Mathematikturnier in Bonn Primzahlen, Tetraeder und Treppenstufen

BONN · "Rudi Rastlos nimmt beim Treppensteigen eine, zwei oder drei Stufen gleichzeitig. Er steigt eine Treppe von neun Stufen hinauf. Wie viele Möglichkeiten hat Rudi?" So - und was jetzt? Was bei den meisten Menschen höchstens Stirnrunzeln und Ratlosigkeit hervorruft, weckte bei den 340 Schülern im Saal erst recht Ehrgeiz.

 Die Köpfe rauchen in der Mensa Nassestraße. Mehr als 300 Schüler und Schülerinnen versuchen, in kürzester Zeit die Lösungen zu finden.

Die Köpfe rauchen in der Mensa Nassestraße. Mehr als 300 Schüler und Schülerinnen versuchen, in kürzester Zeit die Lösungen zu finden.

Foto: Barbara Frommann

In der Mensa Nassestraße trafen sich am Freitag Oberstufenschüler aus Bonn, der Region, aus Rheinland-Pfalz und sogar aus Hannover zum Bonner Mathematikturnier.

Bereits zum siebten Mal wurde der Wettstreit vom Hausdorff Center for Mathematics der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit den niederländischen Partnern der Radboud Universiteit Nijmegen und der Katholieke Universiteit Leuven ausgerichtet. In Belgien und den Niederlanden lösten Schüler zur selben Zeit die gleichen Aufgaben.

"Die Mathematik ist ein Baum mit starkem Stamm", begrüßte Professor Rainer Kaenders die Teilnehmer. Doch dieser Baum habe ganz unterschiedliche Äste, auf denen man hinaufklettern kann. Es gebe einfache und kompliziertere Wege. Zusammen mit seinen Kollegen in den Nachbarländern und seinem Bonner Team hatte er die Aufgaben erarbeitet. Die angemeldeten Schulen schickten jeweils ein Team von fünf Schülern.

Jede "Mannschaft" bekam einen Juror zugewiesen. Dieser teilte die Aufgaben nacheinander aus und kontrollierte gleich das Ergebnis. Wenn es richtig war, gab er die Stimmkarte mit 20 oder 30 Punkten ab. Allerdings durften die Juroren nicht helfen und keine Fragen beantworten. Wichtig war zudem, dass die Schüler die Aufgaben in Teamarbeit lösten.

Nicht nur die Oberstufenschüler grübelten über periodische Brüche, Tetraeder oder Gaußsche Primzahlen. Auch ein Team von Uni-Angehörigen sowie Lehrern stellte sich der Herausforderung. Vera Sixt, Mathematiklehrerin am Bonner Beethoven-Gymnasium, war eine von ihnen. Zwar war sie zu Beginn des Turniers schon sehr aufgeregt, nach einer Stunde konnte sie jedoch erst einmal tief durchatmen. "Es lief ganz gut", resümierte sie nach dem ersten Teil. "Jetzt macht es sogar richtig Spaß." Was ist ihr "Steckenpferd" in der Mathematik? "Das Wichtelproblem", erzählt sie. "In meinem Mathe-LK vor zwei Jahren haben wir uns daran festgebissen, als wir beim weihnachtlichen Wichteln ausrechnen wollten, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich mindestens eine Person selbst zieht", erinnert sie sich. Während die Schüler zu Beginn eine Staffel von 20 Aufgaben lösen mussten, ging es beim anschließenden Wettbewerb "Sum of Us" darum, erste Gehversuche in der mathematischen Forschung zu unternehmen.

Natürlich stand auch der Siegerpokal ganz im Zeichen der Mathematik. Denn dieser hat die Form eines symmetrischen Pythagorasbaums. Ihn durfte das Team des Beethoven-Gymnasiums mit nach Hause nehmen. Platz zwei sicherte sich die Christophorusschule aus Königswinter, auf dem dritten Platz landete das St. Ursula Gymnasium Brühl. Gleichzeitig ist den Lehrern und dem Profi-Team der Uni eine Sensation gelungen: Zum ersten Mal in der Turniergeschichte landete sie vor den Schülern. Ganz vorne lagen die Matheprofis.

Übrigens: Rudi Rastlos hat rechnerisch 149 Möglichkeiten die Treppe hinaufzusteigen.

Teilnehmer aus der Region

Friedrich-Ebert-Gymnasium, Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, Clara-Schumann-Gymnasium, Beethoven-Gymnasium, Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (alle Bonn); Amos-Comenius-Gymnasium Bonn, Aloisiuskolleg (beide Bad Godesberg); Integrierte Gesamtschule Beuel; Rhein-Sieg-Gymnasium, Albert-Einstein-Gymnasium (beide Sankt Augustin); Heinrich-Böll-Gymnasium Troisdorf; Städtisches Gymnasium Rheinbach; Christophorusschule Königswinter; Siebengebirgsgymnasium Bad Honnef; Gymnasium Calvarienberg Bad Neuenahr-Ahrweiler.

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