"Tag der Bahnhofsmission" in Bonn Zeit und Kaffee für Obdachlose

BONN · Ungewohnte Durchsagen konnte man am Samstag immer mal wieder im Bonner Bahnhof hören: Am deutschlandweiten Tag der Bahnhofsmissionen lud der Sprecher die Fahrgäste ein, sich die Wartezeit bis zum nächsten Zug auf Gleis 1 am Stand der Bonner Einrichtung zu vertreiben.

 Hilfsbereit und freundlich: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bonner Bahnhofsmission.

Hilfsbereit und freundlich: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bonner Bahnhofsmission.

Foto: Barbara Frommann

Dort gab es Waffeln, außerdem konnte man sich mit den Mitarbeitern über deren Arbeit unterhalten. 35 Ehrenamtliche kümmern sich am Bonner Bahnhof um alle, die bei der Bahnhofsmission durch die Tür kommen - mehr als 5000 Kontakte im Jahr. "Sie haben die Aufgabe, für die Menschen da zu sein", sagte Einrichtungsleiter Gregor Bünnagel.

Auf die warten dort auf jeden Fall eine Tasse Kaffee und ein Gesprächspartner. Oft kämen Obdachlose und Suchtkranke, aber auch Reisende, die einfach nur einen ruhigen Ort suchen, oder auch Mütter, die ihre Kinder wickeln müssen. Da gebe es auch mal schwierige Momente. "Das sind Situationen, in denen wir keine Hilfestellung geben können."

Daran hätten auch die Helfer zu knabbern. "Wichtig ist, dass man das gemeinsam aushält." Nach dem Motto. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Die Mitarbeiter der Mission helfen laut Bünnagel außerdem auch Passagieren, die auf irgendeine Weise eingeschränkt sind, etwa Blinde, Senioren und Rollstuhlfahrer. "Sie haben einfach Zeit für die Menschen."

Das könne zum Beispiel das Personal des Servicepoints nicht leisten - oft die erste Anlaufstelle für Hilfesuchende. Bernhard Christ, Leiter des Bahnhofsmanagements, ist deshalb froh über die Mission: "Sie ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Bahnhofs. Wo unsere Leistung aufhört, fängt deren Leistung an."

In ganz Deutschland arbeiten rund 2300 Menschen überwiegend ehrenamtlich an Bahnhofsmissionen. Die in Bonn besteht seit 1945 - es gab nur eine Unterbrechung von etwa einem halben Jahr: "Früher war das ganz in ehrenamtlicher Hand", sagte Bünnagel. Das sei dann aber Ende 2006 aufgrund von Mitarbeitermangel eingeschlafen.

Deshalb hätten Caritas und Diakonie danach die Federführung übernommen und nach einiger Vorbereitungszeit die Mission im Juni 2007 wieder in Betrieb genommen. Die ist werktags von 8 bis 20 Uhr und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr besetzt.

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