Der Clown ist der Star im Bonner Weihnachtszirkus Lachen mit dem sympathischen Verlierer

Bonn · "Es gab nur zwei Leben zur Auswahl: Traktorenfabrik im Ural oder Clown." Andrey Jigalov weiß genau, warum er lieber Clown wurde. Bei Galeria Kaufhof zeigte der Russe gestern mit seinem Manegenpartner Fred Schmidt Auszüge seiner Reprisen.

Clowns im Kaufhaus: Andrey Jigalov (rechts) und Fred Schmidt zeigen Szenen aus ihrem Repertoire.

Clowns im Kaufhaus: Andrey Jigalov (rechts) und Fred Schmidt zeigen Szenen aus ihrem Repertoire.

Foto: Martin Wein

Schließlich ist Jigalov der Star beim Bonner Weihnachtszirkus, der ab Freitag, 18. Dezember, im Zelt an der Beethovenhalle gastieren wird.

Schminke, eine rote Nase und große Schuhe braucht es nicht, um aus dem kleinen Mann einen großen Clown zu formen. Jigalov ist nicht der dumme August, der die immer gleichen Nummern abwandelt. Er ist eher ein sympathischer Verlierer. Als Visitenkarte für Bonn hatte er eine heitere Musikpantomime um einen Schokoriegel im Gepäck, der auf magische Weise wiederholt den Besitzer wechselt.

Doch er kann auch singen, vor allem seinen selbst geschriebenen Lieblingssong "I drive to Paderborn". Dort lebte Jigalov lange mit seiner Partnerin. Unbehelligt, meint er, die Ostwestfalen hätten es ja nicht so mit dem Humor. Brachte der Kurzauftritt im Kaufhof-Foyer bereits Passanten zum Lachen, so wird es auf dem Weg zum Fahrstuhl fürs Interview richtig komisch.

Der Mann mit der viel zu großen Cordhose und dem engen Jackett fummelt im Vorbeigehen hektisch an den Auslagen herum. "Lass den Kaufhausdetektiv aus dem Spiel", warnt Partner Schmidt. Der ist eigentlich Schauspieler und muss sich an die ständigen Narreteien erst noch gewöhnen.

Die exerzierte Jigalov schon bei der Roten Armee durch, die ihn kurz vor Glasnost 1984 einzog. "Gorbatschow war doof. Hätte er nicht den Alkohol verboten, wäre die UdSSR jetzt nicht Geschichte", entwirft Jigalov seine Version zum Ende einer Weltmacht. Und wie wurde er zum Kasper der Truppe? Der kleine Mann zuckt die Schultern: "Ich kam zu spät zum Wach-Appell. Da musste ich mich beeilen. Aber ich musste auch marschieren. Also alles im Turbogang."

Die anderen Rekruten prusteten unter ihren Fellmützen. Jigalov musste einen Tag in Einzelhaft. Aber den Spitznamen "Clown" hatte er weg. Und nach der Entlassung bewarb sich der Schweißer an der Moskauer Zirkusschule. Gelernt habe er von Charlie Chaplin und seinen Eltern. Die Mutter habe gerne Witze gerissen, die aber nie zündeten. Der Vater aber war bierernst und damit urkomisch.

Neben Jigalov und Schmidt sehen Besucher im Weihnachtszirkus Trapezartisten aus der Ukraine, Francisco Rojas aus Barcelona im Cyr-Rad, Kontorsionistinnen aus der Mongolei und Stangenakrobat Noah Chorney aus New York.

Premiere hat der "Weihnachtszirkus" am 18. Dezember, 19 Uhr. Weitere Vorstellungen bis 5. Januar täglich 15 und 19, sonntags 14 und 18, Silvester 15 und 20 Uhr. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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