Kinder- und Jugendhilfe Vereine und Institutionen präsentierten sich im Stadthaus

BONN · Eine echte Hilfe bei der Einschätzung der eigenen pädagogischen Fähigkeiten ist der "Kompetenzomat" nicht. Beim "Hau den Lukas"-Gerät, das der Verein "Motiviva" am Freitag an seinem Stand beim Erziehungshilfetag der Arbeitsgemeinschaft "Hilfen zur Erziehung" im Stadthaus aufgebaut hatte, galt es nicht, die Glocke erklingen zu lassen - das bedeutete "Burnout": Man hat sich übernommen.

Das richtige Maß liegt in der Mitte: Teilnehmerin Edith Berling versucht sich beim Motiviva-Stand am "Kompetenzomat".

Das richtige Maß liegt in der Mitte: Teilnehmerin Edith Berling versucht sich beim Motiviva-Stand am "Kompetenzomat".

Foto: Stefan Knopp

Perfekt ist, wer die Mitte trifft: "Alle Herzen erobert". Intensive, aber nicht überengagierte und bevormundende Zusammenarbeit mit den jungen Klienten, aber auch mit ihren Familien, das ermögliche gute Kinder- und Jugendarbeit, sagte Carsten Exner von Motiviva. "Die Eltern sind so wichtig für die Jugendlichen. Wenn wir die nicht im Boot haben, funktioniert es nicht."

Er betreut für den Verein das Projekt "Junge Menschen in Gastfamilien", kurz JuMeGa. Es handele sich um stationäre Hilfe für auffällig gewordene und oft schwierige Jugendliche, für die aus einem großen Pool die richtige Gastfamilie ausgewählt werde. Man wolle den Jugendlichen, die oft viel durchgemacht haben, ein normales Lebensgefühl vermitteln. Diese Familien wohnten in Euskirchen, Lohmar und anderen Städten, aber nicht in Bonn. "Die Stadt hat sich dagegen entschieden", bedauert Exner.

Gut 40 Vereine und Institutionen aus dem Kinder- und Jugendhilfebereich präsentierten sich im Foyer und vor dem Ratssaal, darunter auch der Verein "Kifa", Kinderhaus- und Jugendpädagogik. "Wir begleiten und beraten Fachfamilien", sagte Geschäftsführerin Gaby Hankammer. Es handele sich um Familien von Erziehern und Sozialpädagogen aus Bonn und Umgebung, die Kinder aus dem Heim aufnehmen. Der Verein bestehe seit 20 Jahren und habe aktuell 39 Kinder in 19 Familien vermittelt.

Michael Macsenaere, Direktor des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz, referierte einleitend über Effekte, Wirkungen und Optimierungsmöglichkeiten der Erziehungshilfe. Er kritisierte unter anderem die generelle Deckelung der Hilfedauer: Man solle sich am Einzelfall orientieren, um die optimale Dauer einer Hilfe zu gewährleisten - was sich letztlich auch volkswirtschaftlich rechne. "Für jeden Euro, den wir in der Jugendhilfe investieren, bekommen wir drei Euro zurück." Und man müsse frühe Hilfen gewährleisten, um den Tod von Kleinkindern frühzeitig verhindern zu können.

Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der als Schirmherr die Bedeutung der Jugendhilfe für das Wachstum der Stadt hervorhob, starteten mehrere Workshops. Die eingeladenen Fachkräfte und Kooperationspartner der Jugendhilfe erfuhren, wie durch die "TEACCH"-Methode autistische Kinder pädagogisch gefördert werden können. Weiterhin ging es um das Erwerben interkultureller Kompetenz und die Arbeit der Ombudschaft Jugendhilfe NRW, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene über ihre Rechte auf Leistungen nach dem SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe) informiert.

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