfolgsaussichten" einer Therapie im Hinblick auf deren Bewilligung anders bewertet würden als zuvor. Dabei fielen Therapiewiederholer eher durchs Raster als andere, glaubt Kox. Wie Wolf ist er zudem überzeugt, dass kaufmännische Aspekte zunehmend überwögen und die billigste Einrichtung den Zuschlag erhalte.

Auch Grünen-Ratsherr Detmar Jobst, Vorstandsmitglied im Pauke-Förderverein, kritisierte die Schließung und hofft mit der Bonner Bundestagabgeordneten Katja Dörner (Grüne) sowie den beiden SPD-Politikern, dass der regionale und kommunale Einfluss in der RAG künftig stärker geltend gemacht werden könne. "Damit ähnliches sich nicht wiederholt und die Pauke-Reha ihre Arbeit in Zukunft wieder aufnehmen kann", sagte Jobst.

Jochen Müller, Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, wollte gestern die Zahlen Wolfs nicht bestätigen. Allgemein könne er nur sagen, dass selbstverständlich alle Anträge geprüft würden und es bei geringen Erfolgsaussichten schwierig sei, die Kostenzusage zu erteilen. Insgesamt habe die Rentenversicherung Rheinland 2013 rund 40 Millionen Euro für die Therapie von Suchtkranken ausgegeben.

Die Pauke

Die Pauke wurde 1983 gegründet. Nach einer Insolvenz 2001 wurden zwei gemeinnützige Gesellschaften gegründet: die Pauke Bonn GmbH und die Pauke Reha GmbH. Beide kooperieren unter dem Hauptgesellschafter, dem Verein für gemeindenahe Psychiatrie. Die Pauke bietet neben dem Bistro und der Fachklinik auch Betreutes Wohnen für abstinent lebende Abhängige sowie Beratungen an.

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