Die Bonn-App Vom Störer zum Berater

BONN · Es ist schon paradox: Eine technische Errungenschaft soll dazu beitragen, dass sich das Verhältnis zwischen Menschen verbessert. Nämlich das zwischen Bonner Bürgern und der Bonner Verwaltung. Als Schnittstelle zwischen beiden soll nun die App der Stadt helfen, eine Art Partnerschaft entstehen zu lassen.

 Wenn irgendwo Müllsäcke herumstehen, kann man das der Verwaltung über die App mitteilen, wie hier In den Dauen 2. Der abgebildete Müll stand allerdings direkt am Stadthaus.

Wenn irgendwo Müllsäcke herumstehen, kann man das der Verwaltung über die App mitteilen, wie hier In den Dauen 2. Der abgebildete Müll stand allerdings direkt am Stadthaus.

Foto: Moritz Rosenkranz

"Früher wurde der Bürger oft als Störer wahrgenommen. Heute sehen wir ihn als Berater und Hinweisgeber", sagt Dezernent Wolfgang Fuchs. Bestes Beispiel dafür ist das seit Neuestem in die App integrierte Anliegen-Management. Darüber können Bürger unkompliziert und detailreich defekte Ampeln, wilde Müllkippen oder leere Hundekotbeutel-Spender direkt an die Verwaltung melden.

Diese nimmt sich des Falles an und verspricht, den Mangel spätestens nach vier Wochen beseitigt zu haben. Über die App können die Bürger kontrollieren, ob sich tatsächlich etwas getan hat an der von ihnen gemeldeten Problemstelle. Auch über die Internetseite der Stadt können Bürger solche Stellen bereits seit November melden.

"Das Projekt läuft sehr gut. Seit dem Start haben wir bereits 1250 Vorgänge bearbeitet", sagt Sven Hense vom Amt für Organisation und Informationstechnologie. Für Dezernent Fuchs läuft das Angebot der App vor allem unter dem Stichwort "Bürgerservice": "Wir wollen eine andere Verwaltung werden und interaktiv mit den Bürgern kommunizieren." So können beispielsweise Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, eine kurze Anfrage stellen, und bekommen dann konkrete Möglichkeiten aufgezeigt, wo das in ihrer Gegend möglich sei.

Die App bietet auch die Möglichkeit, über das Rats-TV die Sitzungen des Bonner Rates live zu verfolgen. So haben sich die einmalige Sitzung in der Kantine 210 Menschen live angesehen. In der Spitze haben sich aber auch schon 1300 Bonner die Sitzungen angeschaut. Zudem ist die Verwaltung stolz auf die derzeit 39 interaktiven Bonn-Themenkarten. Auf diesen Stadtkarten kann sich der Nutzer beispielsweise Kindergärten, Schulen oder Spielplätze anzeigen und sich per GPS-Signal dorthin navigieren lassen.

Als zusätzlichen Service möchte die Stadt nach Karneval auch ihre rund 70 W-Lan-Hotspots zur öffentlichen Nutzung freigeben und damit das Angebot der Telekom ergänzen. Diese macht seit Beginn des Jahres an 150 speziellen Orten im Stadtgebiet ihr W-Lan-Netz für jeden Bürger eine halbe Stunde kostenlos zugänglich. Die Stadt möchte dieses Netz nun mit ihrem eigenen Angebot ergänzen. Sie befindet sich zudem in Gesprächen mit den Stadtwerken Bonn und der Universität, die ihre W-Lan-Netze ebenfalls öffnen könnten und somit eine großflächige Versorgung in Bonn schaffen würden. Denkbar wären sogar Hotspots in Bussen und Bahnen. Beide Seiten haben schon ihr Interesse signalisiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Der Macke vom Müll
Neue Folge des Crime-Podcasts „Akte Rheinland“ Der Macke vom Müll
Zum Thema
Aus dem Ressort