Flüchtlingsunterkünfte in Bonn Stadtsportbund setzt auf Solidarität der Vereine

Bonn · Die Nutzung von drei Schulturnhallen in Beuel und in Duisdorf als Flüchtlingsunterkünfte bleibt auch für viele Bonner Sportvereine nicht ohne Folgen. Darauf wies der Stadtsportbund (SSB) am Mittwoch hin. Er kritisierte, dass die Stadt Bonn den SSB nur kurzfristig über die Nutzung informiert habe.

"Für deutlich mehr als 1000 Bonner Freizeitsportler sind mit der Umwandlung der drei Hallen in Flüchtlingsunterkünfte von heute auf morgen die Möglichkeiten weggebrochen, ihrem Sport im gewohnten Umfang nachzugehen", erklärte SSB-Vorsitzender Michael Scharf. Davon betroffen sind die Hallen der Musikschule in Duisdorf, der Realschule Beuel und der Grundschule in Holzlar. Der SSB gehe davon aus, dass die Stadt Bonn zudem noch auf weitere Hallen zurückgreifen müsse, um den Flüchtlingen ein festes Dach über den Kopf bieten zu können.

Scharf appelliert deshalb an alle Sportvereine, auch im Rhein-Sieg-Kreis, sich mit den betroffenen Sportgruppen solidarisch zu zeigen. "Unsere Geschäftsstelle wird die betroffenen Vereine fragen, welche Gruppen bei ihnen betroffen sind, und dann mithelfen, bei Vereinen der Umgebung oder Vereinen mit gleichem Sportangebot Ausweichmöglichkeiten abzufragen", so Scharf. Es müsse die Möglichkeiten geben, eine Art Patenschaft für Sportgruppen anzubieten. Das habe auch bei den Schwimmvereinen funktioniert, als das Bad der SSF im Sportpark Nord wegen der Sanierung monatelang nicht zur Verfügung stand.

Scharf und SSB-Sprecher Michael Nickels zeigten zwar Verständnis für die Stadt. Allerdings kritisieren sie, dass der SSB erst am Dienstag, als die Halle in Holzlar bereits mit Betten ausgestattet wurde, von diesem Schritt erfahren habe. "Wir wussten zwar, dass es irgendwann dazu kommen würde", sagte Nickels, "doch man hatte uns zugesagt, dass wir rechtzeitig in Kenntnis gesetzt werden, um darauf reagieren zu können. Das ist leider nicht geschehen."

Stadtsprecherin Monika Hörig räumte gestern ein, dass die Informationen in der Tat erst kurzfristig an den SSB gegangen seien. "Wir wissen seit Dienstagvormittag, dass wir Hallen nutzen müssen." Schulamtsleiter Hubert Zelmanski habe sofort die betroffenen Schulen informiert. Wie lange die Stadt die Hallen nutzen muss, wisse sie nicht. Es sei nicht auszuschließen, dass die Stadt weitere belegen müsse. "Erstmals wird die Situation in Bonn auch im Alltag spürbar. Ich hoffe auf das Verständnis der Bevölkerung, die sich auch bisher so aufgeschlossen gezeigt hat", sagte Sozialdezernentin Angelika Wahrheit. Aktuell beherbergt die Stadt rund 2700 Flüchtlinge in 15 Übergangsheimen sowie in Wohnungen und Hotels. Weitere rund 1000 Menschen leben in den Landeseinrichtungen und mehrere Hundert sind privat in der Stadt untergekommen.

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