Viktoriakarree in Bonn IHK verwahrt sich gegen Kritik von Mitgliedern

Bonn · Mit Erstaunen hat IHK-Präsident Wolfgang Grießl auf die Kritik von Mitgliedern reagiert, die IHK nehme im Streit um die Planung eines Einkaufszentrums im Viktoriakarree eine einseitige Haltung ein.

Die IHK hat sich mit dem Einzelhandelsverband, der City-Marketing, dem Hotel- und Gaststättenverband sowie der Kreishandwerkskammer für die Pläne der Signa-Holding ausgesprochen und für einen Bürgerentscheid plädiert. IHK-Mitglied Johannes Roth, der einen Fahrradladen in dem Karree betreibt, hat dagegen 100 Unterschriften von Mitgliederkollegen gesammelt, die sich gegen die Planung aussprechen. In einem offenen Brief an die IHK-Spitze beklagt er, dass diese Interessen nicht berücksichtigt würden.

Grießl weist in dem Zusammenhang daraufhin, dass die IHK Kontakt mit der Initiative "Viva Viktoria" aufnehmen wollte, ein für den 2. Dezember anvisierter Termin sei von der Initiative indes abgesagt worden. "Es ist unsere Aufgabe, das Gesamtinteresse der einzelnen Branchen abwägend zu vertreten", sagte Grießl in einem Gespräch mit dem GA. "Genau das tun wir. Wir beraten unser Vorgehen stets in Ausschüssen und abschließend auch in der Vollversammlung. Die Sitzungen sind öffentlich." Der IHK-Präsident verwies auf die Bedeutung der positiven Weiterentwicklung der Innenstadt.

Die Sanierung des Viktoriakarrees sei ein wichtiger Schritt dazu. Niemand habe die Absicht, dort eine Einkaufsmall zu errichten, betonte er. Die Signa-Pläne sähen vielmehr ein Einkaufszentrum mit rund 15000 Quadratmetern und rund 6200 Quadratmeter für die Philologische Bibliothek der Universität vor, die diese dringend benötige.

Grießl kritisiert die SPD

Grießl kritisierte die SPD, die im Juni noch dem Verkauf der städtischen Liegenschaften in dem Karree zugestimmt hatte, am Abend in der Sondersitzung des Rates jedoch dem Bürgerbegehren beitreten will und damit als "Zünglein an der Waage" möglicherweise einen Bürgerentscheid verhindert. "Das ist ein verheerendes Signal, das an Investoren ausgesendet wird, weil sie sich auf Beschlüsse des Rates nicht mehr verlassen können", sagte Grießl.

Eine Kritik, die auch bereits die CDU mehrfach geäußert hatte. "Es ist doch das gute Recht jeder Partei, Sachverhalte neu zu prüfen und Entscheidungen zu überdenken" , entgegnete gestern SPD-Parteichef Gabriel Kunze der Kritik an seiner Ratsfraktion. Das habe die CDU in der Vergangenheit auch öfters so gehalten. Für Kunze ist der "Wegfall von Wohnungen, die massive Planung, die sich nicht in das historische Stadtbild einfindet und die fehlende Beteiligung der Bürger" Grund genug, dem Bürgerbegehren von "Viva Viktoria" beizutreten und somit den Verkauf der städtischen Grundstücke an den Investor Signa zu stoppen.

Die Sondersitzung des Rates, in der über das Bürgerbegehren entschieden werden soll, beginnt heute um 20 Uhr im Stadthaus. Die Sitzung wird voraussichtlich auch im Internet auf der Seite www.bonn.de übertragen.

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