Demonstration vor dem Bonner Rathaus Stuttgart 21-Gegner protestieren in Bonn

BONN · "Oben bleiben" riefen rund 300 Personen am Samstag auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Sie waren am Morgen mit einem Sonderzug aus Stuttgart angereist, um in Bonn gegen den Bau des geplanten Großbahnhofs in Stuttgart zu demonstrieren.

 Mit einem nachgebauten Tunnelbohr-Rad zogen die Demonstranten am Samstag durch die Innenstadt. Sie kritisieren, dass das in Bonn ansässige Eisenbahnbundesamt für Stuttgart 21 zahlreiche Ausnahmegenehmigungen erteilt.

Mit einem nachgebauten Tunnelbohr-Rad zogen die Demonstranten am Samstag durch die Innenstadt. Sie kritisieren, dass das in Bonn ansässige Eisenbahnbundesamt für Stuttgart 21 zahlreiche Ausnahmegenehmigungen erteilt.

Foto: Barbara Frommann

Ihre Forderung eines Baustopps des stark umstrittenen Bauprojekts sollte auch hier Gehör finden, genauer gesagt beim in Bonn ansässigen Eisenbahnbundesamt (EBA). "In Stuttgart soll der teuerste und gefährlichste Haltepunkt in Europa entstehen, mit dem Segen des Eisenbahnbundesamtes", kritisierte Diplomphysiker Wolfgang Kuebart von der Stuttgarter Gruppe "Ingenieure22".

Die S 21-Gegner werfen dem Amt vor, dass Stuttgart 21 nur deshalb gebaut werden kann, weil das Eisenbahnbundesamt zahlreiche Ausnahmegenehmigungen erteilt hat, unter anderem hinsichtlich der Tunnelrichtlinien. Aus ihrer Heimatstadt mitgebracht hatten die Demonstranten ein im Maßstab 1:2 nachgebautes Tunnelbohr-Rad, auf dem der Schriftzug "Korrumpiertes EBA zerstört die Bahn" zu lesen war. Mit dem Rad, das in Einzelteilen zerlegt nach Bonn transportiert und hier zusammengebaut wurde, machten die S 21-Gegner auf die Tunnelbohrarbeiten beim Bau der Strecke Stuttgart-Ulm aufmerksam, mit denen nach ihrer Sicht nicht nur Stuttgart, sondern das ganze Bundesland zerstört wird. Sie riefen zudem den in Bonn ansässigen Bundesrechnungshof auf, eine unabhängige Analyse der Kostenentwicklung von S 21 durchzuführen.

Unter dem Motto "Die Schiene ist das Ziel" machten die S 21-Gegner auch auf die desolate Entwicklung der Schieneninfrastruktur aufmerksam und forderten, dass, bevor Großprojekte wie S 21 realisiert werden, erst einmal bundesweit die große Zahl an Mängeln der Infrastruktur behoben werden. "Wie kann es sein, dass unter den Augen der Kontrollbehörde EBA die Deutsche Bahn ihre gesamte Infrastruktur verrotten lässt?", fragten sich die S 21-Gegner.

Allein in NRW sind 263 Brücken irreparabel geschädigt: "Das Eisenbahnbundesamt hätte diese Wartung rechtzeitig einfordern müssen", betonte Kuebart und zeigte auch an einigen lokalen Beispielen die Problematik auf: "Der Ausbau der S13 zwischen Troisdorf und Bonn lässt auf sich warten, dabei würde die Kapazität dringend benötigt", betonte Kuebart. Nach der Kundgebung auf dem Marktplatz machten sich die S 21-Gegner zu einem Demonstrationszug durch die Bonner Innenstadt auf.

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