Korruptionsverdacht im SGB Untreue-Vorwürfe zwei Jahre alt

BONN · Als Bernhard Meier (Name geändert) 2007 beim Städtischen Gebäudemanagement Bonn (SGB) anfing, wunderte er sich schon bald. Der Elektroingenieur arbeitete in der Instandhaltungsabteilung.

Eines Tages, berichtet er, habe sein Teamleiter ihn aufgefordert, einen Reparaturauftrag über 1200 Euro an eine Kölner Firma zu erteilen. "Ich kannte die nicht und hielt die freihändige Vergabe für einen Verstoß gegen die Vorschriften", erinnert sich Meier.

"Der Auftrag hätte an eine andere Firma gehen müssen, die mit dem SGB einen Jahresvertrag hatte." Weil er sich geweigert habe, den Wunsch des Teamleiters zu erfüllen, habe dieser einen Sachbearbeiter aus einem anderen Gewerkebereich beauftragt.

Das scheint kein Einzelfall gewesen zu sein. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den früheren Teamleiter, der beim SGB schnell Karriere machte, erst zum Abteilungs- und schließlich zum kommissarischen Geschäftsbereichsleiter aufstieg. Der Verdacht lautet auf Bestechlichkeit und Untreue; gegen den Kölner Firmeninhaber wird wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue ermittelt.

"Bis Dezember 2012 soll die Firma über 30 städtische Aufträge mit einem Gesamtvolumen von über 50.000 Euro erhalten haben", erklärt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Monika Volkhausen. Als Gegenleistung soll der SGB-Manager mehr als 20.000 Euro kassiert haben.

Geprüft wird offenbar auch, ob er einer anderen Firma, die er selbst führt, SGB-Aufträge zugeschanzt hat. Dazu äußert sich die Sprecherin nicht, weil dies noch Gegenstand der Ermittlungen sei. Am 17. September 2014 ließ die Staatsanwaltschaft fünf Objekte durchsuchen, darunter Büros und Wohnungen.

Das hätte allerdings früher geschehen können, wenn die Stadtverwaltung schneller reagiert hätte. Schon im November 2012 wies Sachbearbeiter Meier in einem Brief an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch auf die aus seiner Sicht unsauberen Auftragsvergaben hin. Meiers Zeitvertrag war ausgelaufen, und er hatte sich erfolglos auf eine andere SGB-Stelle beworben. "Meine Hinweise wurden zunächst nicht ernst genommen", so Meier.

Später jedoch schaltete die Verwaltung ihr Rechnungsprüfungsamt (RPA) ein, das eindeutige Verstöße feststellte und während der Prüfung die Staatsanwaltschaft alarmierte. Seinen internen Bericht legte das RPA im März 2014 vor. Erst jetzt ist der zuständige Ratsausschuss vertraulich informiert worden. Im Oktober kündigte die Stadt dem beschuldigten SGB-Manager. Warum das Verfahren so lange dauerte, konnte das Presseamt gestern Abend nicht mehr klären.

Der Beschuldigte will sich offenbar gegen die Kündigung wehren. "Die ganze Sache ist schräg gelaufen", sagt er, ohne Details zu offenbaren. Der Fall ist nach dem Rauswurf des früheren SGB-Chefs Friedhelm Naujoks der zweite Skandal binnen weniger Jahre im Gebäudemanagement. Naujoks ist im Zusammenhang mit dem World Conference Center wegen Untreue und Betrugs angeklagt, ein weiterer, noch aktiver SGB-Mitarbeiter wegen Beihilfe.

Stadtsprecherin Monika Hörig betont, dass die Anti-Korruptions-Regeln der Verwaltung auch für das SGB gelten. Diese sehen in sensiblen Bereichen unter anderem das Vier-Augen-Prinzip und Personalrotation vor.

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