Knochenarbeit im Gleisbett Neue Schienen in der Südunterführung

BONN · Schrauben, schweißen, asphaltieren: Die Arbeiter in der Südunterführung haben jede Menge zu tun. Doch ein Ende ist in Sicht. Pünktlich zum Schulstart am Mittwoch, 12. August, soll die ersten Bahnen und Busse, aber auch Autos, die Unterführung wieder befahren könne.

 Die neuen Gleise in der Südunterführung sind verlegt. Die Arbeiter installieren nun die Entwässerung und asphaltieren bereits.

Die neuen Gleise in der Südunterführung sind verlegt. Die Arbeiter installieren nun die Entwässerung und asphaltieren bereits.

Foto: Barbara Frommann

Bis es soweit ist, müssen die neuen Schienen aber noch in ihren Schwellen befestigt werden - nicht nur in der Hitze ein Knochenjob. Koordiniert vom Baustellenmanagement wurden an der Stelle zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Bereits vor einer Woche hat die Stadt rund um die Unterführung Kanäle saniert und Leitungen verlegt.

Die Bahnen rollen wieder ab dem 12. August

Mit rund 300.000 Euro sei der Kostenrahmen eingehalten worden, sagt Tiefbauamtsleiter Peter Esch. Da die Straßenbahnen derzeit sowieso nicht fahren können, gibt es in den Ferien weitere Kanalsanierungen auf dem Schienenweg. Dort rollen die Bahnen ebenfalls wieder ab dem 12. August. Die Erneuerung eines Kanals in der Thomas-Mann-Straße soll noch an diesem Freitag abgeschlossen werden.

"Niederflurbahnen beanspruchen das Gleis am meisten", weiß Horst Wilding, Sachbereichsleiter Infrastrukturmanagement bei den Stadtwerken Bonn (SWB). Der Ingenieur zeigt mit Profilen einer nagelneuen und einer alten Schiene, wie groß der Verschleiß über die Jahre ist. Gut anderthalb Zentimeter Stahl sind an der Innenseite, an der das Rad entlanggeführt wird, verschwunden.

In der Unterführung hat die engste Kurve einen Radius von 17 Metern, was laut Esch auch im Straßenbau für Autos schon recht eng ist. Solch eine starke Kurve fahren die Bahnen in Bonn nur noch in der Schleife am Quirinusplatz in Dottendorf, wo 2016 nach zehn Jahren neue Gleise eingebaut werden müssen. Am Bonner Hauptbahnhof haben sie zwölf Jahre gehalten, waren zuletzt 2003 ausgetauscht worden. Gerade Stücke verschleißen langsamer und halten laut Wilding 30 bis 40 Jahre.

Trotz dünner Schienen - Keine Gefahr der Entgleisung

Auch wenn die Schienen dünner geworden sind, habe nie Gefahr bestanden, dass Züge entgleisten. "Die Gleise werden regelmäßig überprüft und nachgemessen", sagt Wilding. Man warte aber, bis die Verschleißgrenze erreicht werde. Je nach Abnutzung werde aber auch schon mal eine sogenannte Langsamfahrstelle eingerichtet.

Tempo 30 in der Südunterführung

In der Südunterführung könnten Straßenbahnen aber sowieso nicht schneller als Tempo 30 fahren. In den nächsten Tag wird es laut SWB-Sprecherin Veronika John weiterhin Schienenersatzverkehr mit Bussen geben. Die Linie 61 fährt derzeit nur zwischen Auerberg und Hauptbahnhof (unterirdisch über die Haltestelle "Stadthaus"), die 62 von Oberkassel bis zur Kennedybrücke und dann zur LVR-Landesklinik.

Wie die Gleise in der Senke der Unterführung verlegt werden, wissen die Mitarbeiter des Vermessungsamt der Stadt. Sie haben alle Maße dafür digital vorliegen. Die Behörde hat dann einen Biegeplan erstellt, damit das Walzwerk die neuen Schienen exakt formen kann. "Das ist eine Herausforderung", weiß Esch.

Mit einem sogenannten Schrauber, der zur Führung auf die neuen Gleise gesetzt wird, schraubt ein Arbeiter derzeit die Schienen auf den einbetonierten Schwellen fest. Die 18 Meter langen Stücke werden dann verschweißt, als Querverbindung werden Spurstangen zwischen die Gleisteile gespannt.

"Das ist wie ein Legobaukasten, halt nur ein großer"

Zudem gibt es eine neue Entwässerung über Löcher in den Schienen, denn darin dürfe sich laut Wilding kein Wasser sammeln. "Das ist wie ein Legobaukasten, halt nur ein großer." Die Baustelle ist recht beengt, auch wegen der geringen Höhe von nur 3,80 Metern. So können keine Lastwagen, sondern nur kleinere Maschine bei der Asphaltierung eingesetzt werden.

Von Januar bis Oktober 2016 wird dann das alte Pumpwerk saniert, damit bei Starkregen kein Wasser mehr in der Unterführung steht. Bislang wird Wasser von unten in den höher liegenden Kanal pumpt. Dabei ist die Pumpe selbst hochwassergefährdet und kann regelrecht absaufen. Nächstes Jahr werden nach Eschs Angaben ein Sandfang und ein Pumpschacht, beide zehn Meter tief angelegt.

Eine neue Pumpe wird höher eingesetzt, liegt später aber trotzdem oberhalb der Unterführung unter der Wiese und ist damit nicht zu sehen. Es wird dann auch noch einen neuen 23 Meter langen Stauraumkanal mit einem Durchmesser von 1,40 Metern geben. "Da passen 35.000 Liter Wasser hinein", sagt Esch. Dieses Becken hilft, weil nicht alles Wasser gleichzeitig in den Kanal geleitet werden kann.

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