Zur Erinnerung an die weltweite Trinkwasserknappheit Wasser zapfen auf dem Marktplatz

BONN · Ein von den Niederlanden ausgehendes Trinkwasserprojekt schwappt so langsam nach Deutschland und damit nach Bonn. Schon bald wird auf dem Marktplatz ein Brunnen aufgestellt, an dem sich jeder erfrischen kann.

 Dieser Trinkwasserbrunnen steht bereits an der Vivatsgasse nahe dem Sterntor.

Dieser Trinkwasserbrunnen steht bereits an der Vivatsgasse nahe dem Sterntor.

Foto: Richard Bongartz

Damit schließt sich die Stadt der gemeinnützigen Organisation "Join the Pipe" an, die sich für eine gerechte Verteilung von Trinkwasser auf der ganzen Welt einsetzt. Mit einem interessanten Ansatz.

"Mit jeder Zapfsäule, die wir in der westlichen Welt realisieren, wird ein Wasserprojekt in einem Entwicklungsland finanziert", teilte "Join the Pipe" mit, die in ihrem Heimatland vor Kurzem die 300. Zapfsäule eröffnet hat. Das bedeutet, dass mit einem Brunnen hier zum Beispiel in Nairobi, Ghana oder Kenia ein Zwilling aufgestellt wird. In Bonn soll die Zapfstelle, bei der das Wasser erst auf Knopfdruck läuft, an der Tiefgaragentreppe nahe der Einmündung Sternstraße aufgestellt werden - also im östlichen Teil. Die 5000 Euro für Anschaffung und Installation übernimmt die Marktgilde, das Wasser wollen die Stadtwerke Bonn (SWB) bezahlen.

Es gibt neben der Hilfe fürs Ausland weitere Vorteile. So wird es auch im Rheinland durch den Klimawandel immer heißer, die Zahl der Tropentage in Bonn nimmt zu. Gerade in der zugebauten Innenstadt weht dann kaum ein Lüftchen. "Besonders Kinder und ältere Menschen, die sich länger in diesen Zonen aufhalten, werden durch dieses Klima stark belastet", argumentiert die Stadt. Leitungswasser, das zudem in Bonn eine hervorragende Qualität hat, löscht bei Hitze gut den Durst.

Weiterer Vorteil: Gerade auf dem Wochenmarkt ist die Zapfstelle praktisch, weil Kunden ihr frisch gekauftes Obst dort abspülen und dann direkt essen können - ein Beitrag zur gesunden Ernährung, so die Stadt. Gleichzeitig animiert der Brunnen vielleicht auch, auf dem Markt spontan etwas zu kaufen.

Bei der Diskussion in der Bezirksvertretung Bonn, die am Ende einstimmig für die Zapfstelle gestimmt hatte, zeigte sich als einzige Partei die CDU skeptisch, was sie mit Enthaltung ausdrückte. Man solle lieber abgeschaltete Springbrunnen in der Stadt wieder ans Laufen bringen. Und weil auch die SWB sparen müsse, sei ihr Sponsoring kritisch zu sehen. Aufgestellt wird nun ein überdimensionaler Wasserhahn, der oben waagerecht abknickt.

Alle vier Stunden wird das Gerät in Eisenglimmeranstrich automatisch gespült. Die Säulen sind nach Angaben von "Joint he Pipe" gegen Vandalismus geschützt, wartungsarm und "können auch in den Wintermonaten im freien bleiben". Mitgebrachte Flaschen lassen sich leicht auffüllen und "wer etwas beweglich ist", so Bezirksbürgermeister Helmut Kollig, könne auch den Mund in den Wasserstrahl halten. Für Rollstuhlfahrer gibt es keine Hindernisse. Nach Angaben des Presseamts der Stadt soll die Säule noch in diesem Jahr installiert werden.

Es handelt sich übrigens nicht über den ersten Wasserspender in der Stadt. Die betreibt nämlich selbst einen an der Ecke Sternstraße und Vivatsgasse. Dort lässt sich das Wasser aber schlecht abfüllen und läuft zudem ständig.

Mehr Infos unter www.join-the-pipe.org

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