Kommentar Mut zum Sparen

Es gibt Jobs, bei denen eine hohe Frustrationsschwelle Einstellungsvoraussetzung ist. In der "Projektgruppe Verwaltung 2015" zum Beispiel: Die achtköpfige Truppe soll die Stadtverwaltung auf Effizienz trimmen und beim Abbau von Personalkosten helfen.

Doch ihre Arbeit ist aus verschiedensten Gründen äußerst mühsam: Ganze 30 von mehr als 4000 Stellen konnten in zwei Jahren eingespart werden - viel zu wenig, um auch nur ansatzweise die regelmäßigen Tarifsteigerungen aufzufangen.

Zum Vergleich: 30 Stellen entsprechen rund 1,5 Millionen Euro im Jahr. Nach dem letzten Tarifabschluss wird Bonn aber ab 2015 allein für seine Beschäftigten (Angestellte/Arbeiter) rund 6,8 Millionen Euro mehr zahlen als bisher - der Gegenwert von etwa 130 Vollzeitstellen.

Dazu kommen dann noch die Gehaltserhöhungen der Beamten. Und so steigen die Personalkosten der mit 1,63 Milliarden Euro verschuldeten Stadt immer weiter. Sie sind der größte Ausgabenblock nach den Sozialkosten - und werden den städtischen Haushalt endgültig sprengen, wenn nicht ernsthaft gegengesteuert wird.

Das wird eine der wichtigsten Aufgaben für den neuen Stadtrat, der sich heute konstituiert. Laut Personaldezernent Fuchs gibt es die Faustregel, dass ein Personalabbau von etwa zehn Prozent möglich sei, ohne die Arbeitsfähigkeit eines Unternehmens zu gefährden.

Das gelte auch für die Stadtverwaltung. Aber Fuchs betont, dass Personalabbau mit dem Streichen von Aufgaben verbunden sei. Damit hat er völlig recht.

Wenn im Herbst die neue Haushaltsdebatte beginnt, geht es zur Sache: Die Verwaltung dürfte erneut vorschlagen, die Bürgerämter zu zentralisieren. Und dazu raten, Stadtteilbüchereien zu schließen, sobald das Haus der Bildung eröffnet worden ist.

Wahrscheinlich werden auch erneut Bäder zur Disposition stehen. Dann muss der Rat Farbe bekennen: Bloße Prüfaufträge an die "Projektgruppe Verwaltung 2015" reichen nicht.

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