Bonn in Bronze Neues Modell zeigt die Stadt im 18. Jahrhundert

BONN · Als die Franzosen 1794 in Bonn einmarschierten, veränderten sie das gesamte Stadtbild. Ganze Kirchen rissen sie während der Säkularisation ab. Wie die Innenstadt mit ihren 10.000 Einwohnern davor ausschaute, kann man seit gestern auf dem Münsterplatz sehen.

Dort hat der Rotary-Club Bonn Süd Bad Godesberg zu seinem 50-jährigen Bestehen ein Bronzemodell aufgestellt. Historisch ist es aber nicht ganz korrekt.

"Das Schloss und der Hofgarten stehen noch in ihrer ganzen Pracht da", sagte Historiker Gisbert Knopp. Das Gebäude war nämlich 1777 durch ein verheerendes Feuer völlig zerstört worden. Knopp hatte seit rund anderthalb Jahren mit dem Künstler Friedemann Sander am Modell gearbeitet.

"Zeitweise hatte er sogar ein Bett bei mir aufgestellt", sagte Sander. Immer wieder gab es Verbesserungen und neue Erkenntnisse, die umgesetzt wurden. So stammt der Grundriss des Schlosses von erst vor Kurzem entdeckten Skizzen aus dem Nachlass eines Wiener Historikers.

Nachdem die ersten Pläne fertig waren, modellierte Sander die Stadt aus Wachs und eine Bodenplatte aus Ton. "Das Münster war dabei mein Orientierungspunkt", sagte er. Lediglich von der im 11. Jahrhundert erbauten Kirche gab es Maße und Zeichnungen, durch die es möglich war, die städtischen Größenverhältnisse im Maßstab 1:500 wiederzugeben.

"Nach einer Zeit bekam ich dafür ein Gefühl, dann wurde auch das Münster wieder verändert", so Sander. Der Münsterplatz ist dabei die historische Stadtmitte, umringt von alten Gassen und der Stadtmauer mit ihren Halbtürmen. Es fehlt der dünn besiedelte nördliche Teil der Altstadt, im Süden ist die Grenze auf Höhe der heutigen Beethovenhalle. Auf einer Plakette sind die Informationen zum Modell auch in Blindenschrift angebracht.

Dass am Stadtmodell in Zukunft Führungen anhalten, um die Historie zu erforschen, hofft der Präsident des Rotary-Clubs, Fritz Dreesen. Dessen war sich OB Jürgen Nimptsch sicher: "Bei dieser Schenkung an die Stadt zählt nicht der Preis von 50.000 Euro, sondern die historische Botschaft, die damit vermittelt wird." Für Gisbert Knopp ist es ein "öffentliches Lesebuch für die Stadtgeschichte". Dem Präsidenten im Jubiläumsjahr 2011 und Initiator Hermann Schäfer zeige es, wie "Bonn um das in seiner Einmaligkeit unterschätzte Münster wuchs".

Das komplette Konstrukt aus Sockel, Platte und Bronzemodell wiegt knapp anderthalb Tonnen. "Alles ist fest verankert, damit nichts gestohlen werden kann", sagte Polier Pedro Wachmann, der den rund 500 Kilogramm schweren Sockel mit einem Bagger aufgestellt hatte. Erst kurz vor der Einweihung war er mit den Pflasterarbeiten fertig geworden. "Wenn alle weg sind, muss ich noch mal nacharbeiten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort