Unterschiedlich schnelle Fernsehsignale Wenn der Nachbar früher jubelt

BONN · Man kennt das: Toni Kroos läuft zur Ecke an, flankt - und aus dem Garten des Nachbarn gellen schon die Toooor-Schreie herüber. Erst dann verlängert Benedikt Höwedes auf dem eigenen Bildschirm per Kopf den Ball, und Miroslav Klose drückt die Kugel über die Linie. Tor.

 Über den längsten Sendeweg kommen die Bilder am schnellsten: Wer die WM über Satellit schaut, jubelt zehn Sekunden früher als derjenige, dessen Signal übers Kabel kommt.

Über den längsten Sendeweg kommen die Bilder am schnellsten: Wer die WM über Satellit schaut, jubelt zehn Sekunden früher als derjenige, dessen Signal übers Kabel kommt.

Foto: dpa/GA

Dass die Bilder der Fußball-WM aus Brasilien so unterschiedlich schnell auf den heimischen Bildschirmen in Deutschland ankommen, hat einen einfachen Grund: der ausgewählte Übertragungsweg.

Wer sein Fernsehsignal über Satellit empfängt (rund 47 Prozent, circa 18 Millionen Haushalte) des deutschen TV-Publikums, ist am besten dran. Das hat ein Test des Fachmagazins c't ergeben. Wobei es auch dabei noch Unterschiede gibt, je nachdem, ob man sein Bild in HD oder SD empfängt.

Für die ARD zeigten die Messungen, dass Satelliten-Empfang in SD-Qualität nahezu keine Verzögerung aufwies. Mit ein bis zwei Sekunden Versatz etwas langsamer ist der Empfang in HD sowie mit DVB-T. Es folgt das Kabelfernsehen (16,8 Millionen Haushalte) mit acht bis zehn Sekunden. Und noch länger auf den Torschrei warten muss, wer die WM-Spiele über das Internet verfolgt.

Das IPTV-Angebot Entertain der Telekom braucht etwa 15 Sekunden, der Schweizer Streaming-Anbieter Zattoo erreichte einen Zeitversatz von rund 30 Sekunden. Dahinter kamen beispielsweise die Internet-Angebote von ARD und ZDF mit circa 55 bis 60 Sekunden Rückstand. Am schlechtesten schnitt der Dienst Magine TV ab, der rund 90 Sekunden hinterherhinkte.

Die Zeitverzögerungen liegen an der technischen Verarbeitung der Videodaten, die je nach Empfangsart unterschiedlich aufwendig und somit zeitintensiv ausfallen. Vom Übertragungswagen geht das Signal zur Sendeanstalt, von dort zum Satelliten- oder Kabelanbieter. Dort wird das Signal schließlich weiterverarbeitet und eventuell verschlüsselt. Erst dann geht es in Richtung Zuschauer.

Beim Satellitenempfang kostet das kaum noch Zeit. Beim Empfang über Kabelanschluss ist das ortsabhängig, da der Kabelanbieter die Signale an Knotenpunkte schickt, von wo aus sie zum Empfangsgerät geleitet werden. Und dort müssen eventuell verschlüsselte Signale noch decodiert werden.

Weitere Verzögerungen von bis zu mehreren Sekunden können sich darüber hinaus auch durch die Bildaufbereitung der Empfangsgeräte ergeben. Neuere Modelle bei Fernsehern oder Receivern sind da meist schneller. Übrigens: Wer die Tore am schnellsten mitbekommen will, könnte auch das Radio anmachen. Ein einfacher UKW-Empfänger soll angeblich das Rennen machen.

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