Alkoholmissbrauch an Karneval in Bonn Neun Karnevalsfeten für junge Jecke

BONN · Nach dem Aus für die After-School-Party auf dem Münsterplatz stellten Stadt und Polizei gestern ihr neues Konzept vor, wie und wo junge Leute an Karneval in Bonn feiern können, aber auch wie man dem Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen einen Riegel vorschieben möchte.

So soll es an Weiberfastnacht viele dezentrale Partys in den Jugendhäusern der Stadt geben - wie gehabt, ohne Qualm und Alkohol. Wie berichtet, will die Stadt so vor allem eins: Geld sparen. Denn Miete und Betrieb im Festzelt auf dem Münsterplatz schlagen jährlich mit rund 15 000 Euro zu Buche - Personal nicht mitgerechnet. Wie der GA erfuhr, überwies die Stadt allein 7000 Euro Zeltmiete an den Festausschuss Bonner Karneval.

Der Rest wurde für Musik, DJ, Licht und Sicherheitskräfte ausgegeben. Dieses Jahr betreiben wiederum die Bonner Stadtsoldaten das Zelt. Die After-School-Party steht auf der Liste mit Sparvorschlägen zur Haushaltskonsolidierung. Da es sich laut Stadt um eine freiwillige Leistung handelt, musste die Politik hier nichts beschließen. Sie mischt sich aber durchaus ein: Die Party "war immer ein Anlaufpunkt für die Jugendlichen aus Bonn, die sich ohne Alkohol sehr gut amüsiert haben", teilte FDP-Ratsfrau Gudrun Juhr gestern mit und hofft, die Feier über Spenden doch noch realisieren zu können. Das hofft auch die SPD, zumindest für das nächste Jahr.

Auf den verschiedenen Feten könnten Jugendliche "ihre laute und angesagte Musik hören", sagte Jugendamtsleiter Udo Stein und hofft, dass diese dezentralen Angebot genauso gut angenommen werden wie die Party im Zelt auf dem Münsterplatz, in dem vergangenes Jahr 1000 junge Menschen feierten. Wenn man den Haushalt konsolidieren wolle, "muss man sich auch von belieb- ten Dingen trennen".

Wenn es um Alkoholprävention geht, müsse diese laut Stein das ganze Jahr über im Elternhaus, in den Schulen und Vereinen stattfinden. Bei den nun angebotenen Partys gehe es vor allem darum, Spaß zu haben, ohne zu trinken.

  • Das unternehmen die Ordnungsbehörden: An Weiberfastnacht und Rosenmontag ist der Stadtordnungsdienst mit je 30 Leuten im Einsatz, teilte Carsten Sperling, Sachgebietsleiter Ordnungswidrigkeiten, mit. Erfreulich: Man habe vergangenes Jahr festgestellt, dass Jugendliche bewusster mit Alkohol umgegangen seien. An Weiberfastnacht habe man 65 große und 135 kleine Flaschen einkassiert, "50 Prozent weniger als 2013", so Sperling. Auch diesmal gilt: Werden Kinder und Jugendliche mit Alkohol erwischt, werden sie aufgefordert, die Flaschen auszuschüten. Wer betrunken ist, muss damit rechnen, nach Hause begleitet oder von den Eltern abgeholt zu werden. Schlimmstenfalls geht's direkt zum Arzt. Zudem will die Stadt darauf achten, dass Kindern in Kiosken kein Alkohol verkauft wird.
  • Polizei im Einsatz: Gerd Mainzer, Leiter der Polizeiwache Ramersdorf, sagte, dass 2014 in Beuel zehn Personen ins Gewahrsam genommen wurden. Der Polizei seien 20 Jugendliche bekannt, die betrunken zu Straftaten - Raub und Körperverletzung - neigten. Ihnen soll in Beuel ein Betretungsverbot für den Bereich der Zugaufstellung, die Innenstadt und die Rheinpromenade ausgesprochen werden. Wer sich nicht daran hält, müsse mit einem Bußgeld von mehreren hundert Euro rechnen. "Wir sind mit 80 bis 90 Beamten im Einsatz", sagte Mainzer.
  • Suchtprävention: Im achten Jahr ist nun der "Bonner Event Sprinter" im Einsatz, der im Sommer etwa in der Rheinaue auch bei Bierbörse, Rhein in Flammen oder den Flohmärkten steht. "Er feiert mit und bietet gleichzeitig präventive Hilfe", sagte Susanne Herrmann vom Amt für Soziales und Wohnen und Expertin für Suchtprophylaxe. Das Motto lautet "Konfetti statt Koma - Feiern Biss zum Morgengrauen". Entsprechend zieren Vampire die Werbung für das Angebot.

Am Sprinter können Jugendliche etwa Alkohol gegen andere kleine Geschenke eintauschen und einen Rauschparcours absolvieren. Zielgruppe sind vor allem Jugendliche, die vom Alter her schon Alkohol trinken dürfen. Ihnen wird vermittelt, wie das maßvoll geschehen kann - also nach einem Bier auch ruhig mal ein Wasser trinken. Ansonsten appelliert Stein: Erwachsene sollten im Straßenkarneval die Augen aufhalten, ob jemand zu jung für die Flasche Bier in seiner Hand ist, und die Jugendlichen durchaus auch ansprechen. Der Sprinter wird auch beim Karnevalszug in Tannenbusch am 7. Februar, beim Umzug in Ippendorf am 8. Februar und beim Rosenmontagszug, 16. Februar, eingesetzt. Bei Letzterem steht er an der Marienschule in der Altstadt, wo sich laut Klaus Kapellner, Leiter der Polizeiwache Innenstadt, auch die Aufstellfläche für den Rettungsdienst befindet.

Partys für Jugendliche

Die Stadt bietet Kindern und Jugendlichen eine Alternative zur weggefallenen After-School-Party - alle an Weiberfastnacht, 12. Februar.

- Jugendzentrum Dransdorf, Grootestraße 19, 15 bis 18 Uhr

- Jugendhaus Brücke Tannenbusch, Agnetendorfer Straße 2, 14 bis 18 Uhr

- Jugendzentrum " Flax", Beuel, After-Zoch-Party, Ringstraße 68, 12 bis 17 Uhr

- Haus der Jugend Kessenich, Reuterstraße 100, 14.30 bis 18.30 Uhr

- Jugendhaus Nordstraße, Nordstraße 77, 14 bis 18 Uhr

- Jugendzentrum Auerberg, Stockholmer Straße 23, 12 bis 16 Uhr

- Spielhaus "Am Weckhasen" in Friesdorf, Am Weckhasen 120, 14 bis 17 Uhr

- Kinderhaus "Uno" in Dransdorf, Mörikestraße 63, 14 bis 18 Uhr

- Spielhaus Medinghoven, Stresemannstraße 2a, 14 bis 17 Uhr.

Weitere Informationen zu den Jugendzentren auf www.bonn.de

Mehr Karneval auf www.kamelle.de

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