Ausstellung über Oberkasseler Eiszeitjäger Das Grab im Steinbruch

BONN · Ralf Schmitz ist begeistert. "Endlich haben wir auch Fotos und nicht nur diese verschwommene Kopie", freut sich der Kurator der Ausstellung "Eiszeitjäger - Leben im Paradies". Er hatte längst die Hoffnung aufgegeben, jemals Plattenaufnahmen vom Fundort des Oberkasseler Grabes zu bekommen.

 Das Foto zeigt Arbeiter in dem Basaltsteinbruch, wo das Oberkasseler Grab vor hundert Jahren entdeckt wurde.

Das Foto zeigt Arbeiter in dem Basaltsteinbruch, wo das Oberkasseler Grab vor hundert Jahren entdeckt wurde.

Foto: Archiv Robert Uhrmacher

Doch jetzt, am letzten Ausstellungswochenendem hängen die fünf einzigartigen Schwarz-Weiß-Abzüge an einer Stellwand im Landesmuseum an der Colmantstraße. "Die Bilder sind wirklich etwas ganz Besonderes", betrachtet Schmitz fasziniert die Abzüge.

Robert Uhrmacher, ein Nachfahre des ehemaligen Steinbruchbesitzers Peter Uhrmacher, hat die Fotografien jetzt zu Tage gefördert. Jahrzehntelang hat er sich mit dem Oberkasseler Grab, seiner Geschichte und seiner Entdeckung beschäftigt. Als Arbeiter im Februar 1914 bei Sprengungen nur zufällig auf die rund 15.000 Jahre alten Fundstücke stießen und sie unsachgemäß bargen, machte der damalige Student Charles Stehn vom Geologischen Institut der Bonner Uni Aufnahmen von dem gesamten Areal sowie den Arbeiten vor Ort. Zwar wurden seine Abzüge 1919 für eine wissenschaftliche Abhandlung verwendet, "die Fotos selbst waren jedoch verschwunden. Wir hatten nur eine sehr schlechte Kopie", so Schmitz.

Jetzt endlich führten die Bemühungen von Robert Uhrmacher zum Ziel. Denn im Nachlass von Charles Stehn, der viele Jahre in Indonesien gelebt hat, wurde Uhrmacher schließlich fündig. Zwischen unzähligen Unterlagen und Papieren entdeckte er die Bilder von 1914. "Erst durch diese Plattenabzüge haben wir Detailinformationen über die verschiedenen geologischen Schichten und bekommen einen anderen räumlichen Eindruck von dem Gebiet", erklärt Ralf Schmitz. Da die Ausstellung nur noch an diesem Wochenende besucht werden kann, müssen sich Interessierte sputen, wenn sie die fünf neuen Exponate sehen wollen.

Vor über 100 Jahren wurde das rund 15.000 Jahre alte Doppelgrab aus der späten Eiszeit mit einer 25-jährigen Frau und einem etwa 35 bis 45-jährigen Mann entdeckt. Mit ihnen wurde einer der ältesten Haushunde der Menschheitsgeschichte beigesetzt. Zusätzlich gab man den Toten Kunstobjekte mit ins Grab, die aus Geweih und Knochen gefertigt waren. Anlässlich der Entdeckung vor 100 Jahren wurden die Funde durch ein internationales Team von 30 Wissenschaftlern mit den Methoden des 21. Jahrhunderts erforscht. Derzeit wird noch per DNA-Analyse untersucht, ob es sich bei den Toten um Vater und Tochter handelt.

Seit Oktober wurden die neuen Erkenntnisse zum Leben der Eiszeitjäger im Landesmuseum präsentiert. Zum Abschluss nimmt Schmitz noch einmal Kinder mit in eine Zeit, als England noch nicht von Europa getrennt war, Rhein und Themse ein gemeinsames Flussbett hatten. War das Leben in den Graslandschaften Europas besser als unser heutiges? Diese Frage wird er mit den jüngsten Museumsbesuchern klären.

Kindervortrag

Der Kindervortrag beginnt an diesem Sonntag um 15 Uhr im Landesmuseum, Colmantstraße. Der Eintritt ist für Kinder und begleitende Erwachsene frei. Nähere Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen gibt es unter www.landesmuseum-bonn.lvr.de.

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