Umstrittener Bonner Schriftsteller Stadtbibliothek verleiht weiterhin Pirinçci-Bücher

Bonn · Muss oder sollte man die Bücher des umstrittenen Bonner Schriftstellers Akif Pirinçci aus öffentlichen Bibliotheken verbannen? Die Bonner Stadtbibliothek will die Bücher nicht aussortieren. Kunden hätten Recht auf ungehinderten Zugang.

Die Stellungnahme hatte der Kulturausschuss in seiner letzten Sitzung erbeten. Pirinçci war zuletzt nicht nur mit fragwürdigen Büchern ("Deutschland von Sinnen"), sondern auch wegen seiner Reden und einem KZ-Zitat bei Pegida in die Schlagzeilen geraten.

Tatsächlich haben Verlage ihre Verträge mit Pirinçci aufgekündigt, Buchhandlungen die Werke des Autors aus ihrem Angebot genommen. Die ARD scheint dagegen kein Problem damit zu haben, Romanverfilmungen des Bestsellerautors, der vor allem mit seinen Katzenkrimis ("Felidae") Erfolg hatte, zu senden. Nachdem kürzlich im Ersten "Die Tür" lief, konnte man sich in der vergangenen Woche den Mysterythriller mit Mads Mikkelsen und Jessica Schwarz in den Hauptrollen auf 3 Sat ansehen.

Helga Albrecht, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek Bonn, hatte auch in einem Blog erklärt, warum die Bücherei Pirinçcis Bücher nicht aussortiert. Dies käme nicht nur einem Vorwurf der Zensur nahe, die Grundsätze, veröffentlicht vom BID, dem Dachverband der Bibliotheks- und Informationsverbände in Deutschland, seien eindeutig: Die Kunden hätten einen Anspruch auf einen ungehinderten Zugang zu den Buchbeständen und öffentlich verfügbaren Informationsquellen.

Stellvertretende Büchereileiterin: Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab

Die Bibliotheken setzten sich zudem "für die freie Meinungsbildung und für den freien Fluss von Informationen ein sowie für die Existenz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen als Garanten des ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art in unserer demokratischen Gesellschaft. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab".

Zudem weist die Bibliothek auf weiterführende Quellen hin: zu Pirinçcis Person, zu seinen umstrittenen Äußerungen über Konzentrationslager sowie etliche Presseberichte. Dazu hat der Autor unter anderem gegen den WDR eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach dieser nicht weiter behaupten darf, Pirinçci habe Konzentrationslager für Flüchtlinge gefordert.

Albrecht schreibt, der Umgang der Buchhandlungen mit Pirinçci sei durchaus umstritten. Autor David Berger etwa sieht einen "Rückfall des deutschen Buchhandels in die Barbarei", der Medienkritiker Stefan Niggemeier beschrieb die Diskussion als "moderne Steinigung". Albrecht: "In diesem Sinne stellt Ihnen die Stadtbibliothek auch weiterhin Pirinçcis Titel zur Verfügung, damit Sie sich selbst eine Meinung bilden können."

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