Museum Koenig Bonner Wissenschaftler entdecken Großwaran
BONN · "Varanus nesterovi" ist eine große Entdeckung. Während den Wissenschaftlern sonst eher kleine, unscheinbare Gliederfüßer wie Spinnen, Tausendfüßer oder Insekten ins Netz gehen, hat die herpetologische Arbeitsgruppe um den emeritierten Professor Wolfgang Böhme am Bonner Museum Koenig eine neue Art des Wüstenwarans aus dem irakisch-iranischen Grenzgebiet entdeckt.
Es ist bereits die 17 Art aus der Familie der Warane, die die Bonner seit 1987 erstmalig beschreiben konnten. Gestern wurde die aktuelle Neuentdeckung in der Sankt Petersburger Fachzeitschrift "Russian Journal of Herpetology" veröffentlicht, denn in Russland war Böhme fündig geworden.
In der Magazinsammlung des Zoologischen Museums in Sankt Petersburg lagerten seit 1914 drei Exemplare des Wüstenwarans, die der russische Herpetologe Pavel V. Nesterov an der irakisch-iranischen Grenze gesammelt hat. "Er hat sie offenbar auch schon als neu erkannt, aber zu einer Beschreibung kam es durch die unruhigen Zeitläufte zwischen Oktoberrevolution und Zweitem Weltkrieg nicht mehr", berichtete Böhme gestern dem General-Anzeiger. Benannt wurde die neue Art deshalb auch nach ihrem Sammler und ersten Entdecker, der 1941 unter tragischen Umständen in einem sowjetischen Gefängnis starb.
Es stellte sich im Lauf der wissenschaftlichen Recherchen heraus, dass auch das amerikanische Nationalmuseum in Washington 1964 einen solchen Waran aus dem Südwest-Iran bekommen hatte, dessen Identität nicht geklärt werden konnte. Auf Basis dieser vier Exemplare konnte das aus Böhme und zwei seiner Studenten sowie zwei russischen Kollegen aus Sankt Petersburg bestehende Team nachweisen, dass diese großen, bis 1,20 Meter lang werdenden Echsen tatsächlich eine neue, noch unbeschriebene Art darstellen, deren schmales Areal sich entlang des Südwestrandes des Zagros-Gebirges erstreckt.
Fast alle Merkmale des neuen Warans sind im Vergleich mit seinen weit verbreiteten Verwandten ursprünglicher. Das deutet auf eine stammesgeschichtlich ältere Form hin. Warane stehen generell unter Artenschutz. Die neue entdeckte, ursprüngliche Art ist besonders gefährdet, weil sie nur in einem kleinen, politisch instabilen Gebiet vorkommt.