Dicke Luft bei den Rauchern Rund 500 Demonstranten zogen durch die Innenstadt

Bonn · Immer wieder skandierten die Demonstranten "Hopp, hopp, hopp, Rauchverbot stopp". Nach Schätzungen der Veranstalter zogen am Samstagmorgen rund 500 Menschen vom Kaiserplatz über den Cityring durch die Innenstadt.

Zur Raucherdemo "Gegen die Bevormundung durch das Nichtrauchergesetz" hatte eine Privatinitiative aus Wirten, Gästen, Vereinen und Karnevalisten mit Unterstützung der Hotel und Gaststätteninnung Bonn/Rhein-Sieg und der Dehoga Nordrhein aufgerufen.

Obwohl von einer vierstelligen Zahl an Demonstranten ausgegangen worden war, sei man über den kämpferischen, aber durchweg friedlichen Verlauf "sehr zufrieden", erklärten die Mitorganisatoren Jürgen Harder und Uwe Steinbach.

"Deutschland braucht eine Streitkultur und nicht ehemals alternative Politiker, die sagen, wo es langgeht", kritisierte Michael Erb von der Dehoga bei der bei der Abschlussveranstaltung auf dem Kaiserplatz das Nichtraucherschutzgesetz der rot-grünen Landesregierung. In NRW müssten nun die kleinen Gaststätten darben. "Jetzt sitzt nur noch der Nichtraucher an der Theke", sagte Erb.

Diese Steilvorlage nahm Ralph Bombis, Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Mittelstand und Handwerk, gerne auf. Der Schutz gerade von minderjährigen Nichtrauchern sei wohl jedem wichtig, meinte Bombis mit Blick auf plakativen Sprüchen wie "Keine staatliche Gewalt. Wir sind drei mal sieben Jahre alt".

Aber wenn eine politische Minderheit ihre Geisteshaltung so offen mittelstandsfeindlich durchsetzen könne, nenne er das Ideologie. Heute dürfe in NRW jeder bei Rauchbelästigung sofort das Ordnungsamt rufen. Das stifte Unfrieden zwischen Wirten und der Nachbarschaft. "Die aktuellen Umsatzeinbußen sind aber auch existenzgefährdend für Schützen- und Karnevalsvereine", sagte Bombis und erntete dafür Beifall.

Schade, dass zu dieser Raucherdemo außer den Musikalischen Musketieren Bonn keine weiteren Karnevalisten Farbe bekennen würden, kritisierte Musketier-Vorsitzender Franz-Josef Jung im Publikum. "Man kann ja nicht nur schimpfen, und hier bei der Demo lässt sich keiner außer uns blicken."

Springmaus-Chef Andreas Etienne setzte sich derweil erst einmal vom parteipolitischen Ansatz seines Vorredners ab. "Ich bin Rot-Grün-Anhänger. Ich bin sogar Nichtraucher. Aber ich sage trotzdem: Ihr Raucher habt es schon schwer." Er verstehe nicht, dass sich die Politik in Düsseldorf nicht mit wichtigeren Dingen beschäftigte. "Etwas mehr italienische Gelassenheit täte uns in dieser Frage wirklich gut."

Dem stimmte auch Passantin Barbara Bocksteller zu. "In irgendeinem Kneipenzimmer muss doch noch die Möglichkeit zum Rauchen bleiben. Wo sollen die Raucher denn sonst hin?", fragt sich die Nichtraucherin. Sie könne die Aufregung auf dem Kaiserplatz gar nicht verstehen, meinte Brigitte Diederich.

Der strenge Raucherschutz in NRW sei genau richtig, stimmte ihr Christine Sanders zu, während Peter Müller als bekennender Raucher monierte, dass die aktuellen Proteste viel zu spät kämen. Der gesetzliche Zug sei doch längst abgefahren. Argumente wie das von Redner und Gastwirt Werner Kaschke auf der Bühne geäußerte, dass die Landesregierung mit dem Gesetz die Hauptsteuerzahler behindere, hätte man vor Verabschiedung des Gesetzes vehement zu Gehör bringen sollen.

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