César "El Wayqui" Villegas gastiert im Café La Victoria Reisen zwischen Welten und Zeiten

BONN · Einer der bekanntesten Geschichtenerzähler Perus kommt nach Bonn. Am Montag, 22. Juni, 20 Uhr, gastiert César "El Wayqui" Villegas ab 20 Uhr im Café La Victoria, Bornheimer Straße 57.

 Geschichten erzählt César "El Wayqui" Villegas

Geschichten erzählt César "El Wayqui" Villegas

Foto: Infoe

Die Kunst des Erzählens habe in Peru aufgrund des Fehlens einer Schriftsprache vor der Eroberung der Spanier eine ausgeprägte Tradition, erläuterte Anna Brietzke vom Veranstalter, dem Kölner Institut Infoe, den Wert der mündlichen Überlieferung, die ja auch in Europa zur Kulturgeschichte aller Völker gehört.

"Die von Villegas erzählten traditionellen Geschichten indigener Völker Amazoniens und der Anden stellen Reisen zwischen den Welten und der Zeit dar", so Brietzke.

"El Wayqui", also "der Bruder" aus Callao bei Lima, der bis Anfang Juli auf Deutschland-Tournee sein wird, kennt die peruanischen Erzählungen, Mythen und Legenden gar nicht mal primär aus seiner Familie. Als Heranwachsender habe er viel Radio gehört, denn leider hätten seine Großeltern und Eltern ihm als Kind nicht viele Geschichten erzählt, berichtet er. Mit 20 habe er seine Großeltern gebeten, ihm endlich alte Geschichten Perus nahezubringen. Die Großeltern sprächen Quechua, also die Hauptsprache der Indios und letztlich die Sprache der historischen Inka. Erst als Erwachsener habe er dann auch begonnen, Quechua zu lernen und sich die Welt der oralen Literatur seines Landes zu erschließen. "Ich erzähle alte Geschichten mit dem Geschmack der Gegenwart", erläutert er auf seiner Homepage.

Es handle sich also um Erzählmotive und -stränge, die über Zeiten hinweg weitergegeben wurden. Außerdem nutze er Texte einheimischer Autoren. "Das sind Geschichten, die mir unbekannte Reichtümer versteckt halten und die nur von und in dem Zuhörer selbst erschlossen werden können", so Villegas. Mit diesem Gepäck oraler Literatur habe er bislang schon 16 Länder in Lateinamerika und Europa bereist.

"Ich sehe es als mein Glück an, meine Wörter zu verbreiten", sagt der Mann, der inzwischen auch entsprechende Kurse gibt. Seit gut zehn Jahren sei er beruflich Erzähler, antwortet Villegas. "Davor hatte ich einen Bürojob und war nicht wirklich glücklich dabei." Er werde übrigens auch von Firmen engagiert, denn seine lebhaft vorgetragenen Geschichten könnten den Arbeitnehmern Lösungsansätze bei Problemen zeigen. "Natürlich komme ich auch in Schulen."

Er finde es schade, dass die Menschen heutzutage zu sehr mit Medien und Internet beschäftigt seien und der Phantasie und Vorstellungskraft kaum mehr einen Platz in ihrem Leben einräumten, so Villegas. Als Erzähler predige er keine Moral, sondern lasse die Geschichte sich selbst entfalten. Außerdem nutze er Musikinstrumente wie die "Tambor de agua", die Wassertrommel, oder die Calimba, ein von afrikanischen Geschichtenerzählern genutztes Instrument. "Fürs Geschichtenerzählen sind sowohl die Musik als auch die Geräusche, es ist aber auch die Stille wichtig."

Das Projekt

César "El Wayqui" Villegas kommt im Zuge des von der Stiftung Umwelt- und Entwicklung, Brot für die Welt und dem katholischen Fonds geförderten Projekts "Indigene Stimmen und Visionen" des Vereins Infoe (Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie, Köln) nach Bonn. Ziel ist es, zum Verständnis und zur Wertschätzung indigener Kulturen und ihrer Leistungen beizutragen. Damit soll ein Prozess gegenseitigen Lernens angestoßen werden. Infos auf www.infoe.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ein heiterer Tragiker
Unterm Strich: Lachen und leiden mit Thomas Bernhard Ein heiterer Tragiker
Aus dem Ressort