Bäder in Bonn Politiker für parallele Öffnung

BONN · Die städtische Bäderverwaltung soll unverzüglich bis zur Einstellung von noch zwei fehlenden Bademeistern das Schichtsystem so umstellen, dass alle Bonner Freibäder parallel geöffnet haben können.

Unter Umständen sollen die Öffnungszeiten verkürzt werden. Das beschloss der Stadtrat gestern Abend in seiner konstituierenden Sitzung auf Antrag von CDU, Grünen und FDP einstimmig bei wenigen Enthaltungen. Ob es dazu kommt und das zurzeit geschlossene Hardtbergbad doch noch vor dem 14. Juli wieder geöffnet werden kann, ist indes nach wie vor eher fraglich.

Die kleine Elisabeth (4), die vor Beginn der Sitzung im Stadthausfoyer mit anderen Kindern und Erwachsenen für die Öffnung aller Freibäder demonstriert hatte, dürfte da schon längst in ihrem Bettchen gelegen und geschlafen haben. Ihre Sorge, die Stadt könnte nach Öffnung des Hardtbergbads das Melbbad schließen, hat sich ohnehin erledigt.

Diesen ursprünglichen Plan hatte Sportamtschef Martin Herkt wieder in die Schublade gesteckt, nachdem er auf dem Arbeitsmarkt zwei zusätzliche Fachkräfte gefunden hatte. Damit wäre eine Öffnung des Melbbads wenigstens halbtags möglich, hatte die Verwaltung vorige Woche verkündet. Eine Lösung, die die Politiker allerdings nicht zufriedenstellte.

Hintergrund: Nach drei Unfällen in der Halle des Hardtbergbades vor einigen Wochen wollten Herkt und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch kein Risiko eingehen und jede Schicht unabhängig von der Zahl der Rettungsschwimmer mit zwei ausgebildeten Fachkräften, also Schwimmmeistern besetzt wissen. Mangels Personals entschloss sich die Verwaltung zunächst, das Melbbad und das Hardtbergbad in dieser Saison nur noch im Wechsel zu öffnen. Das löste eine große Protestwelle aus.

Herkt machte in der Ratssitzung deutlich, der Beschluss des Rates zur parallelen Öffnung aller Bäder sei nicht so ohne weiteres umzusetzen. "Das bedeutet einen erheblichen Eingriff in die Schichtpläne", sagte er, dafür benötige er mindestens anderthalb Wochen Zeit. Auch müsse der Personalrat der Änderung zustimmen.

Der Sportamtschef bat die Politiker noch einmal um ein paar Tage Geduld. Es gebe weitere Bewerbungen von Schwimmmeistern. Zwei würden noch benötigt. Möglicherweise könnten deshalb alle Freibäder ab dem 14. Juli wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten genutzt werden.

Obwohl sich alle in der Sache einig waren, kam es doch noch zu einem kurzen Schlagabtausch unter den Politikern. Georg Fenninger (CDU) warf der Verwaltung vor, mit ihren ursprünglichen Plänen zur wechselseitigen Öffnung "unverhältnismäßig" agiert zu haben. "Die Verwaltung hat bisher nur Argumente, wie es nicht geht", schimpfte er. Er sei nur heilfroh, dass in der Bäderfrage im Stadtrat Einigkeit herrsche.

FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich konnte es sich trotzdem nicht verkneifen, der alten schwarz-grünen Ratsmehrheit einen Seitenhieb zu versetzen: "Der Personalmangel hängt auch mit der verfehlten Politik von CDU und Grünen zusammen, die das Thema Bäder nicht langfristig angegangen sind", sagte er.

In die gleiche Kerbe schlug Michael Faber (Linke). "Ihre restriktive Personalpolitik hat zu diesen Einschränkungen geführt", kritisierte er. Rolf Beu (Grüne) gab sich gelassen. "Wir sind uns in der Zielsetzung einig", sagte er, "da sollten wir uns Schuldzuweisungen hier und heute ersparen".

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