IHK für geplantes Einkaufszentrum "Viktoriakarree für Bonn wichtig"

Bonn · Geht es nach den Spitzenvertretern der Wirtschaft in der Region, dann wird das umstrittene Einkaufszentrum am Bonner Viktoriakarree gebaut. "Das Projekt ist für die gesamte Fußgängerzone wichtig, damit werden die Weichen für Jahrzehnte gestellt", sagte Wolfgang Grießl, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, am Mittwoch.

Dass sich Grießl und IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille in dieser Frage so eindeutig positionieren, hat auch etwas mit der Lage des Einzelhandels in Bonn zu tun. Parkhausprobleme und dadurch ausbleibende Kunden sowie die wachsende Konkurrenz des Onlinehandels setzten der Branche zuletzt wieder zu. In der aktuellen Herbstumfrage der IHK zur Konjunktur beurteilten die Einzelhändler ihre wirtschaftliche Lage zwar noch überwiegend als gut, schätzten die Perspektiven jedoch deutlich weniger optimistisch ein als noch im Frühjahr.

Für Grießl und Hille ist deshalb eine Vergrößerung und Aufwertung der Fußgängerzone in der Bonner Innenstadt das Gebot der Stunde. "Die Friedrichstraße zeigt, wie so etwas funktioniert", sagte Grießl. Beim Viktoriakarree plädiert die IHK dafür, das Einkaufszentrum so zu bauen, dass "das Unigebäude respektiert wird", so Grießl: "Das darf kein Riesenklotz werden." Ein- und Ausfahrt zur Marktgarage müssten wie die Zufahrt zur Unigarage in Richtung Hofgarten verlegt werden, die Rathausgasse sollte Fußgängerzone werden, "die dann vielleicht noch Busse im Schritttempo durchfahren können".

IHK sieht Bürgerentscheid für geeigneten Weg

"Die Billigmieten in diesem Viertel werden dann allerdings nicht zu halten sein", räumte Grießl ein. Mit Blick auf auf die Bürgerinitiative "Viva Viktoria" sagte er aber auch: "Wer dieses Viertel als studentisches Viertel mit Charme bezeichnet, dem leihe ich gerne meine Brille." Ein Bürgerentscheid sei aus Sicht der IHK ein geeigneter Weg, um Klarheit für das Projekt zu bringen. Die Stadt müsse aber auch darlegen, was dort genau gebaut werden soll. Das sei bisher versäumt worden.

Abgesehen vom Einzelhandel hat der Konjunkturumfrage der IHK zufolge in allen Branchen in der Region der Optimismus nochmals zugenommen. Vor allem die Dienstleister berichteten von guten Geschäften. In der Industrie erwarten 30 Prozent der Unternehmen eine weitere Verbesserung ihrer Geschäftslage. "Deutlich zugenommen hat die Angst vor einem Rückgang der Auslandsnachfrage. Hier spielt sicherlich auch die Entwicklung der Wirtschaft in China und anderen Schwellenländern eine wichtige Rolle. Zudem könnten auch die Enthüllungen rund um den VW-Konzern dem Ansehen der deutschen Wirtschaft schaden", erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Hille.

Geschäftsklimaindex steigt an

Der Geschäftsklimaindex im Gastgewerbe stieg in der Herbstumfrage auf 124,8 Punkte und liegt der IHK zufolge damit im Vergleich der letzten Jahre auf einem sehr hohen Niveau. Dabei ist die Stimmung in den Hotels deutlich besser als in den Gastrobetrieben. "Das führen wir unter anderem auf die seit Jahren anhaltende Zunahme der Touristen- und Übernachtungszahlen in der Region zurück sowie auf die Fertigstellung des WCCB", sagte Hille.

Ein besseres Geschäftsklima verzeichnen auch der Großhandel sowie die Verkehrsbranche mit Speditions- und Logistikunternehmen. Mit 105,4 Punkten sind im Verkehr die Optimisten aber nur knapp in der Mehrheit. Hille führt das auch auf die Probleme mit Straßen und Brücken zurück.

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