Bogida-Demo "Sprecht nicht mit den Medien"

BONN · Pelzmantel neben Tarnjacke: Unterschiedlicher könnten die rund 300 Demonstranten kaum aussehen, die am Montagabend an der Bogida-Kundgebung in der Innenstadt teilnehmen.

Eine Gruppe von Hooligans reagiert auf "Nazis raus"-Rufe der Gegendemonstration mit höhnischen Provokationen. Später werden sie ein Transparent entrollen, auf dem "Saarländer gegen Salafisten" steht.

Es sind aber auch viele Bonner aus allen Altersgruppen auf dem Markt, etwa ein Ehepaar aus Bad Godesberg. "Wir haben nichts gegen Ausländer", versichert der Mann (59), der als Selbstständiger arbeitet, wie er sagt. "Wir sind aber gegen Wirtschaftsflüchtlinge, für die immer mehr Geld ausgegeben wird." Seine Frau (60), eine Lehrerin, erzählt, dass sie an ihrer Schule von Islamisten bedroht worden sei. Beide wollen ihren Namen nicht nennen. Immerhin reden sie mit Journalisten, was die meisten anderen Bogida-Anhänger verweigern. Die "Systemmedien" gehören offenbar ebenso zum Feindbild wie die etablierten Parteien, die angeblich zu viele Asylbewerber ins Land lassen. "Sprecht nicht mit den Medien", fordert Demo-Anmelderin Melanie Dittmer die 300 Menschen über Lautsprecher auf. Den eigenen Ordnern rät sie, notfalls "dazwischen zu gehen", falls doch jemand redet. Als sie die Menge auch noch auffordert, anwesende Fotografen zu bedrängen, fordert die Polizei in einer Durchsage dazu auf, die Arbeit der Medien nicht zu behindern.

Dittmer, im Vorstand der rechtspopulistischen Partei Pro NRW aktiv, hat eine einschlägige Vergangenheit. Spiegel-Online zitiert das frühere Mitglied der "Jungen Nationaldemokraten" mit der Äußerung: "Für mich ist völlig unerheblich, ob es den Holocaust gegeben hat. Das ist 70 Jahre her." Am Montag fordert sie zum Beispiel, Deutschland müsse wieder Grenzkontrollen einführen, "damit nicht jedes Pack hereinkommt".

Der Buchautor und frühere FAZ-Journalist Udo Ulfkotte verlangt als nächster Redner, dass "Ausländer" sich in Deutschland anpassen sollen. "Unsere Werte", sagt er, müssten gegen den Islam "verteidigt werden". Der Wachtberger Paul Pawlowski kritisiert am Mikrofon den NRW-Innenminister Ralf Jäger, weil der die Pegida-Bewegung "Nazis in Nadelstreifen" genannt hat. Der SPD-Politiker solle sich entschuldigen oder zurücktreten. Pawlowski mit Blick über den Marktplatz: "Ich sehe hier nur wenige Neonazis."

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