"bonnorange" Unternehmen will Behälter mit Übergewicht künftig nicht mehr leeren

BONN · Überfüllte Restmülltonnen machen den Mitarbeitern von "bonnorange" immer wieder die Arbeit schwer. In Zukunft werden sie diese Tonne am Straßenrand stehen lassen und nicht mehr leeren, kündigt bonnorange-Geschäftsführer Olaf Schmidt jetzt an. Im Herbst will er mit diesem Plan ernst machen.

Schmidt hatte vor einigen Tagen als Müllfuhrwerker eine Tour begleitet und selbst mit angepackt. Fast die Hälfte der rund 1300 Tonnen einer Tour müssen aus Hinterhöfen, Treppenhäusern oder Kellern geschleppt werden. Das Herausstellen der grauen Tonnen gehört seit jeher zum Service des einstigen städtischen Abfallwirtschafts- und Straßenreinigungsamts und nun auch zur Amtsnachfolgerin, der städtischen Tochter bonnorange. "Das soll auch so bleiben", versichert Schmidt.

Allerdings will er nicht mehr länger hinnehmen, dass dieser Service für seine Mitarbeiter zum Kraftakt wird und ihre Gesundheit leidet. Zudem geht es ihm um eine Gebührengerechtigkeit. "Ich habe auf meiner Tour sogar eine Tonne entdeckt, die voller Bauschutt war", sagt Schmidt. Oder: Im Keller eines Mietshauses, wo die grauen Tonnen bis zur Leerung stehen, hatte ein Hausmeister die Mieter sogar angewiesen, den Müll fest in die Tonne zu pressen, damit auch genügend hineingeht. "Darüber haben wir beinahe lachen müssen", so Schmidt.

Der Geschäftsführer macht auch deutlich: "Die meisten Bürger handeln regelkonform. Wir spreche hier von ungefähr zehn Prozent, die uns als schwarze Schafe zu schaffen machen." Regelkonform sind demnach 15 Liter Müll pro Einwohner und Woche. In einem Haushalt mit vier Personen macht das 120 Liter, die alle 14 Tage entsorgt werden. Wem das nicht reicht, muss Zusatztonnen bestellen - und bezahlen.

Die bundesweit geltende Norm für Müllbehälter mit 120 Litern schreibt vor, dass diese Tonne ungefähr 48 Kilo wiegen darf. Dieses Gewicht will Schmidt jetzt in der Bonner Müllsatzung festschreiben lassen. Wer es deutlich überschreitet, muss damit rechnen, dass seine Tonne nicht geleert wird.

"Meine Leute haben das im Gefühl. Sie merken direkt, wenn eine Tonne weit mehr als 50 Kilo wiegt", sagt Schmidt. Anfangs will der Geschäftsführer die Müllsünder per Aufkleber auf die mögliche Sanktion hinweisen. Erst, wenn der Bürger sich uneinsichtig zeige und wiederholt durch Über- oder Falschbefüllung seiner Tonne auffalle, bleibe er auf seinem Müll sitzen, sagt der bonnorange-Chef.

Müllkosten

Bis Mitte der 90er Jahre galt: 35 Liter Müll pro Einwohner und Woche. Mit Einführung der Mülltrennung reduzierte sich die Menge auf 15 Liter pro Woche. Seit 2003 sind die Müllgebühren in Bonn für eine 120-Liter Tonne der Familie Mustermann mit vier Personen um cirka 15 Prozent gestiegen (von 203,74 Euro auf 233,32 Euro).

In den Gebühren enthalten ist die Abfuhr der Papier- und der Biotonne sowie des Sperrmülls. Die Kosten für die Entsorgung der gelben Tonne zahlen die Verbraucher innerhalb des sogenannten Dualen Systems bereits beim Kauf der Ware.

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