Bonnorange Stadt muss neuen Chef suchen

BONN · Die Nachricht wirkte am Dienstag im Rathaus wie ein Paukenschlag: Olaf Schmidt, Geschäftsführer des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebs Bonnorange, verlässt das Unternehmen Ende März. Der 47-Jährige gibt an, aus familiären Gründen aus dem Vorstand ausscheiden zu wollen.

Schmidt bedauerte seinen Schritt in einer schriftlichen Erklärung an die Presse. Er blicke aber positiv auf das bisher Erreichte. "Ich bin stolz darauf, die intensive Umgründungsphase und die ersten Schritte des früheren Amtes für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft als kommunales Unternehmen begleitet zu haben. Der Aufbau dieses Unternehmens war eine unvergessliche und interessante Tätigkeit", sagte er. Für eine persönliche Stellungnahme war er nicht zu erreichen.

"Herr Schmidt hat mit seinem unternehmerischen Geist und großer Tatkraft das Unternehmen gut aufgestellt und wichtige Weichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung gestellt", lobte Umweltdezernent Rüdiger Wagner, Vorsitzender des Verwaltungsrates von Bonnorange, Schmidt.

Im Frühjahr 2012 hatte er die Nachfolge von Hans Jürgen Weber als Leiter des damaligen Amtes für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung angetreten. Zuvor war der Ingenieur als Geschäftsführer beim Verein zur Förderung der Abfallwirtschaft Region Rhein-Wupper in Düsseldorf beschäftigt gewesen. Das Amt wurde im Januar 2013 in eine Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) und damit in einen Eigenbetrieb der Stadt umgewandelt. Die Stadt Bonn wollte damit unter anderem den Bedingungen in der EU bezüglich der Abfallwirtschaft Rechnung tragen. Aus dem Amtsleiter Schmidt wurde zunächst der Geschäftsführer und später der Vorstand von Bonnorange.

Der Neuanfang stand indes unter keinem guten Stern. Kaum war Bonnorange gegründet, führte die Rückkehr des Winters im März 2013 zu einem Schnee- und Eischaos in Bonn, in dem beinahe der gesamte Verkehr stundenlang zum Erliegen kam. Schmidt und seine Mitarbeiter mussten sich massive Vorwürfe wegen des verpatzten Winterdienstes gefallen lassen. Der selbstbewusste Manager versprach Besserung und präsentierte wenig später ein Winterdienstkonzept, in dem die Straßen nach ihrer Wichtigkeit und ihrem winterlichen Gefährdungspotenzial eingeteilt wurden. Allerdings ist es mangels Schneefalls bisher noch nicht so richtig zur Umsetzung gekommen.

Heftige Diskussion unter den Bürgern löste Schmidt wenige Monate später aus, als er seine Mitarbeiter anwies, übervolle Mülltonnen nicht mehr zu leeren. Schmidt erschloss für Bonnorange zudem neue Geschäftsfelder: Unter anderem sammelt Bonnorange jetzt auch Altkleider.

Bis zur Neubestellung eines Nachfolgers soll Schmidts Stellvertreter Richard Münz die Geschäfte führen. Damit sind gleich zwei wichtige Positionen in der Stadt vakant: Für das städtische Gebäudemanagement (SGB) wird seit langem ein neuer Chef gesucht. Dreimal hintereinander war ein Kandidat ausgesucht worden. Doch alle drei zogen ihre Bewerbungen wieder zurück.

Das Unternehmen

Bonnorange wurde 2013 als Anstalt des öffentlichem Rechts (AöR) gegründet und beschäftigt in den Abteilungen Abfallwirtschaft, Straßenreinigung, Winterdienst und Werkstatt insgesamt 350 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz liegt bei rund 52 Millionen Euro. Vorsitzender des Verwaltungsrates von Bonnorange ist Umweltdezernent Rüdiger Wagner.

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