Tischfußballspieler in Bonn Reden ist beim Kickern verboten

BONN · Obwohl so viele Menschen im Saal des Maritim-Hotels Sport treiben, ist keine Stimme zu hören. Dafür klackert es. Und zwar so schnell, laut und mechanisch wie man es wohl sonst nur in einer Fabrik hört. "Reden ist den Spielern am Tisch verboten, sonst gibt es ein Foul", sagt Daniel Bettinger.

 Kickern, was das Zeug hält: An 80 Tischen spielen die mehr als 400 Tischfußballer im Hotel Maritim ihre Meister aus. Aus Berlin angereist (rechtes Foto) sind Kai Kaufmann (links) und Daniel Bettinger.

Kickern, was das Zeug hält: An 80 Tischen spielen die mehr als 400 Tischfußballer im Hotel Maritim ihre Meister aus. Aus Berlin angereist (rechtes Foto) sind Kai Kaufmann (links) und Daniel Bettinger.

Foto: Nicolas Ottersbach

Er trat am Wochenende in der Master-Klasse der 13. internationalen deutschen Meisterschaft des Vereins "Players 4 Players" im Tischkicker an. Mehr als 400 Spieler stehen an den 80 Turniertischen, die wesentlich robuster sind als die Geräte, die sonst in Kneipen stehen.

"Ball und Spielfeld haben beim Modell von Ullrich eine sehr griffige Oberfläche", sagt Kai Kaufmann, der mit Bettinger aus Berlin angereist ist. Dadurch lassen sich die 24 Gramm schweren Bälle besser kontrollieren, sind aber auch etwas langsamer.

"In Deutschland ist diese Kombination im professionellen Sport verbreitet, in den USA und Osteuropa ist es der Tornado-Tisch", erklärt Kaufmann. Eine Sonderstellung kommt den Saarländern zu: Sie kickern meist wie ihre französischen Nachbarn an alten Tischen, die noch Figuren aus Holz haben. "Die sind schon mehr als 30 Jahre alt und werden dementsprechend gepflegt", sagt Kaufmann.

Doch völlig egal, an welchem Tisch auch gespielt wird: Er muss immer absolut in der Waage stehen. Das überprüfen viele Sportler vor Beginn einer Partie. Kai Kaufmann und Daniel Bettinger wackeln an den Stangen, um zu sehen, ob deren Lager nicht ausgeschlagen sind. Und sind die Griffe nicht griffig genug, wird ein Band drum gebunden. "Je besser der Griff in der Hand liegt, umso besser kann man schießen", sagt Kaufmann. Bis zu sechs verschiedene Schusstechniken wendet er an, unter den Kollegen gilt er deshalb schon als "Zauberer". Er zieht oft die Bälle hin und her, wartet, bis sich eine Lücke in der Abwehrreihe auftut.

Bettinger, der Psychologie studiert, spielt dagegen völlig anders, "eher geradlinig und schnörkellos", wie er selbst es beschreibt. In der Master-Klasse dürfe man nicht zu verspielt sein, erklärt er. "Je höher man kommt, desto wichtiger ist auch das Auftreten", erläutert Bettinger. Früher waren beide nervös und hatten nicht selten zittrige Hände. Das hat sich allerdings inzwischen geändert: Die beiden Männer sind heute gelassen. "Die wirklich guten Spieler beherrschen alle Techniken gleich gut, da wird das Match mental entschieden", erklärt Kai Kaufmann. Deshalb sei auch das Reden am Tisch verboten.

Es wäre ohnehin auch viel zu anstrengend. Wenn die Kicker bei Turnieren ihre Tische verlassen, sind sie außer Puste und nass geschwitzt. Dauern die Wettkämpfe wie an diesem Wochenende in Bonn drei Tage, ist der Körper am letzten Tag des Turniers völlig ausgelaugt. An den Handgelenken ist die Haut von den drehenden Griffen aufgescheuert, der Rücken schmerzt nach den vielen Stunden in gebückter Haltung, und die Füße tun sowieso weh.

Und dennoch steht für Kai Kaufmann und Daniel Bettinger fest: Sobald sie wieder zu Hause in Berlin angekommen sind, stehen sie wieder am Kickertisch.

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