Schwierige Budensuche Wohnsituation für Studenten in Bonn bleibt angespannt

BONN · Für viele Abiturienten hat sich vergangenes Jahr mit der Studienzusage der Universität Bonn ein Traum erfüllt. Durch hohe Numeri Clausi und den doppelten Abiturjahrgang war es nicht so einfach, einen Studienplatz zu ergattern.

Hat sich der Traum vom Studieren erst einmal erfüllt, möchte sich eine Vielzahl an Erstsemestern einen weiteren Traum erfüllen: die erste eigene Wohnung oder ein Platz in einer Wohngemeinschaft (WG).War der Wunsch zu studieren schon nicht einfach umzusetzen, ist es die erfolgreiche Suche nach einer Studentenbude erst recht nicht. Die Wohnsituation für Studenten ist in Bonn seit Jahren angespannt, günstiger Wohnraum absolute Mangelware. "Die Wohnsituation der Bonner Studierenden ist nach wie vor angespannt.

Bedingt durch die gestiegenen Mietpreise und den stetigen Zuzug von Arbeitskräften nach Bonn hat sich der Konkurrenzdruck auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärft", sagt Uni-Pressesprecher Andreas Archut dem General-Anzeiger. Noch immer suchen einige Erstsemester nach einer geeigneten Bleibe, etwa die 18-jährige Maggie aus Königswinter.

Zusammen mit zwei Freundinnen möchte die Geografiestudentin eine WG gründen. "Am liebsten würden wir in die Innenstadt, nach Poppelsdorf oder in die Südstadt ziehen", erklärt die 18-Jährige. Sie und ihre Freundin Lara (21), die Deutsch und Französisch auf Lehramt in Bonn studiert, fahren täglich knapp 50 Minuten bis zur Uni.

Ihre gemeinsame Freundin Anna studiert in Köln Soziale Arbeit und muss einen noch längeren Weg bis in Kauf nehmen. "Ich habe mich in Köln nach einer Bleibe umgesehen, aber nichts gefunden. Daher wäre es schön etwas in Bonn zu finden, das würde den Weg verkürzen", sagt die 20-Jährige.

Die drei Studentinnen, die noch bei ihren Eltern wohnen, suchen hauptsächlich im Internet nach potenziellen Wohnungsangeboten und werden dabei immer wieder von hohen Mieten aus ihrem WG-Traum gerissen. "Wir möchten nicht mehr als 950 Euro Warmmiete zahlen und suchen Angebote, die keine Provision verlangen", erläutert Maggie.

Natürlich haben sich die jungen Frauen auch schon Wohnungen angesehen: Bei einer Besichtigung hatte Maggie das Gefühl, dass die Besitzerin die Wohnung nicht so gerne an Studenten vermieten möchte. "Studierende haben leider noch immer ein 'Imageproblem'. Viele Vermieter haben heute noch ein Bild von Studenten, das in den späten 60er und 70er Jahren geprägt worden ist. Dass die heutige Studentengeneration eine andere ist, dass sich auch das Studium verändert hat, ist vielen nicht bekannt. Besonders schwer ist die Situation für Studierende aus dem Ausland, die auf dem freien Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben und weitgehend auf die Unterkunftsangebote des Studentenwerks angewiesen sind", stellt Andreas Archut fest.

Gina Jacobs, stellvertretende AStA-Vorsitzende, bezeichnet die Wohnsituation für Bonner Studenten als "weiterhin sehr schwierig" und konnte bislang keine Besserung im Vergleich zu vorherigen Semestern feststellen. "Studierende finden oft keinen bezahlbaren Wohnraum und lassen sich daher häufig auf inakzeptable Mietverträge ein, die sie in prekäre Situationen bringen."

Um Studierenden eine weitere Möglichkeit zu geben, eine Wohnung oder einen WG-Platz zu finden, haben die Hochschulen der Bundesstadt Bonn, des Rhein-Sieg-Kreises und weitere Partnereinrichtungen die Aktion "Zimmer frei?!" ins Leben gerufen. Eine Wohnbörse, die Wohnungssuchende und Anbieter von studentischem Wohnraum zusammenbringen soll.

"Mit der Resonanz auf unsere Aktion sind wir recht zufrieden. Das Portal "Zimmer frei?!" wird gut angenommen, es kommen regelmäßig neue Angebote herein. Wir sorgen für eine hohe Qualität, indem wir alle Angebote prüfen", berichtet Archut. "Die Ansprüche unserer Studierende sind trotz der angespannten Marktsituation recht hoch.

Das Gros sucht aber vor allem in der Preisklasse unter 300 Euro pro Monat. Hier muss man deutliche Konzessionen an die Lage der potenziellen Wohnung machen." Etwas entspannter sieht die Situation das Bonner Studentenwerk. "Wir gehen davon aus, dass sich die Wohnsituation weitgehend entspannt hat, insofern, dass der überwiegende Teil der Suchenden eine Bleibe gefunden haben.

Wenn auch nicht alle dort wohnen, wo sie gerne wohnen würden - was immer wieder Erhebungen zeigen. Unsere Wohnheimplätze sind voll belegt", erklärt Studentenwerk-Pressesprecher Robert Anders. Das Studentenwerk habe im Zuge des Semesterstarts im Oktober rund 1300 Mietverträge geschlossen.

Knapp 3400 Interessenten hätten sich für einen Wohnheimplatz beworben, allerdings geht Anders von zahlreichen Doppelbewerbungen aus. "Das heißt, dass nicht hinter jeder Bewerbung auch der tatsächliche Bedarf steht." Zum 1. Januar hat das Studentenwerk bereits 400 Bewerbungen registriert.

Ein echter Glückspilz ist der 19-Jährige Jascha aus Delbrück bei Paderborn. Wie Maggie hat auch er im Wintersemester sein Geografiestudium in Bonn aufgenommen. Im Gegensatz zu seiner Kommilitonin war Jascha auf ein Zimmer in Bonn angewiesen. "Ich habe mich direkt nach der Uni-Zusage im Internet umgeschaut, während meine Mutter Kontakt zu einer Kirchengemeinde in Bonn aufnahm, um zu fragen, ob diese Zimmer an Studenten vermieten."

Jascha hatte Glück: Die Gemeinde wiederum kannte eine Familie, die Zimmer an Studenten vermieten. "So kam der Kontakt zu meinen späteren Vermietern zustande." Die Vermieter, ein Ehepaar, gehen dabei einen neuen Weg: Sie vermieten die Zimmer ihrer fünf Kinder, die ausgezogen sind, an Studenten und verhindern so einen Leerstand.

Ein Modell der studentischen Wohnraumschaffung, das sich auch Archut wünscht: "Immer mehr Menschen bewohnen ihre einst für Familien gebauten Häuser und Wohnungen allein, weil Kinder ausgezogen und Partner verstorben sind. Wir hoffen, dass diese Menschen die Vorteile erkennen, wenn sie an Studenten untervermieten.

Wenn wir enger zusammenrücken, schafft das nicht nur zusätzlichen Wohnraum, es sorgt auch für generationenübergreifenden Kontakt und mehr sozialen Zusammenhalt." "Für mein knapp 14 Quadratmeter großes Zimmer zahle ich 150 Euro, im Preis sind alle Nebenkosten sowie Internet enthalten", freut sich Jascha, der sein Zimmer nach nur einem Monat gefunden hat.

Kurz gefragt

Was muss getan werden, damit sich in Zukunft die Lage der studentischen Wohnsituation in Bonn beruhigt?

  • "Es muss mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Dafür wäre es zunächst sinnvoll Leerstand bestmöglich zu vermeiden." Gina Jacobs, stellvertretende AStA-Vorsitzende
  • "Wir gehen davon aus, dass das Interesse an studentischem Wohnraum auch in den kommenden Jahren hoch bleiben wird, so dass neben dem öffentlichen Bau von Studentenwohnheimen auch private Investitionen attraktiv bleiben werden. Wichtig ist aber, dass die neuen Angebote bezahlbar bleiben und nicht nur private Edel-Studentenappartments mit allem Komfort gebaut werden." Andreas Archut, Pressesprecher Uni Bonn
  • "Die studentische Wohnsituation lässt sich in erster Linie durch neue Wohnheimplätze beruhigen, weil nur so ein 'vernünftiger' Preis im Sinne der Studenten ermöglicht wird. Das Studentenwerk Bonn wird seine Kapazitäten allerdings nicht kurzfristig erweitern können, sondern erst mit Blick auf 2015 beziehungsweise 2016, wenn zwei Bauvorhaben von uns: Tannenbusch I und Drususstraße, planmäßig ablaufen und zum Abschluss gebracht werden können. Grundsätzlich ist auch die Politik gefragt, die soziale Infrastruktur neben der Erweiterung der Hochschulkapazitäten nicht aus dem Blick zu verlieren. Das kann zum Beispiel über zinsgünstige Darlehen in der Wohnheim-Neubauförderung geschehen." Robert Anders, Pressesprecher Bonner Studentenwerk
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