Collegium musicum Musikalische Demonstration mit Mozarts Lacrimosa

BONN · Chor und Orchester des von der Schließung bedrohten Collegium musicum haben am Dienstag vor der Universität in Bonn auf ihre Lage aufmerksam gemacht.

Dienstagmorgen, 9.45 Uhr: Der Wind an der Hofgartenwiese frischt merklich auf. Die zahlreichen Musiker des Collegium musicum, die sich vor dem Uni-Hauptgebäude aufgestellt haben, müssen ihre Notenblätter noch einmal etwas fester an ihren Notenständern befestigen.

Die Musiker haben sich schwarz gekleidet - wie sonst für einen Auftritt vor großem Publikum. Dabei spielen sie nicht zum Vergnügen. "Es ist eine musikalische Demonstration", erklärt Magdalena Möhlenkamp, Vertreterin des Chores. Die Windböen könnte man als eine Art Symbol interpretieren, frei nach dem Motto: Sie bringen frischen Wind in eine verzwickte Angelegenheit.

Wie der General-Anzeiger berichtete, steht das vor rund 60 Jahren von Emil Platen gegründete Collegium musicum der Universität Bonn vor dem Aus. Auslöser der Krise sind Probleme bei der Neubesetzung der seit Ende des Wintersemesters vakanten Stelle des Akademischen Musikdirektors.

Ein Nachfolger für André Kellinghaus konnte bislang nicht gefunden werden - der Streit zwischen Uni-Leitung und den Mitgliedern des Collegium musicum entzündete sich vor allem an der Besetzung einer Findungskommission, die wiederum frühzeitig ihre Arbeit aufgab.

Da die Universitätsführung eine Interimslösung ablehnt, können die Musiker des Collegium musicum seit dem 1. April nicht mehr proben - Uni-Kanzler Reinhard Lutz hat die Schlüssel zu den Räumen des Collegium zurückgefordert. Kurz vor Beginn des Sommersemesters wurden die Schlösser ausgetauscht. Die weiteren Ensembles der Uni Bonn, darunter die Camerata musicale, die Big Band, der Jazzchor und das Akademische Orchester, dürfen weiterhin in den Räumen proben und musizieren.

"Wir haben heute eine sehr große Gruppe zusammenbekommen", freut sich Magdalena Möhlenkamp, "insgesamt sind wir 140 Leute, nur einige wenige konnten nicht kommen, weil sie Anwesenheitspflicht in der Uni haben." Kaum erklingen die ersten Takte des Lacrimosa aus Mozarts Requiem, bleiben die ersten Passanten stehen und genießen das spontane Konzert am Hofgarten. Während gespielt wird, sind weitere Ensemblemitglieder damit beschäftigt, die Passanten zu informieren.

Es werden Flugblätter verteilt und Unterschriften gesammelt. Die jungen Musiker wollen sich die "Generalpause", wie sie ihre aktuelle Situation bezeichnen, nicht bieten lassen und haben eine Online-Petition ins Leben gerufen. Mit der Petition "Generalpause - nein danke!" wollen sie für die Erhaltung des Collegium musicum kämpfen. Viele Passanten unterschreiben an Ort und Stelle. Am Dienstag um 11 Uhr hatte die Petition schon 2442 Unterzeichner, 5000 werden benötigt. Noch 33 Tage lang können sich Unterstützer anschließen.

Bei einer Online-Petition sollte es nicht bleiben: Um ein irreversibles Auseinanderbrechen der Ensembles zu verhindern, haben die Mitglieder den Probenbetrieb eigenständig organisiert. Geprobt wird nun außerhalb der Universität. "Das Orchester probt in der Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums und der Chor in der Aula des Clara-Schumann-Gymnasiums", erklärt Sängerin Magdalena Möhlenkamp.

Als Dirigenten konnten sie die Studenten Ansgar Eimann und Andreas Winnen verpflichten. "Finanziell werden wir ganz stark vom Allgemeinen Studierendenausschuss und der Gesellschaft zur Förderung des studentischen Musizierens Bonn unterstützt", sagt Möhlenkamp.

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