Debatte um Rosenmontag Von Grünberg will sich für Bonner Mitarbeiter einsetzen

BONN · Als "merkwürdigen Beitrag zur Kulturpflege" bezeichnet der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg die Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK) zu Rosenmontag. Wie berichtet, haben die 180 Bonner Mitarbeiter aus Berlin die Order erhalten, sich für den obersten närrischen Feiertag künftig frei nehmen zu müssen.

Diese Order komme ausgerechnet, kurz nachdem der Karneval in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, ärgert sich von Grünberg. Er setzt sich nun bei der KMK dafür ein, dass man dort die Meinung noch mal ändert. Man muss och jönne könne - ein von Rheinländern gern zitierter und auch gelebter Spruch. Er kommt immer wieder vor bei der nun entbrannten Diskussion zum Thema Rosenmontag. Leser haben sich per E-Mail oder auf der Seite www.ga.de gemeldet.

Kommt mit der KMK ein Stein ins Rollen? Die Dependancen der Berliner Behörden schauen wieder auf den Bundesinnenminister - jetzt Thomas de Maizière - der jährlich bekannt gibt, ob es an Rosenmontag wieder dienstfrei als Geschenk gibt. Danach richten sich dann in der Regel die anderen Behörden, sagt Jochen Nagel.

Er ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Personalräte der obersten Bundesbehörden und arbeitet im Bundesrechnungshof. "Es bröckelt aber", meint Nagel mit Blick auf die KMK und kritisiert: "Man knabbert die Arbeitszufriedenheit und Motivation weg." Ein Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern mal etwas zugesteht, schätze sie wert. Beim Feiern lerne sich die Belegschaft auch anders kennen: "Manches geht nachher einfacher." Das sei oft wirksamer als Prämien.

Die Verordnung über Arbeitszeiten bildet die Grundlage dafür, dass der Dienststellenleiter der Oberfinanzdirektion NRW an einem Brauchtumstag dienstfrei geben kann. In alter Tradition tut er dies für die Belegschaft der Finanzämter Bonn Innen- und Außenstadt, so Vizesprecherin Anke Isenberg. Das gilt auch für die Stadtverwaltung - "eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers", so Elke Palm vom Presseamt.

Arbeiten ist an Rosenmontag im Stadthaus und im Alten Rathaus sowieso nicht möglich, da beide von Zug und Jecken umlagert sind. Auch am Landgericht ist wie immer frei, wie Sprecher Philipp Prietzel sagt. Ein Eildienst sei aber eingerichtet. Wie bei der Deutschen Telekom müssen auch die feierfreudigen Jecken bei der Deutschen Post DHL selbst investieren - und Rosenmontag frei nehmen. In Bonn und der Region sind das laut Sprecherin Anne Motz 8000 Mitarbeiter. Das sei aus Gründen der Gerechtigkeit so geregelt, auch weil es sich bei der Post um ein weltweit handelndes Unternehmen handele.

Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst hat kein Verständnis für die Order aus Berlin: "Diese Entwicklung ist bedenklich und könnte einen Stein ins Rollen bringen. Rosenmontag ist im Rheinland ein Feiertag, wenn auch kein gesetzlicher." Aktuell könne man nichts an der Entscheidung ändern. Stockhorst will die KMK aber nach Aschermittwoch um Rücknahme der Anordnung bitten.

Kultusministerkonferenz

Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder (Kurzform: Kultusministerkonferenz - KMK) ist ein Zusammenschluss der für Bildung und Erziehung, Hochschulen und Forschung sowie kulturelle Angelegenheiten zuständigen Minister und Senatoren der Lände. Sie hat einen Sitz in Berlin und Bonn. Die KMK wurde im 1948, also noch vor der Konstituierung der Bundesrepublik gegründet. Sie hat keine Rechtssetzungsbefugnis.

Das sagen Leser

"Statt den Bonnern einen Tag wegzunehmen, könnte man doch den Berlinern einen zusätzlichen Tag schenken. Damit wäre allen gedient. Eine Behörde erwirtschaftet doch nichts, sie geht nicht sofort pleite, wenn sie mal einen Tag lang Brauchtum pflegt."

"Nous sommes Rusemoondaach! Und ab sofort ohne Berliner - die sind sowieso schlecht für die Figur."

"Jeder kann Rosenmontag feiern, sollte aber dafür einen Urlaubstag nehmen. Brauchtum hin oder her. Immerhin geht es um bezahlte Tage."

"Schade, schade, schade... Geld regiert (scheinbar) die Welt. Auch ihr werdet irgendwann feststellen, dass Geld allein nicht glücklich macht."

"Ich hoffe, dass die "neue Order" nicht ernst gemeint ist."

"Preußen war auch damals schon eine lustlose Angelegenheit. Ne schöne Jroos!"

"Ich finde, wer feiern will kann auch Urlaub nehmen. Aber dann bitte auch keine Feiertage mehr in katholischlastigen Bundesländern."

Diskutieren Sie weiter mit! Sollte der Rosenmontag in NRW ein gesetzlicher Feiertag sein?

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