Direkter Draht zwischen Bonn und Siegburg Neue Rettungsleitstelle ist fast fertig

BONN · Wenn es ganz schnell gehen muss, gibt es an den Arbeitsplätzen in der neuen Bonner Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst sogar Pedale unterm Schreibtisch. So haben die Mitarbeiter die Hände fürs Telefon frei, während sie ihre Bildschirme und Monitore ansteuern.

Sie können von hier aus nicht nur Rettungskräfte alarmieren, sondern auch die Tore einer Feuerwache öffnen oder das Licht im Ruheraum der Feuerwehrleute anschalten. 300.000 Telefonate, 100.000 Notrufe, 35.000 Notfalleinsätze und 30.000 Krankentransporte: Das ist das Pensum, das die Mitarbeiter der Leitstelle pro Jahr bewältigen müssen.

"Für uns ist der Notfall Alltag", sagt der stellvertretende Amtsleiter Carsten Schneider. Und für diesen Alltag müssen Feuerwehr und Rettungsdienst so gut wie möglich gerüstet sein. Deshalb zieht die Leitstelle im März in den Neubau auf dem Gelände am Lievelingsweg um, der rund neun Millionen Euro kostet.

Ortswechsel: Zurzeit klingeln die Telefone noch in der alten Leitstelle. Niedrige Decken, drangvolle Ende. Der Raum platzt buchstäblich aus allen Nähten. Sechs Plätze sind hier tagsüber ständig besetzt. Zwei Kollegen in Bereitschaft, die bei größeren Einsätzen unterstützen müssen, haben keine eigenen Arbeitsplätze.

Selbst die Krippe, die unterm Weihnachtsbaum steht, macht sich ganz klein. Wer hier 24-Stunden-Schichten schiebt, muss sich außerdem die Ruheräume mit den Kollegen teilen. Die neue Leitstelle nebenan ist drei Mal so groß: viel Licht, hohe Decken, modern ausgestattete Schreibtische.

Eine riesige, interaktive Stadtkarte an der Wand zeigt künftig , wo gerade Einsätze laufen. Auf die Bildschirme links und rechts daneben können zum Beispiel die Bilder aus dem Godesberger Straßentunnel geschaltet werden, den die Leitstelle ständig überwacht. Der Raum sieht fast fertig aus, an der Technik wird laut Projektleiter Marcus Hinz noch gearbeitet.

Es müssen große Mengen Daten hinterlegt werden, um Feuerwehr und Rettungswagen optimal steuern zu können. Das Besondere dabei: Die Bonner Leitstelle ist technisch mit der in Siegburg verknüpft. "Wir schaffen ein gemeinsames Kommunikationssystem mit dem Rhein-Sieg-Kreis", erklärt Schneider.

Das "Maximal-Szenario" sei, dass eine Leitstelle komplett in die Räume der anderen Leitstelle umziehen könne. "Der Bürger wird davon nichts merken. Es geht sofort jemand ans Telefon, es schickt sofort jemand Hilfe", sagt Schneider. Ein Komplettumzug ist allerdings eher unwahrscheinlich, andere Unterstützungsfälle dagegen sind durchaus denkbar.

"Wenn zum Beispiel eine große Rauchwolke über Bonn zu sehen ist, gehen mehr als drei Notrufe parallel ein", so Schneider. Da kein Anrufer länger als fünf Sekunden warten soll, können die Kollegen in Siegburg künftig ans Telefon gehen und die entgegengenommenen Daten direkt ins gemeinsame Einsatzleitsystem einspeisen.

In den Gängen des Neubaus dominiert nicht Feuerwehrrot, sondern ein frisches Grün. Die Garage für die Dienstfahrzeuge ist schon in Betrieb, und auch in einzelnen Ruheräumen sind Betten bezogen. Im Technikraum blinken die Server, doch der zentrale Konferenzraum, in dem ein Krisenstab tagen kann, ist noch verwaist.

Der bevorstehende Umzug entlastet nicht nur die Leitstellen-Mitarbeiter. "Wir warten händeringend darauf, dass die alten Räume frei werden", berichtet Carsten Schneider. Denn auch für Archiv, Abrechnung und Umkleiden braucht die Feuerwehr dringend mehr Platz.

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