Prüfung der internen städtischen Projektgruppe Vernichtendes Urteil für Bonner Sport- und Bäderamt

BONN · Diese Beurteilung für das Bonner Sport- und Bäderamt tut weh, zumal sie von der internen städtischen Projektgruppe Organisation kommt: Die Arbeitsverteilung ist schlecht, eine Entwicklungsplanung fehlt, der Umgang mit Beschwerden lässt zu wünschen übrig, und die Motivation der Mitarbeiter ist offenbar auch unter aller Kanone.

Das städtische Presseamt verwies am Dienstag darauf, dass diese Untersuchung im dritten Quartal 2012 startete. Sie dauerte mehr als zwei Jahre, der aktuelle Abschlussbericht datiert von März 2015 und wurde dem Sportausschuss für seine nächste Sitzung am Dienstag, 1. September, als Mitteilung vorgelegt.

Die benannten Ausführungen beschreiben den damals vorgefundenen Ist-Zustand, erklärte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Und: "Die Situation ist heute nicht mehr so." In der Mitteilung an die Politiker heißt es allerdings auch, die rein verwaltungsinternen Maßnahmen wurden im Rahmen der Organisationshoheit des Oberbürgermeisters zum 1. Mai 2015 umgesetzt. Dabei handelte es sich um eine neue Organisationsstruktur mit neuen Aufgabenzuschnitten und einer veränderten Arbeitsverteilung.

Mitarbeiter kommen nicht gut weg

Schon im Vorwort schreiben die Prüfer der Projektgruppe Organisation dem Sport- und Bäderamt: Derzeit lägen kaum ausreichend Daten vor, die eine planvolle und umsichtige Sportpolitik überhaupt erst ermöglichen würden. Während dieser Aspekt das Management trifft, kommen auch die Mitarbeiter nicht besser weg. Die Rede ist von unzeitgemäßen Strukturen, manche Beschäftigte seien in kaum 50 Prozent ihrer Regelarbeitszeit ausgelastet. Wer von zu Hause arbeite, sei nicht erreichbar, außer durch einen Anrufbeantworter im Amt.

Es gebe seit langem eine Orientierungslosigkeit, die von vielen Beschäftigten als frustrierend empfunden werde. Fazit: "Insgesamt entstand der Eindruck erheblicher Unzufriedenheit, vieler persönlicher Konflikte und häufig auch großer Demotivation."

Und dies geht offenbar sogar bis in die Amtsleitung hinein. Weder bei der Führung habe Zufriedenheit mit der Leistung des Amtes bestanden noch bei einem Großteil der Beschäftigten mit der eigenen Arbeit.

Wieder die Prüfer im Originalton: "Viele von ihnen haben bereits Schwierigkeiten damit, diese Unzufriedenheit auszusprechen, weil sie schon lange besteht und man sich damit arrangiert hat." Umso wichtiger sei es, diese "Verhärtungen" in der Dienststelle aufzubrechen und neue Leistungsbereitschaft und Motivation zu erzielen.

Merkwürdige Arbeitsabläufe

Auch andere Arbeitsabläufe kamen den Prüfern merkwürdig vor. In den Bädern zum Beispiel werden die Badleiter nicht in den Dienstplan eingetragen, sondern als zusätzlicher Bedarf geführt. Einen flexiblen Einsatz in allen Bädern gebe es nicht, sondern die Mitarbeiter arbeiten immer nur im "eigenen" Bad - es gebe ein Zuständigkeitsdenken und Bereichsegoismen. Die Begründung, nur dort kennen sie die technischen Besonderheiten, überzeugte die Prüfer nicht. Kurios auch: Eine wetterbedingte Öffnung der Freibäder, wie in anderen Städten längst praktiziert, gab es in der Vergangenheit nicht.

Der in Bonn von der Stadt vorgegebenen Anweisung, es müssten immer zwei Fachkräfte (Bademeister) pro Bad anwesend sein, folgte die Prüfungsgruppe nicht vollständig. Denn im Merkblatt des Fachverbandes Bäder heißt es, dass die Badaufsicht durch Fachkräfte oder Rettungsschwimmer ausgeübt wird, nicht durch Fachkräfte und Rettungsschwimmer. Insofern sei auch eine andere Personaleinteilung als die derzeit in Bonn geübte Praxis möglich.

Prüfer empfehlen, über Rabatte nachzudenken

Für die künftige Ausrichtung kam jedoch auch Positives herum: Die Prüfer empfehlen, die Eintrittspreise für die Bäder nicht zu erhöhen, sondern sogar über Rabatte nachzudenken. Eine weitere Erkenntnis: Selbst bei Schließungen von Bädern gebe es weiterhin genügend Gelegenheit zum Schulschwimmen, auch die Vereine könnten weiter versorgt werden, die Schwimmsportler müssten aber in Teilen längere Anfahrtswege in Kauf nehmen.

Schlecht bestellt ist es um die Auslastung der Sauna im Bad Godesberger Kurfürstenbad mit einem Schnitt von 23 Besuchern pro Tag, die Nutzerzahlen gingen dabei von Jahr zu Jahr zurück. Eine Teilprivatisierung sei keine Lösung, aber es gebe genügend Möglichkeiten, um die Betriebskosten zu senken. Dafür müsse dann allerdings auch wieder Geld investiert werden.

Stadtsportbund begrüßt die Offenheit der Prüfer

Der Stadtsportbund (SSB) lobte am Dienstag die schonungsloser Offenheit, mit der die Prüfer die Probleme beim Sport- und Bäderamt benannt haben. "Derartige Untersuchungen und deren ehrliche Veröffentlichung wünscht sich der Bonner Bürger auch aus den anderen Bonner Ämtern", erklärte SSB-Sprecher Michael Nickels.

Der Sportbund fühlt sich durch die Untersuchung vor allem in seiner immer wieder erhobenen Forderung bestätigt, die von der Stadtverwaltung schon lange versprochene Sportentwicklungsplanung endlich zu beginnen und ein aussagekräftiges Sportkataster aufzulegen. Der SSB habe immer darauf hingewiesen, dass in Bonn keine ausreichenden Daten vorliegen, um eine in die Zukunft gewandte Sportpolitik zu gestalten.

"Eine Reihe von Vereinen sind etwa daran interessiert, Verantwortung für Sportplätze, Sporthallen und Schwimmbäder zu übernehmen", berichtet SSB-Vorsitzender Michael Scharf. Dazu müsse die Stadt aber auch Daten liefern, aus denen die Vereine entnehmen können, welche Kosten auf sie zukommen. "Dazu ist die Stadt derzeit nicht in der Lage", sagt Scharf.

Den komplette Bericht als pdf-Dokument gibt es hier.

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