Erweiterungsbau für 3,5 Millionen Euro Spatenstich am Bonner August Macke Haus

Bonn · Man wird ja noch träumen dürfen, dachte sich Christoph Siemons, Vorstandsmitglied der Sparkasse Köln-Bonn und Vorstandsvorsitzender der Stiftung August Macke Haus, und richtete den Blick sehnsüchtig nach Düsseldorf.

 Spatenstich im Regen vor dem August Macke Haus: (von links) Norbert Kühn, Artur Grzesiek, Gisela Walsken, Hermann Neusser, Monika Grütters, Christoph Siemons, Klara Drenker-Nagels, Jürgen Nimptsch, Albert Plümer und Karl-Heinz Schommer.

Spatenstich im Regen vor dem August Macke Haus: (von links) Norbert Kühn, Artur Grzesiek, Gisela Walsken, Hermann Neusser, Monika Grütters, Christoph Siemons, Klara Drenker-Nagels, Jürgen Nimptsch, Albert Plümer und Karl-Heinz Schommer.

Foto: Roland Kohls

Dort tagte am Montag der Runde Tisch zum Thema Portigon-Sammlung, die wie diese Zeitung schon berichtet hat, über ein zauberhaftes Bild August Mackes verfügt, das dieser mit Blick auf seinen Garten am heutigen Macke Haus malte. Siemons könnte sich das Werk gut im neuen Erweiterungsbau des August Macke Hauses vorstellen. Zukunftsmusik, befeuert durch die Euphorie nach Vollendung der "letzten Etappe, die eine Bergetappe war": "Wir bauen!", lautete die knappe und knackige Botschaft des Tages.

Siemons und neun Mitstreiter stießen ihre Spaten am Montag bei strömendem Regen in die Erde, wo 2017 zu August Mackes 130. Geburtstag der Erweiterungsbau eröffnet werden und das "Projekt August Macke" (Siemons) seinen Abschluss finden soll.

Doch am Montag ging es auch darum, diesen nun Jahrzehnte währenden Prozess zu würdigen. Hermann Neusser, Verleger des General-Anzeigers, zählte zu den engagierten Bürgern, die in den 80er Jahren im maroden Atelier von August Macke zusammenkamen, um dieses von der Stadt Bonn ungeliebte Erbe beherzt anzunehmen und das Haus "vor der Spitzhacke" zu retten. Sie gründeten den Verein August Macke Haus, dessen Vorsitzender Neusser ist.

Man habe sich damals nicht vorstellen können, was sich aus diesen einfachen Anfängen entwickeln würde, erinnerte er. Neusser skizzierte die spannende Genese bis zur Entscheidung für den Erweiterungsbau. Dass sich nach der Sanierung des Hauses die Besucherzahlen auf 20 000 jährlich verdoppelten, hätte Stiftung und Verein, so Neusser, bei deren Kurs hin zu einem Erweiterungsbau beflügelt.

Von einem "Juwel des Rheinlandes" schwärmte Kulturstaatsministerin Monika Grütters, "dass wir den Ausbau nun auf den Weg bringen können, ist in erster Linie der ungebrochenen Popularität der Werke August Mackes zu verdanken". Der Bund beteilige sich gerne an der "Erweiterung der authentischen Wirkungsstätte dieses großartigen Expressionisten", sagte Grütters, aus deren Etat der Löwenanteil für die Finanzierung - 3,5 Millionen Euro - kommt.

Durch den Neubau bleibe Mackes Werk von internationalem Rang "eng mit seinem Herkunftsort verbunden". Ausdrücklich lobte Grütters das Engagement des Bundestagsabgeordneten Guido Westerwelle, der "hier ganz in der Nähe aufgewachsen ist". Er habe das Potenzial Mackes erkannt und sich für die Sanierung des Hauses und für den Erweiterungsbau stark gemacht.

Launig brachte Regierungspräsidentin Gisela Walsken mehrfach die drangvolle Enge ins Spiel: Fast 40 Personen drängten sich während der Feierstunde im Atelier und rangen um die begrenzten Sauerstoffreserven, weitere Gäste verfolgten den Akt einen Stock tiefer per TV-Übertragung. Diese über Jahre ertragene Enge habe zu den Überlegungen zu einem Erweiterungsbau geführt. Bald werde das Haus Platz für größere Ausstellungen, Museumspädagogik und Veranstaltungen haben. "Endlich geht es los", freute sich die Regierungspräsidentin.

Chronik des August Macke HausesDas Konzept des neuen Macke Hauses - hier das historische Künstlerhaus, dort der Erweiterungsbau mit vielen Funktionen von der Ausstellung bis zur Gastronomie, schließlich auch mit der barrierefreien Erschließung des gesamten Komplexes - erläuterte Museumsdirektorin Klara Drenker-Nagels, bevor sie das Wort an die Architekten weitergab.

Karl-Heinz Schommer, seit vielen Jahren mit dem Projekt betraut, schilderte seine Vision, seine Zeitreise in das Jahr 1911, als Macke hier malte, höchstens vom Getrappel eines Fuhrwerks gestört. Durch eine hohe Glaswand will er Mackes Garten vom Getöse des Hochstadenrings abschotten und dem Besucher etwas Stille spendieren.

Der L-förmig angelegte Erweiterungsbau öffnet sich mit schlichten Glasfassaden, "wir wollten dem klassizistischen Bau nicht die Show stehlen". In die Details, etwa der Klimatisierung, ging Thomas Kladewey, der die Ausführungsplanung und Bauleitung des Erweiterungsbaus übernommen hat, bevor sein Kollege Matthias Arndt erläuterte, wie er das historische Künstlerhaus konzipieren will.

Großfotos und Projektionen, einzelne Kunstwerke und Dokumente sollen die Zeit in Bonn um 1900 lebendig werden lassen und einen Einblick in die wilhelminische Zeit geben.

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