Kommentar Verfahren zu langwierig

BONN · Das Baugesetzbuch nennt eine ganze Reihe von städtebaulichen Gründen, warum Bebauungspläne aufgestellt werden. In Bonn ist davon auch reichlich Gebrauch gemacht worden.

1050 Bebauungspläne gibt es für das Stadtgebiet. Darunter sind auch solche, mit denen selbst die Farbe der Dachziegel und die Bepflanzung der Vorgärten geregelt ist.

Zahlreiche Bonner haben in der Geschichte dieser Stadt immer wieder an den Fortschritt appelliert. Nur gegen großen Widerstand wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Weg für die Eisenbahn frei gemacht. Sie sollte nach dem Willen vieler Bürger im Bonner Norden enden, weil man Sinn und Zweck dieses Transportmittels nicht erkannte. Auch in diese Periode fiel die Entscheidung, die mittelalterliche Ringmauer niederzulegen. Sie wurde als Fessel für eine "vernünftige" Stadtentwicklung gesehen.

Das sind nur zwei Beispiele für frühere Entscheidungen. Die eine mag man aus heutiger Sicht als weitsichtig bezeichnen, die andere bedauern. Was wäre Bonn heute ohne seinen Bahnanschluss? Und was für ein bezauberndes Stadtbild könnte Bonn heute haben, wenn es die alten Stadtmauern noch behalten hätte? Doch das Leben kennt keinen Konjunktiv, und so muss man auch heute immer wieder neu entscheiden - und vielleicht mit möglichen Fehlentscheidungen leben.

Die Forderung des Architektenverbandes, grundsätzlich alle Bebauungspläne zu überarbeiten, ist so gesehen nur bedingt einleuchtend. Richtig ist aber, dass die Verfahren zu langwierig sind und die Entwicklung in dieser Stadt lähmen. Bis die Pläne genehmigt sind, sind sie vielleicht längst wieder Makulatur.

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