Bonn verliert 39 Millionen Euro vom Bund Beethoven ist jetzt Chefsache

Bonn · Ein Spatz in der Hand ist immer noch besser als die Taube auf dem Dach: Ein altes Sprichwort, das ganz gut die derzeitige Stimmungslage der drei Bonner Bundestagsabgeordneten Claudia Lücking-Michel (CDU), Katja Dörner (Grüne) und Ulrich Kelber (SPD) wiedergibt.

Bonns großer Sohn: Beethovenbüste im Innenhof des Beethoven-Hauses.

Bonns großer Sohn: Beethovenbüste im Innenhof des Beethoven-Hauses.

Foto: dpa

Denn obwohl die 39 Millionen Euro, die der Bund in die Stiftung für das Beethoven-Festspielhaus stecken wollte, jetzt weg sind, steht er dem gestrigen Beschluss des Haushaltausschusses zufolge dennoch im Wort, die Stadt Bonn beim Beethoven-Jubiläum 2020 angemessen zu unterstützen. Vom Tisch sind dagegen wohl alle Hoffnungen, der Bund könne sich finanziell an der geplanten Sanierung der Beethovenhalle beteiligen.

Eine Hoffnung, die Kelber, der auch Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz ist, noch im Sommer genährt hatte. "Da sehe ich ordentliche Chancen", hatte er in einem Gespräch mit dem GA gesagt. "Diese Chance hat die Bonner Kommunalpolitik vergeben, indem sie sich nicht auf einen kommunalen Beitrag für die Sanierung der Halle festgelegt hat, sondern erst einmal ein Hallenkonzept haben wollte", erklärte Kelber gestern. "Auf welcher Grundlage hätte der Bund da denn noch Geld für die Beethovenhalle geben sollen?", fragte er.

Im Gegensatz zu anderen sei er überzeugt, dass der Bund auch in kommunale Bauten investiere. "Das beweist schon allein die Tatsache, dass der Haushaltsausschuss auch beschlossen hat, sich an der Sanierung des Pina-Bausch-Theaters in Wuppertal zu beteiligen", sagte er. Die Initiative für den Antrag in Sachen Beethoven-Jubiläum für die Sitzung des gestrigen Haushaltsausschusses hatten die Grünen ergriffen. Sie einigten sich, so berichtete Dörner, mit SPD und CDU/CSU auf die nun beschlossene Fassung. Danach soll die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), mit der Stadt Bonn bis Sommer 2016 ein Konzept zum Beethoven-Jubiläum 2020 in Bonn erarbeiten. Für das Haushaltsjahr 2017 sollen dann erste Bundesmittel bereitgestellt werden.

"Wir hätten natürlich gerne gehabt, dass der Bezug zu den 39 Millionen Euro weiterhin in der Beschlussfassung vorkommt. Damit konnten wir uns leider nicht durchsetzen", sagte Dörner. "Das wäre deutlich besser für Bonn gewesen." Unterm Strich sei sie aber mit dem Ergebnis zufrieden.

Ähnlich kommentierte Lücking-Michel den Beschluss des Haushaltsausschusses. "Ich bin froh, dass überhaupt das noch möglich war", sagte sie und kritisierte im gleichen Atemzug die Stadt Bonn, insbesondere Kulturdezernent Martin Schumacher. Ihm sei es bisher nicht gelungen, ein überzeugendes Konzept vorzulegen. "Wenn man Geld haben will, muss man doch sagen können wofür. Das konnten wir leider nicht", so Lücking-Michel. Deshalb sei es gut, dass Oberbürgermeister Ashok Sridharan nun das Heft in die Hand genommen und das Beethoven-Jubiläum zur Chefsache erklärt habe.

Abgeordnete begrüßen Beschluss

In einer am Abend gemeinsam herausgegebenen Presseerklärung begrüßten alle drei Bonner Abgeordneten den Beschluss des Haushaltsausschusses als "Erfolg für Bonn, nachdem die für das Festspielhaus vorgesehenen 39 Millionen Euro nach dem Aus für das Projekt nicht aufgebracht werden können". Der Beschluss zeige: "Der Bundestag weiß um die besondere Bedeutung Bonns und ist gewillt, das Beethoven-Jubiläum in einem angemessenen Rahmen zu begehen."

Für Stephan Eisel ist die Entscheidung des Haushaltsausschusses hinsichtlich der 39 Millionen Euro "keine Überraschung". Der Vorsitzende der "Bürger für Beethoven" wertete es als ein besonderes Zeichen, dass der Haushaltsausschuss über die Bundesaktivitäten zum Beethoven-Jubiläum hinaus nun ausdrücklich den Weg für die Finanzierung des Beethoven-Jubiläums in Bonn aufgezeigt habe.

Der Beschluss zeige allerdings auch, dass die Stadt bisher ihre Hausaufgaben nicht gemacht habe. Er begrüße es deshalb, dass Sridharan sich persönlich um das Beethoven-Jubiläum kümmern wolle und den Vorsitz im neuen städtischen Beirat "Beethoven 2020" übernommen habe.

Generalintendant Bernhard Helmich stellte hingegen gestern zu Schumachers Vorlage fest: "Die wird viel schlechter gemacht, als sie ist. Was fehlt, sind Geld und Leben." Letzteres sei allerdings leichter zu generieren als Ersteres. Helmich lobte ebenfalls, dass der neue OB das Thema Beethoven 2020 zur Chefsache gemacht hat. Der Intendant hegt nun die Hoffnung, dass sich alle Initiativen für Beethoven in der Stadt konstruktiv vernetzen, "dass alle an einem Strang ziehen". Er setze Vertrauen in den neuen OB. Helmich: "Ich glaube, dass Herr Sridharan das hinkriegt."

Der Countdown zum Jubiläumsjahr 2020 läuft

Den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens im Jahr 2020 will Bonn mit einem üppigen Strauß an Konzerten, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen feiern.Die Frage ist: Wird es gelingen? Das endgültige Aus für das Festspielhaus-Projekt im Juni und die klamme Finanzlage der Stadt sind nicht eben hilfreich, um ein Jubiläumsjahr zu gestalten, das weit über Bonn hinaus ausstrahlen sollte.

Zwar steht fest, dass die Beethovenhalle zentraler Veranstaltungsort sein wird, doch in welchem Zustand, ist derzeit noch offen. Kulturdezernent Martin Schumacher hat dem Kulturausschuss die Grundzüge seines Konzeptes vorgelegt. Darin solle "der Anspruch ,Kultur für alle' so weit wie möglich eingelöst werden". Das Beethoven-Haus unter Federführung seines Direktors Malte Boecker koordiniert die Vorhaben von insgesamt elf Bundeseinrichtungen.

Die angedachte Neuinszenierung von Beethovens "Fidelio" und der noch zu vergebende Auftrag für die Komposition eines ganz neuen "Fidelio" liegen in der Verantwortung des Generalintendanten der Bonner Bühnen, Bernhard Helmich. Die Intendantin des Beethovenfestes, Nike Wagner, plant neben der Aufführung von Auftragswerken zum Thema "mein Lieblings-Beethoven" die Versammlung aller großen deutschen Rundfunksinfonieorchester in Bonn. Davon, dass das Beethovenfest seine Aktivitäten übers Jahr ausdehnen könnte, ist nicht die Rede.

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