Sankt Martin in Bonn Zwei Männer, aber nur eine Rüstung

BONN · Nun steht es fest: Bonn hat einen neuen Sankt Martin. Eigentlich sogar zwei. Denn Urban Brüning und Ralf Birkner teilen sich die Aufgabe, in die Rolle des heiligen Mannes zu schlüpfen. Brüning kann reiten, Birkner nicht.

 Freuen sich auf den Martinszug mit vielen Kindern und ihren bunten Laternen: (von links) Diakon Klaus Ersfeld, Urban Brüning und Ralf Birkner.

Freuen sich auf den Martinszug mit vielen Kindern und ihren bunten Laternen: (von links) Diakon Klaus Ersfeld, Urban Brüning und Ralf Birkner.

Foto: Barbara Frommann

So wird Brüning am kommenden Montag hoch zu Ross die Kinder beim Zug durch die Innenstadt begleiten. Birkner wird an diesem Wochenende in Rüstung elf Kindergärten und Altenheime in der City besuchen und dort Weckmänner verteilen.

Wie berichtet, hatte sich im August der Martinsausschuss von 1920 aufgelöst. Das Gremium war schon immer ans Bonner Münster angeschlossen. Dann gab es aber einen Streit um ein Sicherheitskonzept und die Haftung während des Zuges. Einen eigenen Verein mit Satzung zu gründen, schien den Mitgliedern um Hanns Roesberg zu aufwendig.

So hörten alle auf, die Organisation des Festes übernahm das Münster selbst - genauer gesagt mit Diakon Klaus Ersfeld ein Hauptamtlicher. "Der alte Martinsausschuss hat gute Arbeit geleistet", sagt Stadtdekanatssprecher Reinhard Sentis. Jetzt wolle man Erfahrung sammeln, um für das nächste Jahr noch einiges zu verbessern.

Mit "Teilen verbindet" gibt es erstmals ein Motto. "Es ist wichtig, neben dem Brauchtum noch eine inhaltliche Note zu setzen", sagt Sentis. So bekomme jedes Kind im Zug am Montag ein Armbändchen, das ein Stück des geteilten Martinsmantels darstellen soll.

Nachdem Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch am Feuer die Martinsgeschichte vorgelesen hat, werden vier Kinder mit der Mantelhälfte um die Flammen herumgehen. Erwachsene am Zugrand sollen Infoblätter mit Ideen zum Teilen bekommen, sie sollen über das Fest aufklären. In den Schulen konnten sich die Kinder aussuchen, ob sie lieber jeder einen kleinen Weckmann haben wollten oder als Klasse einen großen, von dem jeder ein Stück bekommt. Von Letzteren gab es schließlich 42 Stück.

Karnevalisten könnte es aufschrecken, dass mit dem Knatsch Thomas Janicke, Kommandant der Bonner Ehrengarde, als Martin vom Pferd abgestiegen ist und sich nun ein Stadtsoldat in den Sattel setzt. "Es geht nicht darum, wer in der Rüstung steckt. Es geht um die Figur des heiligen Martin", sagt Sentis. Dass die Wahl auf Brüning fiel, sei Zufall. Man habe zusammengesessen und einfach jemanden gesucht, der reiten kann.

Der Kavallerieführer der Stadtsoldaten saß mit zehn Jahren das erste Mal auf dem Pferd. Zur Kavallerie stieß der Urbonner, aufgewachsen an der Dorotheenstraße, schon vor 30 Jahren. Die Familie ist damit in vierter Generation mit den Stadtsoldaten verbandelt.

Brüning arbeitet als Informatiker für die Firma Ubisense, kümmert sich dabei um geografische Informationssysteme. Er ist verheiratet und wohnt am Erzberger Ufer. "Mir ist das Brauchtum wichtig. Wenn das und die bönnsche Sprache nicht gepflegt werden, dann ist es irgendwann damit vorbei." Seine Rüstung ist übrigens nach römischem Vorbild gefertigt und wiegt rund 20 Kilo.

Birkner sagt: "Ich mache dieses Amt insbesondere aus der Motivation heraus, dass ich auch geistlicher Leiter der Kolpingfamilie Bonn Zentral bin. Es gibt inhaltlich einen starken Bezug zu Kolping aber auch eine Verbindung zwischen Kolping und dem Bonner Münster."

So werden sich die Kinder auf Sankt Martin freuen, aber bestimmt auch auf die Süßigkeiten. Stadtdechant Wilfried Schumacher hat schon die Geschäftsleute informiert: "Keine Angst vor schnörzenden Kindern."

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