Bäder in Bonn Nimptsch gibt dem Stadtsportbund Kontra

BONN · Der Streit um die Bonner Bäder geht weiter: Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hat am Freitag die heftigen Angriffe von Stadtportbund-Chef Michael Scharf zurückgewiesen, er würde den Bürgern mit falschen Zahlen vorgaukeln, Bonn habe eine XXL-Ausstattung an Schwimmbädern.

"Wir verfügen im Vergleich zu Düsseldorf und Köln mit neun öffentlichen Bädern und dem Sportpark Nord bei 320 000 Einwohnern über ein sehr großzügiges Angebot, das reduziert werden kann und reduziert werden muss", erklärte Nimptsch. Scharf hatte sich dagegen auf eine Untersuchung des Schwimmverbandes NRW und der Hochschule Rhein-Ahr-Campus berufen, die 2012 die Bäderdichte in 53 Städten und Regierungsbezirken in NRW verglichen hatte.

Durchgeführt wurde sie von Sportprofessor Lutz Thieme und seinen Studenten. Thieme, zugleich Vorsitzender der SSF Bonn, bot gestern bei einer Pressekonferenz des Stadtsportbunds (SSB) an, die Zahlen gerne mit der Stadt abgleichen zu wollen.

Nimptsch beruft sich dagegen auf Veröffentlichungen der beiden Bäder GmbHs, wonach in Düsseldorf zwölf öffentliche Bäder für 592 000 Einwohner und in Köln ebenfalls zwölf öffentliche Bäder sowie ein nicht-öffentliches Bad für Schulen/Vereine für mehr als eine Million Einwohner betrieben werden. Der Vergleich mit landesweiten Statistiken, in denen Bäder gezählt, aber nicht Wasserflächen verglichen würden, sei nicht hilfreich. Unterm Strich erwartet Nimptsch, dass nicht jeder an sich denkt und Sparvorschlage bei sich ablehnt.

Sportamtsleiter Martin Herkt widersprach dem Eindruck, es gebe keine Gespräche mit SSB und dem Stadtschwimmverband. Man habe zuletzt am Mittwoch zusammengesessen. Dass schon jetzt, vor Einbringung des Haushalts und Entscheidungen über die anderen Sparlisten, vier Bäder Knall auf Fall schließen sollen, hänge damit zusammen, dass vor der Freibad-Auswinterung im Februar Klarheit bestehen müsse.

Dieses Vorgehen macht auch die SPD, Nimptschs Partei, nicht mit. "Kurzfristige Schließungen kommen für uns nicht in Frage", sagte Ratsherr Dieter Schaper. "Wir wollen ein Gesamtpaket und den Haushalt komplett sehen und nicht Ruinen schaffen."

Dass Bonn eine XXL-Bäderausstattung habe, darüber kann Ute Pilger vom Stadtschwimmverband nur lachen. "Es ist eher XXS", sagte sie gestern. Die Schwimmgemeinschaft Wachtberg/Godesberg erneuerte das Angebot, das Kurfürstenbad zu übernehmen. Laut Herkt lehne die Stadt solche Betreibermodelle wegen des hohen Sanierungsstaus ab. "Denn das ist das Kernproblem."

Die SSF berichteten, schon 2005 habe man die Übernahme der Beueler Bütt vorgeschlagen, beim Frankenbad noch früher. "Bei der Bütt hatte man dadurch sofort 100.000 Euro sparen können, ohne dass sich für Badegäste etwas ändert", sagt Thieme. "Aber nach dem Wechsel des Amtsleiters hat es keine Gespräche mehr gegeben, geschweige denn Verhandlungen."

Laut Achim Dehnen vom SSB liegt das Problem auch darin, dass viele Einzelkosten der Bäder und Sportanlagen nicht bekannt seien. "Manche Anlagen wie der Sportpark Nord haben nur einen Stromzähler, über den alles läuft, wie sollen Vereine da planen?" Der Bonner Sport sei bereit zum Sparen, durch die Übernahme von Bädern und anderen Sportanlagen.

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