Personal bangt um Zukunft Karstadt-Mietvertrag bis 2026

BONN · Seit Jahren wird der Karstadt-Konzern von Krisen geschüttelt. Die Bonner Filiale gilt zwar als gut aufgestelltes Haus, allerdings beschäftigt auch dort seit dem überraschenden Rücktritt von Karstadt-Geschäftsführerin Eva-Lotta Sjöstedt die Mitarbeiter wieder die bange Frage, wie es um ihre Zukunft bestellt ist.

Offiziell wollte sich am Mittwoch niemand zur Lage äußern, aber die besorgten Mienen der Beschäftigten sprachen Bände. "Natürlich geht bei uns die Angst um, was aus uns und unseren Arbeitsplätzen wird", sagte eine Frau. Eine Kollegin zuckte dagegen nur mit den Schultern. "Ach was", sagte sie, "das haben wir doch schon ein paar Mal erlebt. Da kommt bestimmt wieder ein neuer Manager."

Hintergrund: Erst 2009 hatte der Warenhaus-Konzern einen Insolvenzantrag gestellt. Auf die Frage, wie sie die aktuelle Situation um Karstadt einschätzt, gab es von Filialleiterin Marion Henning keinen Kommentar. Nicht zu erreichen war die Bonner Betriebsratsvorsitzende Brunhild Ehrenstein. Gesprächiger zeigten sich dagegen einige Kunden. Verena Schmidt zum Beispiel fährt regelmäßig und gerne mit ihrer Mutter zu Karstadt nach Bonn, "weil man hier alles außer Lebensmittel bekommt", sagte sie. "Ich hoffe auf jeden Fall, dass Karstadt bleibt."

Das hofft auch Oliver Hoffmann. Der Juwelier und Vorsitzende des Vereins City-Marketing ist ebenfalls von der Rücktrittsnachricht überrascht worden. Sein Zorn richtet sich vor allem gegen Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen. "Er lässt das Unternehmen regelrecht ausbluten." An ein endgültiges Aus für Karstadt glaubt Hoffmann zurzeit noch nicht. "Das wäre auch für die Bonner Innenstadt eine Katastrophe", sagte der Kaufmann.

Die Gewerkschaft Verdi, die auch viele der rund 200 Mitarbeiter in Bonn vertritt,verschickte per E-Mail einen Kommentar ihres Vorstandsmitglieds Stefanie Nutzenberger zum Thema Karstadt: "Was die Beschäftigten von Karstadt nun dringender denn je brauchen, ist Klarheit und Transparenz darüber, wie es nun mit Karstadt weitergehen soll. Investitionen sind dringend nötig, um Karstadt zukunftssicher zu machen. Die Eigentümer von Karstadt, vor allem Herr Berggruen, aber auch Herr Benko, müssen endlich ihre Pläne für die Zukunft von Karstadt auf den Tisch legen."

Der Eigentümer des Bonner Karstadt-Gebäudes macht sich keine Sorgen um die Zukunft der Bonner Warenhausfiliale. "Wir gehen davon aus, dass dieser Standort für Karstadt profitabel ist", sagt Frank Wenzel, Geschäftsführer der Aachener Grundvermögen Kapitalanlagegesellschaft, die das Haus an der Poststraße 2012 gekauft hatte. Trotz der Schwierigkeiten des Konzerns sehe er keine Anzeichen dafür, dass die Filiale in Bonn zur Disposition stehen könnte.

Zumal sich Karstadt mit einem langfristigen Mietvertrag an die Immobilie gebunden hat: Bis 2026 haben beide Seiten keine Möglichkeit zu kündigen. Danach besteht für Karstadt die Option, bis zu zehn weitere Jahre zu verlängern. Für die Instandhaltung des Gebäudes sowie Investitionen sei der Warenhauskonzern selbst zuständig, erläuterte Wenzel. Dafür sei die Miete "nicht ganz so hoch". Nach Einschätzung seiner Fachleute befinden sich Gebäude und technische Ausstattung in einem guten Zustand. Den plötzlichen Rücktritt von Eva-Lotta Sjöstedt bedauert Wenzel. Nach seiner Einschätzung war die Schwedin die beste Chefin, die der Konzern seit Jahren hatte.

Lukrative Immobilie

Die Aachener Grundvermögen Kapitalanlagegesellschaft mbH mit Sitz in Köln legt Geld im Auftrag der katholischen Kirche an. 2012 kaufte sie dem Highstreet-Konsortium für

26,5 Millionen Euro das Karstadt-Gebäude an der Poststraße und den 30 Jahre laufenden Erbbaurechtsvertrag für das Grundstück ab. Die 4846 Quadratmeter große Fläche in bester Innenstadtlage gehört der Kommune. Die jährliche Pacht beträgt nach GA-Informationen 700.000 Euro.

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